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My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht

Titel: My Story - Streng geheim - Traumtaenzer gesucht
Autoren: Beatrix Mannel
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sollte eine Überraschung sein.«
    Â»Na, dann hoffe ich für dich, dass Ivana Lake Überraschungen liebt! Du hast noch viel Zeit, denn du bist immer als Letzte dran. Wir machen die Bewerbungen fürs Stipendium alphabetisch, aber ihr könnt euch gegenseitig zusehen. Ihr wollt schließlich lernen, vor Publikum aufzutreten.«
    Noch Zeit und bei den anderen zusehen - das ist ja wie Folter.
    In der Garderobe sind etliche Mädchen, die ich nicht kenne, und leider auch eine, die ich nur allzu gut kenne: Isa.
    Sie schaut auf, als ich hereinkomme.
    Â»Was machst du denn hier?« Sie versucht gerade, sich einen klassischen Ballettknoten zu frisieren. Überhaupt gar kein Glamour heute, kein Glitzer, kein Türkis. Nur ein graues Trikot und helle Strümpfe.
    Â»Willst du zuschauen?«, fragt sie, was aber nach »mist mu musauen« klingt, weil sie ihre Haarklemmen mit den Zähnen festhält.
    Â»Ja, zuschauen und mitmachen.«
    Sie wird bleich, ihre Augen werden riesig und die Klammern fallen ihr aus dem Mund.
    Â»Du?«
    Â»Klar, und die andern wohl auch, oder?« Die anderen Mädchen haben aufgehört, sich zu unterhalten, und starren uns an. Einige nicken.
    Â»Bedauerlich, dass du nicht gleich alle die Treppe runterwerfen konntest.«

    Jetzt ist es mucksmäuschenstill.
    Isa richtet sich auf, der halbfertige Knoten baumelt über ihren Ohren, aber sie wirkt wie Napoleon kurz vor seiner größten Schlacht. »Die da« - sie zeigt allen Ernstes auf meinen Gips! - »macht immer auf Mitleid und erzählt die albernsten Geschichten!« Sie schüttelt den Kopf, was dem Knoten den Rest gibt. »Echt schade, wenn eine so was nötig hat.«
    Ich halte mich an Ix’ Glücksschweinchen fest. »Mal sehen, wer heute Abend dann dringender Mitgefühl braucht, du oder ich.«
    Marions Assistentin steckt ihren Kopf zur Tür herein. »Es geht gleich los, Mädels, bitte kommt in den großen Saal. In alphabetischer Reihenfolge fangen wir erst mit dem Singen an, dann kommt das Tanzen und zum Schluss das Vorspielen.«
    Als Nele Wagner muss ich also immer mit anschauen, wie gut meine Konkurrentinnen sind. Ist das gut oder schlecht? Macht es nervös oder gibt es Kraft? Keine Ahnung, das werde ich erst wissen, wenn es vorbei ist.
    Wir sind, wie ich beim Hinübergehen feststelle, nur zu zehnt. Offensichtlich sind zwei Bewerber nicht gekommen. Trotzdem finde ich das immer noch sehr viel für ein einziges Stipendium.
    Die Jury sitzt an einem langen Tisch. Marion, Jeff, Clarissa, die den Schauspielunterricht der Kursteilnehmer betreuen wird, Simon, der Gesangslehrer, und Mama. Als sie mich sieht, wird sie rot vor Zorn. Ich weiß nicht, ob sie wütend ist, weil ich eigentlich Hausarrest habe, oder weil ich mich für diesen »Pipifax« bewerbe.
    Schweigend setzen wir uns, ich ziehe meine Schuhe an und brauche sehr lange mit dem Binden. Eine der Bewerberinnen, eine zarte Asiatin, bemerkt, dass ich Probleme habe,
und hilft mir. »Danke!«, raune ich ihr zu. Weil sie mich irritiert anschaut, füge ich noch »Thank you« hinzu. Da lächelt sie.
    Das Vorsingen geht ziemlich schnell voran, was daran liegt, dass die ersten fünf Mädchen so grauenhaft singen, dass die Jury sie gleich wieder zum Schweigen bringt. Dann ist die Asiatin an der Reihe. Sie heißt Kim und singt englisch, »Thank you for the Music« aus »Mamma mia«. Ihre Stimme ist kraftvoll und sie kann jeden Ton halten. Ihre Wahl erinnert mich an Isa, und ich frage mich, wie sie sich letztendlich entschieden hat. Wird sie zu diesem Song tanzen oder zu dem schnelleren aus »West Side Story«?
    Es folgen wieder drei mäßige Nummern, bei denen ich merke, dass ich selbst nicht zuhöre. Dann wird Isabella aufgerufen, direkt vor mir. Wie in der Schule Rupperts vor Wagner.
    Sie beginnt mit »Willkommen! Bienvenu! Welcome! Fremder, étranger, stranger...«, dem Titelsong aus »Cabaret«. Und sie verhaspelt sich. Isa verhaspelt sich! Sie stockt und fragt, ob sie neu beginnen darf.
    Isa wirkt zwar ganz ruhig, aber an den roten Flecken an ihrem Hals erkenne ich, wie aufgeregt sie ist. Hätte sie mich nicht die Treppe runtergeworfen, hätte ich jetzt bestimmt Mitleid mit ihr.
    Leider gestattet ihr die Jury einen Neuanfang. Diesmal gibt sie alles, aber sie ist nicht halb so gut wie in der Schule, da singt sie immer besser als ich. Ihre Stimme zittert. Ich frage
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