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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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krabbelte verzweifelt auf allen Vieren zum Hubschrauber. Er hatte gerade das linke Hinterrad erreicht, als ein weiterer Basilisk durch die Sträucher brach, gefolgt von einem zweiten und einem dritten.
    Vielleicht zwei Meter trennten ihn von der Treppe, die zur Luke hinaufführte. Doch d’Albret war klar, dass es zu spät war. Die Tiere waren über ihm. Er kroch hinter den Reifen, als könnte der ihn vor dem Angriff schützen, und zog sich an der trapezähnlichen Radaufhängung hoch. Er hörte Pérez etwas schreien. Der Peruaner brüllte so laut, dass er sogar den Lärm des Hubschraubers übertönte. Plötzlich verlor d'Albret den Boden unter seinen Füßen. Strampelnd bekam er einen Fuß auf die lange Radachse, die im Boden des Helikopters verschwand.
    Der Erdboden sackte schräg unter ihm weg. Einer der Basilisken sprang in die Höhe und bekam die Radachse zu fassen. Seine Fußklauen kratzten über die Unterseite des Hubschraubers. Pérez beugte sich aus der Luke und feuerte auf das Tier. Der Basilisk verlor den Halt und stürzte zurück zwischen seine Artgenossen. Dann waren die Tiere zwischen den Sträuchern verschwunden.
    D’Albret war erleichtert, als der Hubschrauber sich am Rande der Cocaplantage wieder dem Erdboden näherte. Sobald sie tief genug waren, sprang er auf den Boden, hastete zur Luke hinüber und kletterte mit Pérez’ Hilfe in den Hubschrauber. Diesmal schlossen sie die Luke. Während Carlos die Maschine steil in die Höhe zog, ließen sich die beiden Männer auf den Boden des Helikopters fallen.
    Schwer atmend beugte sich d’Albret vor und umklammerte seine zitternden Knie. Er hörte das gleichmäßige Brummen der Turbine und spürte den sanften Schwingungen der Rotoren nach. Es lag eine unwirkliche Ruhe in der Luft, geschwängert mit dem Geruch nach Benzin und Tod.
    Langsam kam er wieder zu Atem. Er schaute in die Gesichter seiner Begleiter. Francesco Pérez hatte einen Verbandskasten entdeckt und desinfizierte die Wunde von MacLoughlin und seine eigene. Dann versuchte er, sie provisorisch zu verbinden.
    Als er fertig war, setzte er sich auf einen der Klappsitze, die Beine weit von sich gestreckt, die Augen geschlossen, als würde er einer Musik lauschen, die nur er hören konnte. Schauer überzogen hin und wieder die Haut seines nackten Oberkörpers. Das mit Kerosin getränkte Hemd hatte er weggeworfen. Seine rechte Hand ruhte auf seiner Gürteltasche, als wollte er verhindern, dass jemand ihm das Ding stahl.
    Brea MacLoughlin schaute aus einem der runden Bullaugen. Doch ihr Blick schien nicht auf den grünen Dschungel gerichtet zu sein, der sich endlos unter ihnen dahinzog, oder einen der tausend mäandernden großen und kleinen Wasserläufe, in denen sich das Sonnenlicht spiegelte. Ihr Blick verlor sich irgendwo jenseits der grauen Wolkenungetüme am Horizont. Hin und wieder zuckte sie zusammen, wenn die Teile ihres verletzten Schlüsselbeins sich verschoben. Aber es kam kein Laut über ihre Lippen. In ihrem Schoß lag die Tasche, die Arie van der Merwe im Augenblick seines Todes verloren hatte.
    Nora Tilly erwiderte d’Albrets Blick. Ihre hellen Haare starrten vor Schmutz, Flecken überzogen ihre blasse Haut und das helle Hemd. Tiefe dunkle Ringe hatten sich unter ihren Augen ins Gesicht gegraben.
r vraben.Was muss in dieser Frau vorgehen, fragte sich d’Albret. Ihr Freund Robert York war tot, vor ihren Augen ermordet von ihrem Geliebten Arie van der Merwe. Sie war betrogen und missbraucht worden. Sie hatte ihr Ziel, das Gold der Inkas zu finden, erreicht, doch um welchen Preis? Und nur, um es gleich wieder zu verlieren. Alles war vergeblich gewesen. Und doch lag etwas in ihrem Blick, etwas, das man nicht gleich sah. Ein trotziges Funkeln, das hier und da aufblitzte, wenn man ihr lange genug in die Augen schaute.
    Und was würde sie in seinen Augen sehen?, fragte er sich. Vermutlich nichts. Denn in diesem Augenblick fühlte er tatsächlich nichts. Er war tot. Er hatte mit dem Leben abgeschlossen, als die Basilisken über ihn gesprungen waren. Sein Leben war vorbei gewesen, als das letzte Reptil die Klaue über ihm erhoben hatte. Alles, was er danach noch getan hatte, war das unbewusste Verhalten eines Zombies gewesen, der nicht akzeptieren wollte, dass es vorbei war. Und dieser Zombie musste sich erst wieder in einen Menschen verwandeln, der das Leben spürte.
    Er sah hinaus. Mit mehr als 200 Kilometern pro Stunde raste der Hubschrauber über die Landschaft dahin.
    Plötzlich hörte
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