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Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten

Titel: Mythor - 036 - Die Inseln der Verfemten
Autoren: Peter Terrid
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ein Blick in die Augen hätte mich warnen müssen. Aber es ist wie immer, ich bin zu gutmütig, viel zu vertrauensselig, jeder kann mich überlisten und übers Ohr hauen. Glaubst du mir nicht? Es ist wahr, bei meiner Ehre, die keine geringe ist, das wird dir jeder bestätigen, der mit Garaschi aus dem Lande Morautan jemals Geschäfte gemacht hat, und wer hat das nicht, an allen Küsten der Strudelsee.«
    Eine Antwort war nicht zu hören.
    »Ich hätte es wirklich ahnen sollen, ich Narr. Schon als ich in meiner Heimat die Ladung gekauft habe, feinsten Tabak, musst du wissen, aus getrockneten Mondblumen, handverlesen, von ausgesucht schönen Pflückerinnen, die nebenbei… Aber das gehört nicht zur Sache. Wie gesagt, es war eine prachtvolle Ladung. Sie hätte mich zum reichsten Mann machen können, wenn ich nicht schon zum einen reich wäre und zum anderen eigentlich viel zu gutmütig, zu feilschen. So eine Ladung bekommt man als Seehändler nicht alle Tage, das sage ich dir. Erstklassiger Mondblumentabak, das Feinste vom Feinen, ein Fass nach dem anderen. Und sichere Abnehmer dazu. Ich sollte ja eigentlich darüber schweigen, weißt du, es ist ein großes Geheimnis, und ich habe geschworen, nie, niemals, unter gar keinen Umständen, selbst im Angesicht des Todes, davon zu reden. Aber wir sind ja unter uns, und das mit dem Tod ist wohl nur eine unverbindliche Floskel.«
    Eine längere Pause entstand.
    »Ich habe nämlich nicht nur normale Kundschaft, Händler und Privatleute, die sich so etwas Feines leisten können, weißt du, nein, ich verhandle mit ganz anderen Leuten. Garaschi aus dem Lande Morautan ist kein kleiner Händler, so einer von der geschwätzigen Sorte, die zehn Stunden brauchen, um ein lausiges Stück Stoff einem farbenblinden Narren anzudrehen, ich nicht, das kannst du mir glauben. Ich mache mit ganz anderen Leuten Geschäfte, mit hochgestellten Herren, mit Leuten, die Einfluss haben und zahlen können. Ohne fetten Gewinn macht ein Garaschi aus Morautan nicht die weite und unvorstellbar gefahrvolle Reise von der Ostküste der Strudelsee nach Sarphand. Da muss man etwas anzubieten haben, und man muss auch die Leute kennen, mit denen man Geschäfte macht. Es müssen große Leute sein, weißt du. Mehr will ich nicht sagen, nur soviel… es sind Große! Ja, du schüttelst den Kopf, ich sehe, du glaubst mir nicht, bitter unrecht tust du mir, bitter unrecht. Ich sage die Wahrheit, das schwöre ich dir bei der Tugend meines Weibes.«
    Zum ersten Mal ließ sich eine zweite Stimme vernehmen. »Ist die so viel wert?«
    »Die Tugend meines Weibes? Lieber Freund, ich muss doch sehr bitten! Worauf sollte ich sonst schwören? Du kannst mir ruhig glauben, es sind nicht zuletzt die Großen, die meinen Tabak kaufen. Immer bei Garaschi aus Morautan an der Ostküste der Strudelsee… eine erste Adresse für erstklassigen Tabak aus getrockneten Mondblumen.«
    Die Stimme sank zu einem dramatischen Wispern herab. »Ich habe sagen hören, nur hinter der vorgehaltenen Hand natürlich, und du wirst mich ja wohl nicht verraten wollen, dass die Großen damit allerlei seltsame Dinge treiben. Genaues weiß man darüber nicht, aber wer will darüber auch schon Genaues wissen? Ich nicht, ich ganz bestimmt nicht. Ich liefere die Ladung, ich bekomme mein Geld, und alles andere interessiert mich nicht. Bin ich dafür verantwortlich, was andere Leute mit meiner Ware machen, eh? Willst du den Schmied hängen, nur weil er den Dolch geschliffen hat, mit dem dein Freund getötet wurde? Natürlich nicht, also kann auch ich nichts dafür, was die Großen mit meinem Mondblumentabak machen.«
    »Ansichtssache.«
    »Ansichtssache, pah! Du hast gut reden, aber ich? Was ist mir denn geblieben, mir armem Kerl? Wenn ich an diesen Sturm denke, wird mir heute noch schlecht.«
    »Das kann ich nachvollziehen; auch mir wird übel.«
    »Wogen, sage ich dir, hoch wie Häuser, ach, was sage ich, hoch wie vier Häuser. Und sie kamen von allen Seiten, von vorn, von hinten, von rechts, von oben, es war grauenvoll. Die Ruderer haben geschrien und um Hilfe gewinselt, das feige Geschmeiß, als ob die nicht ein bisschen Tapferkeit zeigen können für das viele Geld, das sie von mir bekommen. Der Steuermann wollte sogar aufmucken, man stelle sich das vor. Nördlich von Sarphand, mitten im Sturm wird der Kerl frech. Aber ich behalte natürlich die Ruhe, gebe dem Kerl eins auf die Nase, und schon wird er ruhig. Und dann steuere ich das Schiff aus der Gefahrenzone
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