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Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Mythor - 129 - Fluch über Nykerien

Titel: Mythor - 129 - Fluch über Nykerien
Autoren: Terrid Peter
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schlechter war.
    Es lag nicht nur das Geld des Dicken auf dem Tisch; das andere Glitzertürmchen hatte mir gehört, mühsam zusammengespielt in den letzten Wochen. Ich war nur um Haaresbreite einer Messerstecherei entgangen, hatte mir zweimal ein blaues Auge geholt, und in einer Reihe von ländlichen Schänken hing nun ein Strick an der Wand, um mich beim nächsten Besuch damit aufzuknüpfen.
    So mühsam und gefahrvoll ich meine Beute erworben hatte, so wenig Lust hatte ich nun, sie gegen einen Geldsack ohne Hirn und Würfelgefühl zu verlieren.
    Ich tätschelte dem Dicken die Wange.
    »Nimm es leicht«, sagte ich gönnerhaft. »Bist halt ein armes Schwein.«
    Er zuckte zusammen, stierte mich an. Nun war er seines Sieges sicher und griff abermals nach den Würfeln. Ich lehnte mich zurück, grinste breit und sah ihn an.
    Er hatte alle Chancen der Welt, mir den Beutel zu leeren – aber er war wirklich zum Verlieren geboren.
    Mit zitternden Händen würfelte er – und es kam genau der Wurf, den ich brauchte.
    Der Dicke sah hoch, ließ den Würfelbecher fallen, stierte mich an, griff zum Pokal, tat einen Schluck – und fiel bewußtlos vom Sessel. Wieder bekam ich einen anerkennenden Schlag auf die Schulter.
    »Noch jemand?« fragte ich und strich meinen Gewinn ein. Bei Nadomir, das Sümmchen machte den Beutel schwer. Ich konnte ein Jahr lang davon leben, ohne eine Hand rühren zu müssen – und das in einer Schänke der besseren Sorte, wo die Betten weicher, die Weine besser, die Braten fetter und die Mädchen jünger waren als hier.
    »Bei allen Lichtgöttern, du bist wirklich der größte Spieler von allen, Sadagar«, stieß einer meiner Bewunderer hervor. »Wie machst du das?«
    »Mit Glück«, sagte ich. Ich rollte mit den Augen. »Und natürlich mit Schwarzer Magie. Die Würfel waren verzaubert.«
    »Aber… es waren doch seine Würfel.«
    Ich lächelte geheimnisvoll.
    »Das eben ist ja das Magische daran«, sagte ich. In dem Schädel schwappte um diese Abendstunde schon soviel roter Wein hin und her, daß er den Sinn meiner Worte nicht mehr zu begreifen vermochte. Der Freund lächelte blöde, als habe er verstanden, schnappte sich seinen Becher und trollte sich.
    Es wurde Zeit für mich, das Lokal zu wechseln. Wenn ich länger hier verweilte, war die Versuchung und die Gefahr zu groß, daß mein Gewinn in den nimmersatten Gurgeln etlicher Leute verschwand, die ich zu Beginn des Gelages noch nicht gekannt hatte und die jetzt jeden Eid schwören würden, meine ältesten und besten Freunde zu sein. Wenn es dafür einen Becher Wein gab, war jeder mein Freund.
    »Heda, Wirt, ich will zahlen. Und lege noch eine Runde für jeden meiner Freunde dazu.«
    Über das Gesicht des Wirtes flog die Andeutung eines Lächelns, dann sah er mich betrübt an.
    »Du willst nicht länger bleiben? Gefällt dir mein Haus nicht?«
    Der Spruch war abgegriffen wie die Münzen, mit denen der Halunke herausgab – aber er paßte immer wieder.
    »Freund«, sagte ich so laut, daß jede Unterhaltung erstarb. »Wäre die Suppe so warm gewesen wie der Wein, der Wein so alt wie das Huhn, das Huhn so rundlich wie deine Bedienung und deine Bedienung so willfährig gewesen wie deine Tochter, – ja dann… aber so werde ich gehen.«
    Durch das allgemeine prustende Lachen blitzte es zornig aus den Augen des Wirtes. Mochte er sich beleidigt fühlen…
    Mit der Rechten packte ich zu und umklammerte sein Handgelenk. Ein Aufschrei ging durch die Schar der Gäste, als sie das Messer in der Hand des Wirtes erkannten.
    »Töte nicht den Boten, meuchle den Urheber der schlechten Nachricht«, sagte ich. »Pack dich, Kerl!«
    Ich stieß ihn zurück, daß er der Länge nach auf dem Boden landete. Die Dielenbretter krachten.
    Als ich draußen war, konnte ich ein Grinsen nicht unterdrücken. Der Trick hatte also wieder einmal geklappt – der Wirt in seiner Wut hatte über dem Abstechen völlig das Abkassieren vergessen. Jetzt war er zu beidem nicht gekommen – und er war bei den anderen Gästen mit einer Runde im Wort.
    Es war ratsam, diesen Straßenzug von Nykor nicht länger unsicher zu machen; wenn ich dem Wirt vor Ablauf von ein paar Jahren wieder begegnete, konnte es mir schlecht gehen.
    Nun, es gab andere Gegenden in Nykor. Gelegen an der Silbersee, Handels-, Hafen- und Königsstadt in einem, war Nykor eine der reichsten Städte überhaupt, die Bewohner fett und träge, die Scheuern güterprall. In den Hafenbecken standen die Masten wie ein Wald, aus
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