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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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kreuzte die Arme vor der Brust und sah auf einmal überhaupt nicht mehr süß, zart und leidend aus. Na gut, dachte ich, jetzt weiß ich, woran ich bin: Wenn ich Emir wieder zum Freund haben möchte, muss ich ihn nur vor Neles Augen küssen - so einfach ist das. Einfach ja, aber auch entsetzlich böse. Wer will schon ein böses Luder sein? Ich nicht.
     
     
    Als ich später die Tische abwischte und gerade rückte, die Aschenbecher leerte, die Eispapierchen und die leeren Zigarettenschachteln aufhob und generell Ordnung auf der Terrasse machte, beschäftigte mich eine einzige Frage: Weshalb hatte Emir mir und nicht Nele von dem todsicheren Tipp berichtet? Weil ich ihn in der Starzlach-Klamm erlebt hatte und wusste, dass er nicht mal von unserem Balkon zu Hause auf die Straße runterspucken konnte? Weil er sich vor Nele keine Blöße geben wollte? Oder etwa, weil ihm der anbetende Blick aus großen blauen Augen und ein gehauchtes: »Du bist ein Held!« zu wenig waren und er eine informative Antwort brauchte?
    Ich bückte mich nach einem liegen gelassenen, rot karierten
Halstuch mit blauen Enzianblüten, als ich zum dritten Mal an diesem Nachmittag am Arm festgehalten wurde. Diesmal war es Ignaz.
    »Zippi, kommst du mit zum Hochsitz?«
    »Mann, ich hab Hunger.«
    »Weiß ich, deshalb hab ich vorgesorgt«, entgegnete Ignaz cool und deutete auf eine Plastiktüte, aus der zwei Flaschenhälse ragten. »Almdudler und belegte Brote.«
    »O. K., ich komme.« Ignaz’ Gesicht versprach nichts Gutes, offensichtlich war bei ihm die Botschaft »Es war ein Freundschaftskuss« noch nicht angekommen. Niedergeschlagen trug ich den Eimer samt Wischlappen und den Behälter mit dem Abfall in die Küche.
    »Zippi, da hast du dich ja sauber in die Nesseln gesetzt«, sagte Gundi vorwurfsvoll. »Hättest den Emir nicht küssen dürfen. Jetzt ist er verschwunden, Ignaz ist sauer und Nele heult. Was machst du nur für Sachen!«
    Yasmina lachte. »Hättest dich eben nicht erwischen lassen dürfen, Zippi! Wenn ihr euch schon küssen müsst, dann sucht euch ein verschwiegenes Plätzchen.«
    »Wir haben uns nicht geküsst«, verteidigte ich mich. »Jedenfalls nicht so, wie sich zwei Lover küssen. Es handelte sich um einen reinen Freundschaftskuss. Und überhaupt! Was geht euch ein Freundschaftskuss an?«
    »Oho!«, rief Gundi. »Einen Zehnminutenkuss nennst du Freundschaftskuss?«
    Wie bitte? Zehn Minuten soll unser Kuss gedauert haben? Ist da jemand mit der Stoppuhr neben uns gestanden?
    Rosi, unsere Chefin, kam nun auch in die Küche. Sie hatte sich umgezogen und trug zu hautengen Jeans mit Highheels das süßeste durchsichtige Hemdchen, das ich je gesehen hatte. Dunkles Türkis, mit weißer Spitze am tiefen Ausschnitt und an
den Ärmeln - hinreißend sah das zu dem Jeansblau aus. »Wo hast du das gekauft?«, erkundigte ich mich sofort.
    »In München. Jetzt fahre ich ins Dorf, ich hab’ne Verabredung«, antwortete sie. »Du, Zippi, schau zu, dass du dein Liebesleben auf die Reihe bekommst. Ich will nicht, dass hier dicke Luft herrscht.«
    Jetzt hatte ich aber genug! War ich vielleicht zu Hause? Da rechnete ich mit den Erziehungsversuchen meines Vaters. Aber hier auf der Jägeralpe machte ich Ferien UND schuftete freiwillig, bis sich an meinen Füßen Blutblasen bildeten. Hatte ich infolgedessen nicht ein klein wenig Rücksicht und Einfühlungsvermögen verdient?
    »Mein Liebesleben ist in Ordnung«, fauchte ich. »Kümmert euch um eures und lasst mich in Ruhe!«
    Damit stürmte ich aus der Küche - und direkt in Ignaz’ Arme, dessen vorwurfsvolles Gesicht wirklich nichts Gutes versprach. »Ihr könnt mich mal«, knirschte ich - dies aber so leise, dass nicht mal Ignaz meine Worte verstand. »Wo ist Marta?«
    »Sie begleitet Franzl zu Zenzas Heustadel.«
    »So, so. Bist du dir sicher, dass die Begleitung vor dem Stadel endet?«
    »Marta ist nicht so wie du …«
    Ich blieb stehen. »So? Wie bin ich denn? Und woher willst du wissen, wie Marta ist? Kennst du sie so gut und so lange wie ich? Nein, das tust du nicht. Also lass mich in Frieden!«
    »Mensch, Zippi, ich will doch nicht mit dir streiten!«
    »Tust du aber!«
    »Tu ich nicht! Du hast angefangen! Du hast Emir geküsst!«
    Langsam hing mir die Wiederholung zum Hals raus. »Das war kein Liebes-, sondern ein Freundschaftskuss, dass du’s nur weißt!«
    Das verschlug Ignaz kurzzeitig die Sprache. Als er ihrer wieder
mächtig war und gerade etwas erwidern wollte, knurrte mein Magen. Er
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