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My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser

Titel: My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
Autoren: Sissi Flegel
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Vielleicht sah die Hütte darauf so verlockend aus, dass Marta ihre Meinung ändern und sich auf die sechs Wochen Bergferien freuen würde?
    Zippi, sagte ich mir, du hast dir einen eigenen Vornamen gebastelt, du hast dein mutterloses Leben voll im Griff, du hast zwei Freunde und eine Superfreundin und heute hast du sogar einen Ferienjob an Land gezogen. Wär doch gelacht, wenn du Marta nicht zum Mitkommen bewegen könntest! Ha!!!

Gemischtes Grünzeug
    A ls ich so weit gekommen war, fiel mir ein, dass ich Cas schleunigst eine Absage erteilen musste. O nein! Das bedeutete weiteren Stress. Zwei Stress-Situationen an einem einzigen Spätnachmittag? Das hält kein Mensch aus. Ich verschob die Aufklärungsarbeit auf den nächsten Tag, schaute auf die Uhr und überlegte, ob Emir wohl zu Hause wäre. Kurz nach sechs, nee, eher schon halb sieben - das müsste hinhauen. Ich brauchte nämlich dringend einen Menschen, der sich mit mir freuen würde.
    Nicht weit von Marta entfernt - deshalb der gemeinsame Schulweg - wohnt Emir mit seiner Familie in einem kleinen Altstadthäuschen.
    Er stand mit seiner Großmutter Sevde in der Küche und sortierte Gemüse aus: das gute ins Töpfchen, das schlechte … in den Abfall. Seine Mutter Hatice arbeitet nämlich bei einem Obst- und Gemüsehändler und darf nicht verkaufte, weil leicht angegammelte Ware mit nach Hause nehmen - was Sevde einfach wunderbar findet. So schöpft sie nämlich immer aus dem Vollen, kocht, was die Jahreszeit hergibt, und ist als Köchin türkischer Gerichte eine Berühmtheit: Ihre gefüllten Auberginen zum Beispiel sind ein Gedicht! Sie sind um Klassen besser als Cas’ schriftliche Produkte, die ja, ehrlich gesagt, manchmal fast nicht zu verdauen sind. Wenn ich
nur an »Zippi, meine Wonne« denke... so ein Gesülze liegt mir schwer im Magen.
    Auf dem Herd stand ein knapp wagenradgroßer schwarzer Topf, dem ein so köstlicher Duft entströmte, dass mir umgehend die Knie wackelten, meine Beine unter mir nachgaben, mein Magen »Hunger« brüllte und ich nur noch auf einen Stuhl sinken konnte. »Sevde, was kochst du?«, hauchte ich, griff nach einer Erbsenschote, drückte sie mit letzter Kraft auf und pulte die grünen Perlen heraus.
    Emir holte die Cola-Flasche aus dem Kühlschrank und goss mir ein Glas ein, Oma Sevde säbelte eine dicke Scheibe Brot vom Laib, klatschte fett Butter drauf, schnitt eine Tomate in Scheiben, drapierte sie auf die Butter, streute Salz auf die Tomatenscheiben, legte das Brot auf einen perlmutt schimmernden Teller mit zartgelbem Rosenmuster und goldenem Rand und schob ihn mir zu - alles wortlos.
    Während ich den ersten Bissen genoss, wischte sie die Hände an der weißen Schürze ab, auf der »The Boss - That’s Me« steht, schaute mich streng an und fragte: »Hat die Olga dir kein Mittagessen gekocht?«
    Â»Olga nicht, aber -«
    Oma Sevde verdrehte die Augen. »Iss, bevor du verhungerst«, sagte sie energisch. »Gut, dass du gekommen bist.«
    Â»Warum bist du gekommen?«, erkundigte sich Emir. »Hast’nen Job?«
    Â»Darum bin ich gekommen«, erwiderte ich und streckte drei Finger in die Höhe. »Weil ich einen Job hab, weil ich weiß, dass ihr euch mit mir freut, und weil ich einen Wahnsinnshunger habe.«
    Â»Du bist ein Glückskind«, sagte Oma Sevde und lachte mich an. Ich wusste nicht, was sie damit meinte, aber weil ich gerne höflich bin, nickte ich brav. »Ich muss euch unbedingt
erzählen, was mir heute passiert ist. Stellt euch vor -«
    Â»Zuerst wird gegessen, dann wird erzählt. Keine Widerrede.« Oma Sevde schnitzelte Grünzeug, Emir pulte Erbsen, und ich fing gerade noch eine Tomatenscheibe ein, die sich vom Brot stehlen und sich das Ananasmuster auf der Wachstuchtischdecke angucken wollte. Sevdes Küche ist einfach genial: Die Wände sind türkis gestrichen, die Decke ist hellrot, die Regale sind aus Holz und voller Töpfchen und Schälchen und Gläschen. Kräuter wachsen in Konservendosen, Rührlöffel und Schneebesen stecken in Konservendosen, Olivenöl kommt aus einer quadratischen gelben Konservendose, der Essig allerdings aus der Flasche. Der Vorhang am Fenster ist weinrot, die Lampe ist orange, aber leider ist der Linoleumboden langweilig beige. Eigentlich, dachte ich, als ich den letzten Bissen in den Mund schob, fehlt keine einzige
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