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Mythor - 087 - Der Hexenhain

Mythor - 087 - Der Hexenhain

Titel: Mythor - 087 - Der Hexenhain
Autoren: Wolf Paul
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wie von Stiefeln über Fels, war zu hören. Es wiederholte sich wie ein Echo, dann verdreifachte es sich. Die Geräusche kamen nun ganz deutlich von oberhalb des Felsvorsprungs, unter den wir uns vor der Nässe und Kälte der Nacht zurückgezogen hatten. Und dann kollerten einige Steinchen herab, fielen Tertish geradewegs auf die Füße.
    Die Amazone schien einen leichten Schlaf zu haben, denn sie schreckte sofort hoch. Ihr erster Blick galt der Handfläche ihrer Linken, die wie leblos neben ihrem gestählten Körper lag. Sie sah kurz auf das Sternmal, das ihr am Letzten Ort von Spayol ins Fleisch geschnitten worden war, dann wandte sie sich mir zu.
    Ich hielt den Zeigefinger an den Mund, um ihr Schweigen zu gebieten. Sie verstand, blickte sich wachsam um und richtete sich vorsichtig auf.
    Jetzt hörten wir über uns verhaltenes Murmeln. Tertish verzog spöttisch die Mundwinkel; so unvorsichtige Gegner konnte sie nur belächeln. Ich streckte drei Finger aus, um ihr anzuzeigen, mit wie vielen wir es vermutlich zu tun hatten. Tertish nickte. Sie deutete nach links und verwies mich auf die andere Seite.
    Gerade als ich mich entlang des Felsüberhangs auf die rechte Seite bewegte, rührte sich Vilge. Sie hatte ihren Kopf beim Schlafen auf die pralle Ledertasche gebettet, als gelte es, einen kostbaren Schatz zu behüten.
    Ich wartete, bis sie die Augen aufschlug und mit dem Heben des Kopfes meinen Blick kreuzte, dann gebot ich auch ihr durch ein Zeichen Stillschweigen. Aber sie zeigte nur ein belustigtes Lächeln, erhob sich und formte die Hände am Mund zu einem Trichter. Gleich darauf stieß sie einen schrillen Schrei aus.
    Von oben erklangen tumultartige Geräusche und Schritte, die sich hastig entfernten. Bei der überstürzten Flucht traten die Unbekannten einige größere Felsbrocken los, die uns vor die Füße fielen.
    »Bist du übergeschnappt?« fragte Tertish die purpurne Hexe.
    »Keineswegs«, gab Vilge lächelnd zurück. »Das waren Diener der Kila Halbherz. Sie sind leicht zu schrecken, aber auch unberechenbar. Es ist besser, sie nicht zu nahe kommen zu lassen.«
    »Ich hätte gerne einen von ihnen gefaßt, um mehr über diese Kila Halbherz zu erfahren«, sagte ich und blickte Vilge fragend an. Als sie nicht darauf reagierte, fragte ich geradeheraus: »Was hat es mit dieser Frau auf sich?«
    »Du wirst es schon noch erfahren, Mythor«, sagte Vilge ausweichend und warf Tertish einen seltsamen Blick zu. Burras Amazone wandte sich ihrem Lager aus Reisig zu und stieß mit dem Fuß hinein, wie um sich zu vergewissern, daß sie darin nichts von ihrer persönlichen Habe vergessen habe. Der Blickwechsel der beiden erschien mir wie eine stumme Absprache, das Thema Kila Halbherz in meiner Gegenwart nicht zu erörtern.
    »Brechen wir auf«, beschloß Vilge, warf sich den Purpurmantel um die Schultern, mit dem sie sich zugedeckt hatte und der sie als Hexe des 7. Grades auswies. »Es ist besser, wir machen, daß wir wegkommen, bevor uns Kila mehr ihrer erbärmlichen Kreaturen auf den Hals hetzt.«
    Vilge überprüfte den Verschluß ihrer Tasche, bevor sie sie sich über die Schultern warf und den Riemen an ihrem Leibgürtel festhakte. Dann marschierte sie los, ohne sich um uns zu kümmern. Tertish wartete wie ein Wachhund, bis ich zu der Hexe aufschloß, bevor sie sich ebenfalls in Bewegung setzte.
    »Wie sollen wir zu Fuß unser Ziel erreichen und rechtzeitig nach Burg Narein zurückkehren?« fragte ich.
    »Wir werden eine Möglichkeit finden«, sagte Vilge knapp.
    So kannte ich sie nicht. Auf Burg Narein, wo ich sie in der Bibliothek kennengelernt hatte, war sie überaus zuvorkommend, ja, geradezu aufdringlich gewesen, als sie erfuhr, daß ich die Burgchronik nach Unterlagen über den legendären Mann Caeryll durchforschte. Sie hatte sich mir als Caeryll-Forscherin zu erkennen gegeben und behauptet, daß sie in ihrem Hain im Süden von Ganzak, einige Tagesmärsche von Burg Narein entfernt, eine große Sammlung von Schriften und Relikten von dieser Legendengestalt habe.
    Damit köderte sie mich und erwirkte von Swige von Narein, die Erlaubnis, mit mir ziehen zu dürfen. Burras Amazonen stellten jedoch die Bedingung, daß wenigstens Tertish als Begleitung mitkam. Die anderen blieben auf der Burg zurück, um sie gegen die Belagerer aus der Sippe der Horsik zu verteidigen. Tertish sollte wohl darauf achten, daß ich nicht das Weite suchte. Doch das war überflüssig. Meine Freunde Gerrek, Scida und Kalisse waren auf Burg
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