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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land
Autoren: Wolf Paul
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besser. Ich jage nämlich gerne, die Jagd macht Spaß.«
    Mythor fragte nicht, worauf Xatan Jagd machte, er konnte es sich denken. Dennoch konnte er sich nicht vorstellen, daß dieser Junge für irgendeinen Kämpfer der Lichtwelt eine Gefahr bedeutete.
    »Im Augenblick bin ich auch ein Jäger«, sagte Mythor und näherte sich vorsichtig.
    Der Junge lächelte wölfisch.
    »Ich weiß, du willst mich«, sagte er. »Dann fange mich doch!«
    Als Mythor nach vorne sprang, wirbelte Xatan herum und verschwand im Torbogen. Mythor folgte ihm und sah ihn in einer Türöffnung verschwinden, die in ein Stiegenhaus führte. Er lauschte kurz, und als er von oben ein Keuchen vernahm, hastete er die Wendeltreppe hinauf. Er gelangte auf einen Treppenabsatz mit zwei Türen. Die eine führte ins Freie auf einen Wehrgang hinaus.
    Mythor wollte schon diesen Weg nehmen, als er durch die andere Öffnung ein verhaltenes Kichern vernahm. Sie führte ins Innere des Hauptturms. Mythor kam in einen langen, von einer einzigen Öllampe erhellten Gang. Er sah die kleine Gestalt gerade noch durch einen Seitengang verschwinden. Xatan drehte sich sogar noch nach ihm um und fletschte die Zähne in einer höhnischen Grimasse.
    Als Mythor die Abzweigung erreichte, zögerte er kurz. Er nahm seinen Umhang ab und hielt ihn mit der Schwertspitze in den Seitengang hinein. Nichts passierte. Als Mythor vorsichtig um die Ecke blickte, war von Xatan nichts mehr zu sehen. Aber eine Tür am Ende des Ganges glitt gerade seufzend zu. Dahinter war ein scharrendes Geräusch zu hören.
    Xatans Absicht war klar, er wollte Mythor in die Tiefe des Turmes locken, bis er sich in dem Labyrinth aus Gängen und Räumen verirrte. Aber soweit würde es Mythor nicht kommen lassen.
    Er erreichte die schwere Holztür, riß sie auf und ging gleichzeitig dahinter in Deckung. Wieder passierte nichts. Mythor trat hinter der Tür hervor und gelangte in eine große Halle, die von zwei Säulenreihen gestützt wurde. Dreißig solcher Säulen, jede fünfzehn Schritt von der anderen entfernt, bildeten eine Reihe. Jede fünfte Säule besaß eine Wendeltreppe, die in obere Bereiche führte. Dort gab es entlang der Seitenwände fünf übereinanderliegende Laubengänge.
    Am Ende der endlos scheinenden Halle erhob sich ein Podest, das stufenförmig angeordnet war. Dort stand eine zehnmannshohe Dämonenstatue, die ein Wesen darstellte, das einen menschlichen Körper, aber den Kopf eines Wolfes hatte. Corchwiils Ebenbild!
    Links und rechts davon aber gab es zwei Steinsäulen, die quadratische und mit Ornamenten verzierte Tafeln trugen. Es handelte sich um getreue Nachbildungen jenes Monuments aus den Ruinen, an dem Mythor Xatan zum erstenmal begegnet war. Die eine Steintafel trug auch dieselbe Inschrift:
    XATAN
    AXATA
    TAXAT
    ATAXA
    NATAX
    Die andere aber wies die Umkehrung dieser Wortfolge auf:
    NATAX
    ATAXA
    TAXAT
    AXATA
    XATAN
    »Ist das dein Tempel?« rief Mythor, während er im Schutz der Säulen in die Halle hineinschritt, seine Stimme widerhallte von den Wänden. »Hast du mich hierhergelockt, um mich auf Corchwiils Altar zu opfern?«
    Mythor blieb stehen, und mit dem Rücken zu einer Säule ging er um diese herum. Öllampen, die an Ketten von der hohen Decke hingen, verbreiteten einen flackernden Schein. Überall tanzten Schatten und wollten ihn narren, aber von dem Jungen war nichts zu sehen.
    »Hier bin ich«, hörte er seine flüsternde Stimme.
    Mythor stürzte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Doch kaum hatte er die vermeintliche Stelle erreicht, erklang spöttisches Kinderlachen hinter ihm.
    »Nein, Mythor – hier bin ich!«
    Mythor wandte sich in die mutmaßliche Richtung, nur um festzustellen, daß er wieder genarrt worden war. Denn nun schien Xatans flüsternde Stimme aus Richtung der Opferstatue zu kommen.
    »Hier, habe ich gesagt. Hörst du mich denn nicht?«
    »Ich höre dich wohl«, rief Mythor. »Aber ich mache dein Spiel nicht mit.«
    »Doch, das wirst du«, hörte er Xatan sagen, und seine Stimme kam wieder von ganz woanders. »Ich habe nämlich beschlossen, dich auf Tra-Zylum zu behalten. Du wirst mir von nun an die Langeweile vertreiben. Oder warum, glaubst du, habe ich die Wolfer daran gehindert, dich zu töten? Sie warten nur darauf, dich in Stücke zu reißen. Aber ich will dich als Spielgefährten haben.«
    Mythor war inzwischen klargeworden, daß die Bauweise dieser Tempelhalle für eine besondere Klangwirkung sorgte. Xatan hockte irgendwo in seinem Versteck
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