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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land
Autoren: Wolf Paul
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schalt Darkon die Schlange. »Wie konntest du die Carlumer an jenen Ort führen, an dem in Xatan der zukünftige Feldherr unserer Heerscharen heranwächst. Willst du verhindern, daß dereinst das Dunkel über das Licht siegt? Du hast mich verraten – oder kannst du einen anderen Grund für deine Handlungsweise nennen?«
    »Ich konnte nur diesen Weg wählen, um aus dem Tillornischen Knoten zu schlüpfen, in dem man mich gefangenhält«, rechtfertigte sich die Schlange. »Aber ich handelte nicht aus Selbstsucht. Ich schickte Carlumen auch darum auf die Reise nach Tra-Zylum, um die Fliegende Stadt von Corchwiils wölfischen Kriegern vernichten zu lassen.«
    »Verfluchte Närrin!« schimpfte Darkon. »Siehst du jetzt, was du angerichtet hast? Die Krieger der Lichtwelt haben beim Anblick der Fliegenden Stadt ihre letzten Kräfte gesammelt und zum Sturm gegen Tra-Zylum geblasen. Und Corchwiil wagt es nicht, die Waffen gegen Carlumen zu richten, weil er deine Anwesenheit spürt. Er muß denken, ich hätte dich in einem Auftrag mit der Fliegenden Stadt geschickt. Er läßt die Waffen ruhen und wartet ab. Dies ist eine verhängnisvolle Konstellation, Yhr, die du da heraufbeschworen hast.«
    »Du könntest vor Corchwiil hintreten und ihm befehlen, Carlumen zu vernichten«, schlug Yhr vor. »Dann wären wir alle unserer Sorgen enthoben.«
    »Ich kann mich nicht einmischen.« Darkon war nicht in der Laune, Yhr die komplizierten Zusammenhänge zu erklären und über die wahrscheinlichen Entwicklungen zu sprechen. Der Herr der Finsternis wollte nichts heraufbeschwören, was die Existenz Xatans bedrohen konnte.
    »Yhr«, fuhr Darkon fort, »bring die Carlumer fort von diesem Ort. Schick sie dahin zurück, woher sie gekommen sind.«
    »Aber damit wäre ich wieder im Tillornischen Knoten gefangen«, gab die Schlange zu bedenken.
    »Du mußt einen anderen Weg in die Freiheit suchen«, erwiderte Darkon. »Einen, mit dem du den Plan nicht gefährdest.«
    »Schenke Xatan Carlumen, damit er an diesem Spielzeug seine Kräfte erproben kann«, schlug Yhr vor, und sie fügte die gewichtige schwarzmagische Formel an: »XATAN AXATA TAXAT ATAXA NATAX.« Und die Umkehrung: »NATAX ATAXA TAXAT AXATA XATAN.«
    »Blinde, törichte Schlange!« fluchte Darkon. »Erkennst du nicht die Omen? Merkst du nicht, daß Carlumen die Erfüllung dieses Spruches verhindern könnte? Xatan ist noch ein Kind und dieser Belastung noch nicht gewachsen… Genug der Worte! Schicke Carlumen auf die Reise. Irgendwohin. Nur weit weg, fort von Xatan. Gehorche auf der Stelle, oder…«
    Yhr entfleuchte, bevor Darkon die Drohung aussprechen konnte.
    Mythor landete auf einer Terrasse, die von steinernen Dämonenstatuen getragen und zwischen zwei hohen Erkern eingebettet war. Schon beim Anflug hatte er beobachtet, daß der Junge über Treppen und Brücken zu der vermeintlichen Landestelle eilte. Mythor schloß daraus, daß irgend etwas an ihm sein mußte, das Xatan faszinierte und eine geradezu magische Anziehungskraft auf ihn ausübte.
    Kaum hatte Mythor den Flugdrachen zusammengelegt, da tauchten in dem Torbogen zwei Wolfsmänner auf. Sie gingen mit langen, vierzackigen Spießen auf ihn los. Er hielt sie sich mit Alton vom Leibe, wurde aber bis zum Geländer zurückgedrängt. Als einer der Wolfsmänner mit dem Vierzack nach ihm stieß, durchschlug Mythor mit dem Gläsernen Schwert den Schaft der Waffe. Er ging nun seinerseits zum Angriff über. Der andere Wolfsmann gelangte in seinen Rücken und wollte ihn von hinten niederstrecken. Mythor durchschaute diese Absicht aber und sprang zur Seite, so daß der Angreifer seinen Artgenossen aufspießte. Mythor nutzte seine Verblüffung und schlug ihm die Waffe aus der Hand.
    Nun wollte der Wolfsmann mit bloßen Händen auf ihn losgehen. Aber da erklang vom Portal ein heiseres Bellen. Der Wolfsmann zögerte für einen Moment, dann wandte er sich um und floh.
    »Da bist du wieder, Mythor«, sagte die bekannte, krächzende Kinderstimme aus dem Halbdunkel des Torbogens. »Ich wußte, daß du mich finden würdest. Und ich habe mich darauf gefreut.«
    »Ist es richtig, daß du Xatan bist?« fragte Mythor.
    »Ja, so werde ich genannt«, sagte der Junge und machte einige trippelnde Schritte auf die Terrasse.
    »Aber weißt du auch, was einst aus dir werden soll?« fragte Mythor.
    »Ich weiß nur, daß ich mich in dieser Burg langweile«, sagte Xatan. »Darum unternehme ich gelegentlich Ausflüge aufs Schlachtfeld. Das gefällt mir schon
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