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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain
Autoren: Wolf Paul
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Mißbilligung entgangen, als ich Mythor im Nassen Grab in den Tod schickte? Du empfandest Bewunderung für ihn, weil ich ihn als einen Mann wie den legendären Caeryll bezeichnete. Doch er war eine Gefahr für Vanga. Wie es einst auch Caeryll war, der das Verhängnis über jene Namenlose brachte, die du als Schwarze Mutter kennengelernt hast. Wer weiß, ob diese Zaubermutter ohne den Einfluß Caerylls gescheitert wäre. Vanga braucht die Krieger Gorgans nicht, Fronja keinen Sohn des Kometen! Ich habe Mythor geprüft und für gefährlich befunden, darum mußte er sterben. Ich werde dir etwas verraten, Burra, was eigentlich nicht für deine Ohren bestimmt ist. Wenn Fronja sterben muß, damit wir Vanga retten, dann hat Mythor sie auf dem Gewissen.«
    »Nein!« entfährt es mir. Ich kann es nicht glauben.
    »Doch, ich weiß es von ihm selbst«, sagt Zaem bestätigend. »Er hat Fronja nicht absichtlich in Gefahr gebracht, sondern unwissentlich. Als ich Mythor in den Katakomben von Acron zum erstenmal prüfte, da erfuhr ich, daß er, als er noch in Gorgan weilte, Fronjas Bild über dem Herzen trug. Doch ein dämonischer Schatten raubte es ihm und konnte so mittels Bildmagie seinen verderblichen Einfluß auf Fronja nehmen. Seit damals ist unsere Erste Frau von den Dunkelmächten bedroht - und kann nicht mehr gerettet werden. Sie muß von ihrem Schicksal erlöst werden, bevor sie zum Werkzeug dämonischer Mächte werden kann, die Vanga vom Hexenstern aus erobern. Zahdas Glaube, daß der Sohn des Kometen Fronja hätte retten können, gehört ins Reich der Fabel. Männer dürfen in Vanga keine Entscheidungen herbeiführen. Es gibt nur den von mir gewählten Weg, Burra, glaube mir.«
    »Dann laß es mich tun!«
    »Die Zeit ist noch nicht reif.« Zaem sagt es im Zorn. »Zahda hat es geschafft, die bislang unparteiischen Zaubermütter Zedra und Zirri für sich zu gewinnen. Zusammen mit ihren Verbündeten Zeboa, Zonda und Zumbel haben sie einen Schutzwall um Fronja errichtet, den ich noch nicht durchbrechen kann. Ich muß zu meinem Bedauern gestehen, daß ich noch nicht einmal weiß, auf welche Weise sie die Tochter des Kometen schützen. Aber sie haben einen so starken Zauber gewirkt, daß Fronja keine Träume mehr sendet. Keinen einzigen Traum, zu niemandem mehr auf ganz Vanga!«
    Zaem atmet schwer. Aber sie sammelt sich schnell wieder, setzt wieder ihre starre Maske der Unnahbarkeit auf.
    »Aber das wird Zahda nichts nützen«, fährt Zaem fort. »Ich habe die Kraft, einen Gegenzauber zu schaffen, der den Schutzmantel von sechs Zaubermüttern sprengen kann. Auch ich bin nicht allein, Zoud, Zanni, Ziole und Zytha sind mit mir. Und ich habe in dir, Burra, eine geeignete Vollstreckerin. Der Tag ist nicht mehr fern, da ich dich holen werde, damit du tust, was unvermeidlich ist.«
    »Ich bin jederzeit bereit!« versichere ich.
    »Das genügt nicht.« Zaem bringt ihr Gesicht ganz nahe an meines. »Fronja zu erlösen und Vanga zu retten, muß zu deinem sehnlichsten Wunsch werden, zum einzigen, dich völlig beherrschenden Gedanken. Es muß so sein, als seiest du nur darum geboren worden, um eines Tages Vanga diesen Dienst erweisen zu können.«
    Und mit diesen Worten entschwindet sie aus meiner Kemenate.
    Die Erinnerung an meine Mutter Gaida, die von ihrem Mahn Jodrel vergiftet worden war, wühlt mich auf. Das muß Zaem auch bezweckt haben: Männer sind Gift für Vanga! Aber Zaem kennt nicht den Zwiespalt, in den ich mich dadurch gebracht habe, daß ich Mythor vor dem sicheren Tod rettete. Nur ändert das letztlich nichts. Wenn ich meine Mission am Hexenstern erfüllt habe, werde ich meine Burg aufsuchen und Mythor im Zweikampf töten. Das ist ein würdigerer Tod für einen Krieger, und ich finde, ein Sohn des Kometen hat keinen schlechteren verdient.

1.
    Wir lagerten unweit der Absturzstelle von Vilges Ballon. Tertish hatte die erste und vierte Wache übernommen, ich die dritte und letzte. Auf mein Gläsernes Schwert gestützt, darauf vertrauend, daß mich seine Kraft munter hielt, hatte ich über die Ereignisse der letzten Tage nachgedacht. Meine Gedanken drehten sich um Fronjas Schicksal, aber zwischendurch war immer der Name des legendären Caeryll in meinem Geist aufgeblitzt.
    Da hörte ich das verräterische Geräusch von irgendwo aus der Morgendämmerung.
    Nebel lag über dem Land und gab den Blick nur auf wenige Schritt frei. Ich lauschte einer Wiederholung des Geräusches, und ich brauchte nicht lange zu warten. Ein Scharren,
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