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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe
Autoren: W. K. Giesa
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er sich in seinen kühnsten Wachträumen ausmalte, wie er das Ungeheuer besiegte, wischte, aus größerer Höhe kommend, einer der riesigen Fangarme auf ihn herab!
     
     
    *
     
    Gerrek schrie auf und preßte sich eng an die Ballonhülle, deren Mitte er inzwischen erreicht hatte. Knapp zwei Handspannen an ihm vorbei peitschte der Fangarm durch die Luft und wurde wieder in die Höhe gezogen. Es dauerte einige Herzschläge, bis der Mandaler erkannte, daß er noch nicht erkannt worden war. Es hatte sich um keine gezielte Aktion gehandelt.
    Die Medusen, von vielen auch Luftgeister oder wegen ihres Aussehens fliegende Pilze genannt, waren gefährliche Kreaturen, die aus der Schattenzone kamen, sich aber auch gerne im Luftraum über dem Meer der Dämmerzone herumtrieben. Sie waren am ehesten mit Quallen zu vergleichen.
    Die Luft war ihr Element, und sie bestanden auch fast nur aus Luft. Ihre Schirmkörper bestanden aus einem zähen, schwer zerstörbaren Material, das des öfteren Verwendung beim Bau von Ballons für die Luftschiffe fand. Sie saugten die Luft in sich hinein und preßten sie ruckartig durch eine schmale Öffnung an der Unterseite ihrer Körper wieder aus. Das ergab einen Rückstoß, der die leichten Körper sprungartig davonschießen ließ, worauf sie eine Zeitlang mehr oder weniger bedächtig segelten, bis der nächste Sprung erfolgte. Größe und Färbung war vielfältig, oftmals leuchteten sie in vielen Farben und besaßen aufregende Zeichnungen. Doch diese Farbenpracht und Schönheit täuschte nur zu leicht über ihre Gefährlichkeit hinweg. Denn ihre zweimal zwölf Fangarme sonderten ein klebriges Gift ab, das ätzend wirkte und in manchen Fällen sogar Menschen zu töten vermochte, und wen sie erst einmal mit ihren Saugnäpfen an der Unterseite der Fangarme festhielten, den ließen sie nicht mehr los.
    Und der Druck, der beim »Luftsprung« entstand, wenn sie die angestaute Luft aus der Körperöffnung stießen, reichte aus, kleinere Schiffe, die zufällig in diesen Luftstrahl gerieten, zu zerschmettern. Ein Mensch war auf jeden Fall verloren.
    Dennoch gab es zuweilen Wesen, die es wagten, die Medusen als Transportmittel zu benutzen. Bewohner der Schattenzone nisteten sich häufig im unteren Teil des Schirmes ein, sorgsam verborgen zwischen den Nesselfäden und in ziemlicher Sicherheit. Sie vermochten die Medusen sogar nach ihrem Willen zu steuern. Wie sie das fertigbrachten, war noch immer ein Rätsel; die Vermutungen gingen dahin, daß sie die rüsselartige Luftöffnung in bestimmte Richtungen zu ziehen verstanden.
    Und mit so einem Luftgeist hatten es die beiden Passagiere des Zugvogels nun zu tun. Die Meduse schien, der Größe des Fangarms, nach, noch recht jung zu sein, das entschuldigte in Gerreks Augen auch zum Teil ihre Dummheit, sich am Zugvogel zu vergreifen - die Luftgeister ernährten sich für gewöhnlich von kleineren Tieren und griffen nur selten etwas an, das ihre eigene Größe überstieg -, machte sie aber nicht weniger gefährlich.
    Vorsichtig kletterte Gerrek weiter. Er sah jetzt ungefähr fünf der Fangarme, von denen zwei ständig in alle Richtungen tasteten und die anderen sich an der Ballonhülle festgesaugt hatten. Drohend klebte die junge Meduse wie eine riesige Beule an dem Ballon.
    Gerrek wußte, daß er nicht mehr viel näher herankommen konnte, ohne von einem der herumirrenden Fangarme erwischt zu werden. Der Ernst des Lebens begann; er mußte zum Angriff übergehen. Mit den Greifzehen krallte er sich an einem Haltegriff fest, ebenso mit der Linken, und mit der Rechten zog er das Kurzschwert aus der Scheide.
    Er holte zum ersten Schlag aus, als einer der Fangarme wieder herankam - und verfehlte ihn, weil das lange, bewegliche Ding zur Seite zuckte.
    Im nächsten Moment schwenkte der Arm wieder herum und griff nach dem Mandaler.
    Der Beuteldrache schrie entsetzt auf, als sich die Saugnäpfe an ihm festsetzten…
     
     
    2 .
     
    Rasend schnell kamen die Klippen heran. Die letzte Windbö hatte den Drachen falsch erwischt. Der Held Honga konnte ihn nicht mehr halten. Seine und Oniaks Anstrengungen waren vergeblich.
    Stumm klammerte Ramoa, die Feuergöttin, sich fest, während der Drache wie ein Stein in die Tiefe stürzte.
    »Honga!« kreischte Oniak entsetzt. »Tu etwas!«
    Es half nichts mehr.
    Tiefer raste der Drachen, Spielball der Winde, nachdem der Tukke das Halteseil durchgebissen hatte. Der Drachen war in südlicher Richtung davongetrieben worden, über das Meer
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