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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten
Autoren: Troy Una
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konnten. Der verachtungsvolle Ausdruck auf ihrem Gesicht war äußerst gelungen.
    »Sie werden leider nie begreifen, daß George Dundon bei allen seinen Fehlern wenigstens ein Gentleman ist.«
    »Furchtbar hinderlich für ihn. Aber er ist auch 'n Trottel mit seinem feierlichen: Du mußt dich entscheiden! Jeder mit 'nem bißchen Grips hätte längst spitzgekriegt, daß er bei Ihnen ausgespielt hat. Der arme Kerl ist wahrscheinlich der einzige, der nicht gewußt hat, daß Sie's auf mich abgesehen haben.«
    Bis zu dieser Sekunde hatte Jill das auch nicht gewußt. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie hatte nicht gewußt, daß sie es wußte. Jetzt, wo man es ihr auf den Kopf zugesagt hatte, fühlte sie – o nein, was sie fühlte, würde sie diesem großspurigen Bengel nicht verraten, sie würde ihn zappeln lassen für den Rest seines Lebens! Sie setzte ein überlegenes Lächeln auf und sagte herablassend: »Mein lieber guter Junge, wollen Sie mir etwa auf Ihre etwas seltsame verdrehte Art zu verstehen geben, daß Sie ehrliche Absichten haben?«
    »Reden Sie doch keinen Stuß«, sagte ihr ungalanter Bewerber. »Es ist uns doch beiden klar, daß wir heiraten – ob's uns gefällt oder nicht –, weil wir ja schließlich zusammenbleiben wollen. Sie werden allerdings noch etwas warten müssen, bis Sie Mrs. O'Rahilly werden, da man ohne Ballast schneller vorwärtskommt, und ich will unbedingt erst noch bei der irischen ›Times‹ und dann bei der englischen arbeiten.« Er machte eine Pause. »Na, vielleicht geb' ich mich auch mit einem der großen Provinzblätter zufrieden.«
    Jill wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, aber sie unterdrückte heroisch dieses Verlangen und meinte statt dessen spöttisch: »Sie dummer Junge, Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich jahrelang herumsitzen und auf Sie warten werde?«
    Fergus seufzte.
    »Also meinetwegen, wenn Sie's so eilig haben, werde ich eben etwas langsamer vorankommen, so viel Ballast sind Sie ja nun auch wieder nicht.« Sie war wütend auf sich, weil sie ihm diese Antwort geradezu in den Mund gelegt hatte, und rang nach Worten. Aber bevor sie noch etwas sagen konnte, erschienen zwei Männer im Hoteleingang. Fergus flüsterte aufgeregt: »Genug geschäkert. Da kommen die Bullen! Wollen mal hören, was Freund Radokov ihnen Schönes mitgeteilt hat. Erst kommt das Geschäft und dann das Vergnügen, mein Mädchen.«
    Sie flüsterte zornig zurück: »Sie haben vergessen, mir zu sagen, wie leidenschaftlich Sie mich lieben!«
    »Sie wollen wohl alles schwarz auf weiß nach Hause tragen, was? Natürlich lieb' ich dich, ich bin sogar verrückt nach dir – und du?«
    »Genug geschäkert!« rief Jill, ganzstolz über den ersten kleinen Sieg, den sie errungen hatte. Fergus quittierte ihn mit einem Grinsen, und dann wandten sich der Mann und die Frau vom KEST erwartungsvoll den beiden Polizisten in Zivil zu. Aber nicht von den Vertretern des Gesetzes, sondern von Zilla erfuhren die beiden den Hergang der Ereignisse. Auch die übrigen Gäste in der Halle hörten gespannt zu. Aber es war nunmehr egal, wie viele Zuhörer Zilla hatte, denn die Notwendigkeit, Geheimnisse zu wahren, war leider nicht mehr gegeben.
    Obwohl Radokovs Daimler immer noch irreführenderweise vor dem Hotel stand, war sein Besitzer längst über alle Berge, als die Polizei bei ihm erschien, und jetzt wurde im ganzen Land nach ihm gefahndet. Er hatte seine Gattin ohne einen Pfennig sitzenlassen, und die rachedurstige Zilla tigerte nun wie eine Wildkatze im Käfig in der Halle auf und ab und wiederholte vor den Anwesenden geradezu wollüstig alle Informationen, die sie schon der Polizei mit größtem Vergnügen gegeben hatte.
    »Konrad, er fürchten, daß ich zuviel wissen, er fürchten, ich anderen sagen, weil er mich machen lächerlich mit Brown-Frau. Er sein türmen, schnell, schnell!«
    Vorwurfsvoll flüsterte Fergus Jill zu: »Hab' ich dir's nicht gesagt. Warum hast du nicht besser aufgepaßt? Du hast schlimm versagt, mein Mädchen.«
    »Er machen seine Vorbereitungen schon lange«, zischte Zilla ins Publikum, »aber er verbergen vor mir, weil er mir kein Vertrauen.« Fergus murmelte: »Recht hatte er!« Zilla fuhr giftig fort: »Und jetzt ich werden sagen alles, alles und mit Freude. Eines Nachts ich hören, wie er bringen Auto von Dublin, er ihn einschließen, leise, leise in Stall von Glebe-Haus. Ich nicht erkennen Autotyp, ich auch nicht sehen Namen auf neuen Autopapieren, aber ich sein sicher, er haben
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