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Mythor - 119 - Das sterbende Land

Mythor - 119 - Das sterbende Land

Titel: Mythor - 119 - Das sterbende Land
Autoren: Wolf Paul
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suchte das nächste Tor in der Wehr auf und verließ Yirzahoo. Er schritt über den rissigen Boden, der im Schein der Flammenbäume zu glühen schien, immer den einen Baum vor Augen, in den der seltsame Blitz eingeschlagen hatte.
    In seinem Rücken erklangen Tombuls anfeuernde Rufe, und er wußte, daß es die Stimme des Schamanen war, die ihm die Kraft zum Weitergehen gab.
    Hoch über ihm erklang ein vielstimmiges, schauriges Krächzen. Ein Schwarm von Drachen war aufgetaucht. Sie kreisten über dem brennenden Wald – und dann stürzten sie sich nacheinander in die Tiefe. Rings um Proscul schlugen ihre Körper auf dem Boden auf. Nur zwei Drachen aus dem Schwarm fanden ihr Ziel: Ihre Körper prallten gegen flammende Bäume, spalteten sie und brachten ihr Feuer zum Erlöschen.
    Tombuls Stimme war in der Ferne verklungen. Für einen Moment wollte Proscul die Kraft verlassen. Aber der vom Blitz getroffene Baum war schon zum Greifen nahe. Noch einmal raffte er sich auf und tat die wenigen Schritte, um den Stamm zu erreichen. Erschöpft lehnte er sich gegen die rissige Rinde, um ein wenig auszuruhen. Und auf einmal war er ganz ruhig.
    Er blickte hoch zur leuchtenden Flammenkrone, und damit schwand der letzte Rest von Todesangst. Nun erst erkannte er, daß das Feuer dieses Baumes nichts Verzehrendes an sich hatte. Aus der Nähe boten sich die unzähligen einzelnen Flämmchenherde als bunte, leuchtende Blüten dar.
    Und inmitten dieser lichten Blütenpracht strahlte ein Ding noch heller und in wunderbaren Farben, spiegelte das Licht der vielen Blütenkerzen wider, ohne zu blenden. Proscul war nicht bange, als er den krummen Stamm hochkletterte. Erst als er das spiegelnde Ding erreichte, begann sein Herz schneller zu schlagen.
    Es war ein Kristall mit dreieckigen Flächen, von jener Form also, die Tombul aus den Fetischen herausgelesen hatte. Der Kristall lag in einer Astgabel und war halb verborgen hinter einigen Feuerbüscheln.
    Proscul schob sich über den Ast vorsichtig näher, und als er in Reichweite des Kristalls war, griff er danach. Da schoß eine andere Hand heran und langte nach der funkelnden Kostbarkeit, der Botschaft des rohnischen Schutzpatrons Goolux. Aber Proscul war schneller, umfaßte den Kristall und verstaute ihn augenblicklich in einem seiner beiden. Beutel.
    »Gib ihn mir!« kreischte der Troll Vesperal. »Alles, was sich im Garten Nowow findet, ist mein.«
    Vesperal stürzte sich auf Proscul, und die beiden rangen miteinander. Dabei traf Proscul den Troll so unglücklich, daß er den Halt verlor und in die Tiefe stürzte. An seinem wüsten Geschimpfe und Gefluche erkannte Proscul, daß er sich bei dem Sturz nicht ernstlich verletzt haben konnte.
    Bevor er selbst hinunterkletterte, pflückte er rasch eines der Feuerbüschel und steckte es in seinen Leibgurt. Vesperal schimpfte hinter ihm nach, als er an ihm vorbeirannte. Proscul hörte nicht darauf. Er wollte auf dem raschesten Weg nach Yirzahoo. Doch war das gar nicht so leicht, weil nun alle möglichen Tiere und Unholde den Garten Nowow bevölkerten.
    Sie liefen oder hüpften plan- und ziellos umher, versuchten, zu den Flammenkronen hochzuspringen und rannten gegen die Stämme der flammenden Bäume an.
    Auch die Bewohner der Lüfte, von den gefürchteten Drachen bis zu den winzigen Irrwischen, waren nun völlig außer Rand und Band. In ganzen Schwärmen flogen sie in den Luftraum des Gartens Nowow ein und versuchten, mit ihren Körpern das Licht der Feuerkronen zu löschen. Manchmal gelang das, aber sie fanden dabei immer den Tod.
    Proscul mußte einem Rüsseltier ausweichen, das ihn fast niedergetrampelt hätte, bevor er das Stadttor von Yirzahoo erreichte und sich in Sicherheit bringen konnte.
    Er übergab Tombul den Kristall.
    »Ah«, machte der Schamane, während er den pyramidenförmigen Kristall mit den dreieckigen Flächen mit großen Augen betrachtete.
    Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck, und er fragte streng: »Was hast du da?«
    Er griff Proscul an den Gürtel und nahm das Feuerbüschel an sich. Die vielen Blüten strahlten immer noch in ihrem geheimnisvollen Feuerschein.
    »Es ist verboten, Feuer aus dem Garten Nowow zu stehlen«, sagte Tombul mit unheilvoller Stimme. »Du könntest dafür mit Blindheit geschlagen oder aber mit Aussatz bestraft werden. Ich muß dir einen Zaubertrank bereiten.«
    Tombul nahm Proscul mit in seine Behausung. Und während rings um Yirzahoo das Chaos immer weiter um sich griff, braute Tombul aus
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