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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges
Autoren: P.C. Cast
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Körper durchlief. Dann konzentrierte sie sich ganz auf die Liebe, die Sehnsucht und das Begehren für die komplexe Seele, die noch immer in dem gequälten Körper wohnte – ihr Achilles, der Mann, der glaubte, niemals gut genug zu sein, der sich für einen bestenfalls zweitklassigen Anführer hielt … einen zweitklassigen Liebhaber … einen zweitklassigen Helden … niemals wirklich wert, geliebt zu werden. Sie lächelte. »Ich liebe dich, Achilles. Es ist kein Traum. Komm zurück zu mir.« Zärtlich zog sie sein zerstörtes Gesicht zu sich herab und küsste ihn.

    Dass ihm ausgerechnet Agamemnon die Nachricht von Patroklos’ Tod überbracht und damit letztlich den Berserker auf den Plan gerufen hatte, war für Achilles hauptsächlich eine Ironie des Schicksals gewesen. Im tiefsten Innern hatte er ohnehin nicht daran geglaubt, dass er seiner Bestimmung würde entgehen können. Sicher, für Katrina hatte er so getan, aber es war immer nur ein Traum gewesen, ein Tagtraum, an dem er sich zwischenzeitlich erfreuen durfte. Doch wie es in der Natur aller Träume lag, würde auch er enden.
    So vermischte sich seine Verzweiflung, Katrina zu verlieren, mit dem Schmerz um Patroklos, und daraus entwickelte sich ein Zorn, dem Achilles sich rückhaltlos überließ. Zum ersten Mal klammerte er sich nicht mehr an seine Menschlichkeit, sondern hieß stattdessen das glühend rote Feuer des Berserkers willkommen, ließ sich von ihm erfüllen und seine Qual wegbrennen. Achilles verwandelte sich in reinen Zorn und nahm das Schicksal, das ihn seit mehr als einem Jahrzehnt verfolgte, an. Der Mann zog sich in den hintersten Winkel seiner Seele zurück, wo er darauf wartete, vom Tod befreit zu werden.
    Einmal hatte das Licht des Bewusstseins ihn kurz berührt, und er hatte sich geregt, aber dann war die Wut erneut explodiert, hatte alle Menschlichkeit versengt und ihn abermals blind gemacht.
    Als das Licht zurückkehrte, war es nicht nur Helligkeit, die durch die rote Wut des Berserkers hindurchschimmerte, sondern auch Katrinas Stimme, ein glänzender kühler Wasserstrahl, der das Feuer des Berserkers löschte und von außen einen Pfad der Liebe zu Achilles’ Geist freispülte, zu dem Mann im Monster.
    Auf einmal konnte Achilles wieder sehen, und Katrina stand vor ihm, in seinen Armen.
    Zwar war er völlig desorientiert, aber Achilles spürte, dass etwas in seinem Körper nicht stimmte, spürte die grässlichen Veränderungen, die der Berserker in ihm hervorgerufen hatte. Er wollte Katrina von sich schleudern und dann Frieden finden an einem Ort so tief im Meer, dass er sich dort für immer verbergen konnte.
    Und dann lächelte Katrina. »Ich liebe dich, Achilles. Es ist kein Traum. Komm zurück zu mir.«
    Als sie seinen Kopf zu sich herabzog und ihn küsste, trat Katrina die Krücken der Wut weg, die ihn aufrecht gehalten hatten, und nun waren seine Menschlichkeit und ihre Liebe sein einziger Halt. Er schlang die Arme um sie und erwiderte ihren Kuss.
    Sie beugte sich so weit zurück, dass sie in seine Augen sehen konnte, und er wusste, was sie dort erkennen würde. Obgleich sein Bewusstsein zurückgekehrt war, hatte sein Körper unter der Macht der Wut schwer gelitten und war für immer verändert. So machte er sich auf eine Zurückweisung gefasst, schwor sich jedoch, dass er den Berserker abwehren würde, bis er Katrina in Sicherheit wusste.
    Wieder lächelte sie, und diesmal folgte dem Lächeln ein wunderschönes, fröhliches Lachen. »Ich wusste, dass du zu mir zurückkommen würdest!« Kat fiel ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich. »Achilles, Patroklos ist nicht tot. Ich gebe dir mein Wort – er lebt, und Jacky ist bei ihm.«
    Achilles umklammerte sie leidenschaftlich. Patroklos lebte, und Katrina liebte ihn trotz allem – was für eine Freude!
    Dann begriff sein Gehirn endlich, was seine Augen sahen, und er zog sich sanft von ihr zurück, blickte fassungslos in eine völlig veränderte Welt. Das Stadttor von Troja war weit geöffnet, die Stadt stand in Flammen. Und er konnte sich an nichts davon erinnern. Wenn er bisher in seine wahre Identität zurückgekehrt war, hatte er immer noch alles gewusst, was der Berserker getan hatte – fast so, als hätte er ein Theaterstück gesehen. Aber diesmal war nichts da, nur ein Brandfleck auf seinem Gedächtnis.
    Wie betäubt stand Achilles da, als er begriff, dass er und Katrina im Kreis seiner myrmidonischen Krieger standen. Hinter ihm war noch der Streitwagen, und daran
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