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Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Mythor - 054 - Vina, die Hexe

Titel: Mythor - 054 - Vina, die Hexe
Autoren: W. K. Giesa
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.«kalten Griff«.
    »Wie ist es nun?« fragte er verdrossen. »Kannst du das Viech da oben nicht wegzaubern, damit ich endlich wieder meine Ruhe habe?«
    »Du hast schön bessere Witze gemacht, mein Lieber«, stellte Vina trocken fest. »Wenn ich es könnte, würde ich dir jetzt nicht den Befehl geben, hinauszuklettern und das Biest in handliche Scheiben zu zerschneiden. Hurtig, hurtig! Je eher du oben bist, um so eher hast du wieder deine Ruhe!«
    Für einen Augenblick war Gerrek sprachlos. Mit heruntergeklapptem Unterkiefer, einen langen Rachen preisgebend, in dem so allerlei an eßbaren Dingen verschwinden konnte, starrte er Vina an. Die Hexe lächelte.
    »Das war ein Befehl, Gerrek«, sagte sie nachdrücklich.
    »Du mußt wahnsinnig sein!« stieß der Beuteldrache hervor, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. »Mich - mich, ausgerechnet mich, den einzigen Beuteldrachen, den es überhaupt gibt, schickst du dort oben hinauf? Weißt du überhaupt, in welche Todesgefahr du mich da schickst? Ich werde von diesem Ungeheuer gefressen werden, und die Welt ist um ein ganzes Drachenvolk ärmer! Kannst du die Verantwortung dafür übernehmen?«
    Wieder schaukelte die Gondel, heftiger als zuvor, und bewies, daß die Meduse sich immer heftiger damit beschäftigte, mit ihrer ätzenden Säure Löcher in den Ballon zu fressen, offenbar in der Hoffnung, im Innern etwas Eßbares zu finden.
    »Wenn du nicht gehst, stürzen wir ab und sind beide tot«, erklärte Vina.
    »Klar!« schimpfte Gerrek. »Ein Toter ist ja auch weniger schlimm als zwei! Du bist herzlos. Warum gehst du nicht selbst hinauf?«
    »Ich bin eine Hexe, aber keine Amazone«, stachelte sie ihn auf. »Du aber bist jung und kräftig. Dir wird es leichtfallen, die Meduse zu…«
    »Ich! Immer ich!« schrie Gerrek und fuchtelte wild mit den Armen. »Immer die Kleinen!«
    Vina streckte nur noch wortlos einen Arm aus und deutete auf die Deckenluke.
    »Ich gehe ja schon«, murmelte Gerrek. »Darf ich mich wenigstens vorher noch warm anziehen?« Er nahm einige der Felle auf und schlang sie sich um den Oberkörper. In diesen luftigen Höhen war es empfindlich kühl, zumal sie sich noch in der Nähe der Schattenzone befanden. Dann öffnete der Mandaler, nachdem er die kleine Behelfstreppe halb hinaufgestiegen war, die Deckenluke und turnte, immer hoch leise vor sich hin zeternd, nach oben. Eisiger Wind empfing ihn und ließ ihn erschauern.
    Vina, die Hexe vom roten Feuer, sah dem Beuteldrachen nach. Sie war gar nicht so ruhig, wie sie sich gab. Der Zugvogel war noch nicht lange wieder unterwegs, seit sie die Insel Tau-Tau verlassen hatten. Irgendwo ihnen voraus mußte der Held Honga dahintreiben. Aber vielleicht war er in andere Windströmungen geraten… niemand wußte es. Und jetzt hatte sich eine Meduse am Ballon des Luftschiffs festgesetzt. Diese Kreaturen, die aus der Schattenzone kamen, waren nicht ungefährlich. Wenn es dieser Bestie gelang, den Ballon zu durchlöchern, war die Mission des Zugvogels schneller beendet, als es zu erwarten gewesen war.
    Vina und ihr schrulliger Gefährte waren so etwas wie Kundschafter, die mit dem Luftschiff am Rand der Dämmerzone kreuzten und beobachteten. Ihre Aufgabe war es festzustellen, ob sich gefährliche oder wundersame Veränderungen ergaben, die vielleicht bedrohliche Entwicklungen für Vanga nach sich ziehen mochten. Wenn so etwas geschah, hatte Vina Alarm zu geben - oder auch selbst in das Geschehen einzugreifen und verhindernde Maßnahmen zu ergreifen.
    Zu den Dingen, auf die sie zu achten hatte, gehörte auch jenes wundersame Ereignis, dessenthalben der Zugvogel Tau-Tau aufgesucht hatte. Die Kunde, daß der Held, Honga wiedergeboren sei, war an ihre Ohren gedrungen, und so hatte Vina den Zugvogel zu jener Insel gelenkt, um dieses Wunder selbst zu schauen. Sie wußte, daß es auf den Inseln die Legende der Wiedergeburt gab, doch war niemals nachprüfbar gewesen, ob einer jener Wiedergeborenen diesen Vorgang tatsächlich hinter sich gebracht hatte. Und wenn jemand als Held den Tod fand und als Held wiedergeboren wurde, nicht als kleines Kind, so war dies ein geradezu unerhörtes Ereignis, dem nachzuspüren wichtig war.
    Aber Vina und Gerrek waren zu spät gekommen. Sie sahen nur noch einen feuerspeienden Vulkan, dessen Lavamassen die angriffslustigen Tukken aus den Zonen des Bösen verschlangen, und jene Tukken, die dem glutenden Strom entgingen, wurden von den Tau niedergemacht. Der Drachen, mit dem der Held Honga zum
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