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Mutter der Monster

Mutter der Monster

Titel: Mutter der Monster
Autoren: Cameron Dokey
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kam eine Gestalt in schwarzem Leder um die Ecke gelaufen und blieb abrupt stehen. Sie warf einen Blick über die Schulter, steuerte direkt die Damentoilette an und stieß die Tür auf.
    Buffy spürte, wie sich ihre Bizepsmuskeln langsam verkrampften, während sie bis hundert zählte. So lange dauerte es, bis das andere Mädchen wieder durch die Tür stürmte. Sie blieb stehen und starrte die Tür der Herrentoilette an. Buffy hielt sich weiter am Kronleuchter fest.
    Sie wartete, bis das Mädchen sich tatsächlich entschloss, das innere Heiligtum zu betreten, und einen Schritt auf die Tür zu machte. Dann ließ sie sich zu Boden fallen. Wenn dieses Mädchen so versessen auf Buffy war, dass sie sogar bereit war, das Herrenklo nach ihr abzusuchen, dann war es eindeutig Zeit, den Grund dafür zu erfahren.
    »Suchst du jemand?«, fragte die Jägerin.

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    Das Mädchen wirbelte herum und ging in Kampfstellung.
    Buffy nahm sofort eine Verteidigungshaltung ein und stemmte die Absätze gegen den Boden. Spannungsgeladene Stille folgte, während die Mädchen sich gegenseitig taxierten. Buffy nahm das Bild ihres Gegenübers in sich auf.
    Die Kleidung des Mädchens vor ihr hatte definitiv etwas Einschüchterndes an sich. Sie trug genug Leder, um sich einen Spitzenplatz auf der Hitliste der Liga für die ethische Behandlung von Tieren zu sichern. An ihrem rechten Nasenflügel glänzte ein silberner Stecker. Ein anderer ragte aus der Mitte ihrer Unterlippe.
    An fast allen Fingern prangten schwere Silberringe. Wer brauchte noch einen Totschläger, wenn man derartige modische Accessoires tragen konnte? Die einzigen Körperteile, die sie nicht mit Metall geschmückt oder gepierct hatte, waren ihre Ohren, was Buffy irgendwie überraschte.
    Die andere Überraschung war, dass Buffy nach der gründlichen Musterung dämmerte, dass sie sie kannte.
    Sie hieß Suz Tompkins und ging zur selben Schule wie Buffy. Suz gehörte zur härtesten Clique an der Sunnydale High. Um genau zu sein, ungefähr die Hälfte von Suz’
    Freunden hatten sich entschlossen, auf die Teilnahme am Unterricht zu verzichten. Sie ließen sich nur auf dem Campus blicken, um herumzulungern und andere Schüler zu erschrecken.
    Dass Suz Tompkins an einem Samstag im Sunnydaler Einkaufszentrum aufkreuzte, war seltsam, um es vorsichtig auszudrücken. In etwa so wahrscheinlich, wie... Buffy Summers mit ihrer Mom anzutreffen.
    Buffy richtete sich auf. »Du hast deine Ohren nicht gepierct, Suz.«
    Suz Tompkins richtete sich ebenfalls auf. Sie schenkte Buffy ein verschlagenes Lächeln.

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    »Ich überlege, ob ich mir nicht die Ohrläppchen dehnen lassen soll«, antwortete sie.
    »Ein gutes altes Stammesritual«, meinte Buffy. Sie legte den Kopf zur Seite, als würde sie nachdenken. »Aber ich weiß nicht. Das könnte sich im Nahkampf als Nachteil erweisen. Der Gegner könnte sich daran festkrallen.«
    »Guter Einwand«, räumte Suz ein. »Ich werde daran denken.« Sie musterte Buffy für einen Moment. »Ich habe gehört, dass du eine gute Kämpferin bist«, fuhr sie fort.
    An ihrem bewusst neutral gehaltenen Tonfall erkannte Buffy, dass sie soeben eine Teilantwort auf die Frage bekommen hatte, warum Suz Tompkins sich solche Mühe gemacht hatte, sie zu finden. Unklar war nur, ob sie Buffy um Hilfe bitten oder sich mit ihr anlegen wollte. Vielleicht litt sie unter der Sunnydale-Version des Duell-Syndroms. Vielleicht wollte sie nur ihre Kräfte mit ihr messen, so wie andere es vor ihr schon versucht hatten.
    Buffy wusste, dass sie als Jägerin der anderen überlegen war, dennoch spürte sie, wie ihr ein eisiger Schauder über den Rücken lief. Trotz ihres kaltschnäuzigen Tonfalls verhielt sich Suz nicht wie jemand, der zum Kampf herausfordern wollte. Es war ihre ganz normale Art.
    Aber wenn Suz Buffys Hilfe wollte, musste die Lage ernst sein. Buffy konnte sich nicht vorstellen, warum sich jemand mit Suz Tompkins anlegen wollte. Jeder, der noch halbwegs bei Verstand war, würde sich davor hüten.
    Bevor Buffy fragen konnte, was los war, schwang die Tür der Herrentoilette auf und traf Suz Tompkins im Kreuz. Suz drehte sich halb, sodass sie sehen konnte, wer herauskam, ohne Buffy dabei aus den Augen zu lassen. Buffy fiel auf, dass das andere Mädchen stets darauf bedacht war, die Wand im Rücken zu haben. Suz Tompkins ging kein Risiko ein, nicht einmal mitten am Tag im Sunnydaler Einkaufszentrum.
    Und wenn das nicht aufschlussreich war, was dann?

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    »Was gibt’s da zu
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