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Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom
Autoren: Wolf Paul
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schlug er den Umhang zurück und stapfte davon. Frauen! dachte er dabei: Frauen! Man konnte mit ihnen einfach nicht reden.
    Er stieg über die Treppe vom Bugkastell und suchte die Brücke auf. Sie war verlassen, selbst Caeryll hatte sich tiefer in die Wand aus Lebenskristallen zurückgezogen, so daß nicht einmal seine Konturen darin zu sehen waren.
    Die DRAGOMAE-Kristalle lagen noch so auf dem Steuertisch, wie Mythor sie zusammengestellt hatte. Sie lagen im Kreise aneinandergereiht da, so daß sich ihre Spitzen im Mittelpunkt trafen. Aber der Kreis war nicht geschlossen, denn dafür genügten die acht Bausteine nicht. Es fehlten noch zwei, um diese Figur zu vollenden.
    Als hätte Shaya seine Gedanken gehört, meldete sie sich wiederum in seinem Geist. Und sie sagte einen Reim auf, mit dem sie ihn schon in Lyrland zum Kampf gegen Darkon hatte aufwiegeln wollen.
    »Fünf Mummen sind des Natax Zier.
    Erkämpfst den neunten Kristall Du Dir,
    Dann sind’s der Mummen nur noch vier.«
    »Ich werde kämpfen, wenn es an der Zeit ist«, sagte Mythor fast trotzig, während er auf die DRAGOMAE-Kristalle starrte.
    Plötzlich erstrahlte über ihnen ein unwirkliches Licht, aus dem sich das schöne Antlitz von Shaya herausbildete. Mehr als je zuvor erinnerte ihn ihr Anblick an Gwasamee, die Kometenfrau aus der Gruft hinter den Wasserfällen von Cythor, dem ersten Fixpunkt des Lichtboten.
    Shaya lächelte wissend; Mythor empfand dieses Lächeln als aufreizend. Er hatte den Eindruck, als würden alle Frauen, mit denen er zu tun hatte, auf ihn herabsehen.
    »Entspanne dich, Mythor«, sagte Shayas sanfte Stimme. »Es besteht kein Grund für dich, so gereizt zu sein. Du hast gute Fortschritte mit den Zauberkristallen erzielt. Du weißt jetzt, daß jeder Baustein des DRAGOMAE eine besondere Aufgabe und Wirkung hat. Obwohl sie alle gleich aussehen, ist keiner wie der andere. Jedem Kristall wohnen spezielle Kräfte inne, jeder hat besondere Eigenschaften, doch ergänzen und verstärken sie sich gegenseitig. Das hast du bereits herausgefunden, und du hast auch erkannt, daß du mit jedem weiteren Kristall mehr erreichen kannst, daß jeder Baustein zusätzliche Macht bedeutet. Willst du darauf verzichten?«
    »Mir geht es nicht um Macht«, sagte Mythor. »Ich suche nach tieferen Erkenntnissen, um die Welt und das Leben besser verstehen zu können. Ich möchte erfahren, warum Lichtgötter so grausam wie gegen die Nykerier sein können.«
    »Das war nicht Grausamkeit, sondern Gerechtigkeit, und du müßtest es wissen, Mythor«, sagte Shaya so milde wie immer. »Wenn du weitere Bausteine in deinen Besitz gebracht und das Studium des DRAGOMAE lange genug betrieben hast, wirst du die Erkenntnisse gewinnen nach denen du so verzweifelt suchst. Doch darfst du nicht erwarten, daß dir die fehlenden Bausteine in den Schoß fallen. Du weißt, daß es zwanzig der Zauberkristalle gibt, und daß sich der einundzwanzigste auf wunderbare Weise bildet, wenn du alle zwanzig Bausteine zusammengefügt hast.«
    »Das habe ich bereits in Erfahrung gebracht«, sagte Mythor. In den knapp zwei Wochen, die er sich mit den DRAGOMAE-Bausteinen befaßte, hatte er aber noch weit mehr Einsichten gewonnen.
    Für Mythor war dieses Studium wie eine Reise ins Reich der Weißen Magie gewesen.
*
    Damals in Vilges Hain, auf der Amazoneninsel Ganzak, hatte er mittels eines einzelnen Steines Caerylls Karte lesen können. Mythor wußte jetzt, daß dies der Grundstein des ganzen DRAGOMAE war, und er hatte ihm die Nummer eins gegeben.
    Auch die anderen Kristalle hatte er nach Gebieten, Farben und Aspekten ordnen können. Er hatte sie inzwischen alle klassifiziert, ohne jedoch nachträglich feststellen zu können, welcher Baustein von Inscribe stammte oder welchen er aus der Königscruse geborgen hatte. Nur von dem Baustein Nummer eins wußte er, daß er von Vilge stammte.
    Das war weiter auch nicht wichtig, für ihn zählte vor allem, daß er die Eigenschaften eines jeden einzelnen Bausteins herausfand. Und nun genügte es ihm, einen Kristall einfach zu berühren, um sagen zu können, welcher Kategorie er zugehörte und welchen Aspekt er hatte.
    Am meisten war er jedoch von der Erkenntnis überwältigt gewesen, daß es sich mit den DRAGOMAE-Bausteinen ähnlich verhielt wie mit den sieben Fixpunkten des Lichtboten.
    Die sieben Fixpunkte waren nicht nur Verstecke für die Waffen des Lichtboten, sondern sie sollten auch geistige Werte vermitteln und standen symbolisch für die Kräfte
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