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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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das total falsch. »He, Zippi, wo bleibst du denn? Die Wanderer wollen bedient werden!«, hörte ich ihn rufen. Sch…! Ignaz war auf der Suche nach mir um die Hausecke gebogen. »Was’n hier los? Zippi, was tust du da?«
    Peinlich, peinlich - oberpeinlich sogar, weil Nele, die Krücke in der einen Hand, neben ihm stand. Selbst aus dieser Entfernung sah ich, wie sich ihre Augen mit Wasser füllten, wie ihr Kinn zitterte und ihre laschen Schnittlauchhaare noch lascher wurden. Wohingegen mir meine mal wieder waagrecht und senkrecht vom Kopf abstanden, wie ich mit einem einzigen raschen Handgriff feststellte.
    »Das wirst du mir erklären müssen«, zischte Ignaz.

    »Kein Problem!« Ich ging an ihm vorbei, griff nach dem Stapel schmutziger Teller, stolzierte über die Terrasse und verschwand in der Küche. Du lieber Himmel! Ein Mädchen wird doch noch mal kurz hinters Haus gehen dürfen!

Freundschafts- und Liebesküsse
    A ls spät am Nachmittag nur noch wenige Gäste auf der Terrasse saßen und die Sonne sich den Spitzen der Berge schon ziemlich näherte, hielt Nele mich am Arm fest. »Setzt du dich mal kurz zu mir?«
    Widerwillig tat ich ihr den Gefallen. »Was ist?«
    In ihren blauen Augen schimmerten Tränen. »Warum hast du Emir geküsst?«
    »Hab ich das?«, murmelte ich.
    »Ich hab’s doch gesehen.«
    »Na und?«
    »Das geht nicht. Weil … weil er mein Freund ist. Jetzt wo wir beide intim sind …«
    »Waaas?« Ich traute meinen Ohren nicht. »Ihr seid waaas?«
    »Intim«, wiederholte Nele leise.
    »Du lieber Himmel! Das hätte ich Emir nicht zugetraut. Und dir auch nicht. Ehrlich nicht.«
    »Wir sind’s aber«, flüsterte Nele verschämt.
    Ich zwinkerte kurz, schluckte mehrmals und starrte die Berge an. Schön sahen sie aus, so schön wie immer, wohingegen sich in meinem Inneren eine grässliche Finsternis ausbreitete. Nele und Emir waren intim … na, so was. An nichts anderes konnte ich denken. Das Wörtchen »intim« hatte mein Gehirn schockgefrostet.

    Die letzten Wanderer brachen auf, griffen nach Hut und Stock, und wie der eine an mir vorbeiging, stolperte er über eine Bank, die ein bisschen weiter vorn stand. »Hoppla!«, rief er und lachte fröhlich. Das Lachen riss mich aus meiner Betäubung, mein Hirn taute auf und kam in die Gänge, meine Augen lösten sich von den Bergen und hefteten sich auf Nele.
    »Sag mal, Nele, hast du keine Angst?«
    »Wovor denn?«
    »Na, dass du schwanger werden könntest.«
    »Schwanger?«, wiederholte sie verständnislos.
    Das Mädchen machte mich wahnsinnig. »Na, wenn Emir und du … also wenn ihr intim seid, könntest du ja schwanger werden.«
    »Zippi!«, rief Nele entsetzt. »Bist du etwa nicht aufgeklärt?«
    »Ich?«, versetzte ich eisig. »Das ist ja wohl offensichtlich, wer hier nicht aufgeklärt ist. Mir scheint, du hast die falschen Zeitschriften gelesen. Weißt du denn nicht, wie viele junge Mädchen schwanger werden, weil sie nicht richtig verhüten? Einmal nicht aufgepasst und schon bekommst du ein Baby. Und das mit dreizehn!«
    Verdutzt klimperte Nele mit ihren ungetuschten blonden Wimpern. »Zippi, vom Küssen wird man nicht schwanger.«
    »Vom Küssen nicht«, gab ich ihr recht. »Aber ich denke, ihr schlaft miteinander?«
    Nele schnappte nach Luft und wurde knallrot. »Sag mal, wie bescheuert bist du denn, Zippi? Wie kannst du so was von mir denken! Also wirklich!«
    Wir starrten uns sekundenlang an. »Mensch, Nele, du musst aufpassen, was du sagst«, brachte ich mühsam heraus. »Unter intim verstehe ich mehr als nur einen Kuss.«
    »Für mich sind Küsse sehr intim«, entgegnete Nele ernst. »Deinen Ignaz zum Beispiel würde ich nie küssen. Ignaz ist
nämlich dein Freund, nicht meiner«, setzte sie hinzu. »Deshalb will ich auch nicht, dass du meinen Freund küsst.«
    Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Ignaz auf einen laschen Nele-Kuss wohl keinen Wert legte, wollte ich natürlich auch nicht, dass sie ihn küsst. »Das gerade eben war ein Freundschafts- und kein Liebeskuss«, erklärte ich deshalb. »Wir haben viel zusammen erlebt, da ist’s doch wohl erlaubt, dass wir uns …«
    »Niemals!«, fiel mir Nele ins Wort. »Wenn ihr euch noch ein einziges Mal küsst, will ich von Emir nichts mehr wissen.«
    Ich beobachtete, wie ein Spatz blitzschnell vom Tisch auf den Boden flog und total frech einem anderen ein heruntergefallenes Brotbröselchen klaute. Der guckte zuerst verdutzt aus den Federn, dann jagte er dem Räuber wütend hinterher.
    Nele
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