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Muster - Steffen-Buch

Muster - Steffen-Buch

Titel: Muster - Steffen-Buch
Autoren: Raidy
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Erwachsenenleben hat. Dies ist ein tragischer Fehl-schluss.
    Jeden Tag kann ein Erwachsener, der eine dunkle Vergangenheit hat und Opfer von Kindesmisshandlung geworden ist, seine aufgestauten Frustrationen an der Gesellschaft oder an jenen, die er liebt, auslassen.
    Die Öffentlichkeit ist über die ungewöhnlichsten Fälle gut informiert.
    Sensationen ziehen die Medien an und treiben die Verkaufszahlen der Presse in die Höhe. Wir haben von dem Rechtsanwalt gehört, der sein Kind mit den Fäusten bearbeitete, bis es bewusstlos war, und dann einfach ins Bett ging. Wir haben von dem Vater gehört, der sein kleines Kind kopfüber in die Toilette steckte. Beide Kinder starben. In einem noch bizarreren Fall töteten Mutter und Vater je ein Kind und versteckten die Leichen vier Jahre lang. Es gibt noch andere sensationelle Storys, wie die von dem Mann, der als Kind misshandelt wurde und später in einem McDonald's Amok lief. Er schoss hilflose Opfer nieder, bis die Polizei seinem Leben ein Ende setzte.
    Die Dunkelziffer ist jedoch hoch. Häufig verschwinden Kinder unbemerkt, wie der obdachlose Junge, der unter einer Autobahnbrücke schläft und einen Pappkarton sein Zuhause nennt. Jedes Jahr laufen tausende missbrauchter Mädchen von zu Hause weg und verkaufen 93

    ihren Körper, um zu überleben. Andere Kinder flüchten sich in Banden, die nur auf Gewalt und Zerstörung aus sind.
    Viele Opfer von Kindesmisshandlung verdrängen ihre Vergangenheit, mitunter bis zu dem Punkt, dass sie »vergessen«, was mit ihnen geschehen ist, und können sich nicht vorstellen, selbst zu jemandem zu werden, der andere misshandelt. Sie führen ein normales Leben, heira-ten, gründen Familien und streben nach beruflichem Erfolg. Wenn sie mit den gewöhnlichen Problemen des alltäglichen Lebens konfrontiert werden, können die früheren Opfer jedoch oftmals gar nicht anders, als sich so zu verhalten, wie es ihnen als Kindern vorgelebt wurde. Ehepartner und Kinder werden dann zur Zielscheibe ihrer Frustrationen, und sie gelangen unbewusst in den endlosen Teufelskreis der Wut, in dem sich schon ihre Eltern befunden haben.
    Einige Opfer von Kindesmisshandlung ziehen sich auf Dauer in ihren Schutzpanzer, den sie sich aufgebaut haben, zurück. Sie glauben, dass sie die Vergangenheit ungeschehen machen können, indem sie sie verleugnen. Sie scheinen zu glauben, dass die Büchse der Pandora für immer geschlossen bleiben muss.
    Jährlich werden in den USA Millionen von Dollar für den Kinderschutz aufgebracht. Dieses Geld geht an örtliche Einrichtungen wie Pflegestellen und Kinderheime. Darüber hinaus werden unzählige private Organisationen finanziert, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Kindesmisshandlungen vorzubeugen und Beratungsfunktionen für misshandelnde Eltern und ihre Opfer zu übernehmen. Jedes Jahr steigt die Zahl der entdeckten Misshandlungen. 1990 wurden in den USA über 2, 5 Millionen Fälle gemeldet. 1991 waren es schon 2,7 Millionen.
    Während ich dies schreibe, liegt die Zahl bei über 3 Millionen.
    Warum? Was ist die Ursache für diese Tragödien? Ist es wirklich so schlimm, wie es dargestellt wird? Kann man Kindesmisshandlung einen Riegel vorschieben? Und vielleicht die wichtigste Frage: Was ist Misshandlung in den Augen eines Kindes?
    Was Sie gerade gelesen haben, ist die Geschichte einer ganz normalen Familie, die durch ihr wachsam gehütetes Geheimnis zerstört wurde. Ich habe diesen autobiographischen Bericht aus zwei Gründen geschrieben: Erstens wollte ich Ihnen als Leser aufzeigen, wie sich ein liebevoller, fürsorglicher Elternteil in ein kaltes, brutales Ungeheuer verwandeln kann, das seine Frustrationen an einem hilflosen Kind abreagiert. Zweitens wollte ich vom Überleben und dem Triumph des 94

    menschlichen Geistes über scheinbar unüberwindliche Schwierigkeiten schreiben.
    Vielleicht finden Sie die Geschichte unwirklich und unheimlich, aber Kindesmisshandlung ist ein unheimliches Phänomen, das zu unserer Realität gehört. Kindesmisshandlung hat einen Dominoeffekt und breitet sich auf alle aus, die mit der Familie zu tun haben. Am meisten leidet das misshandelte Kind darunter, aber auch die engsten Familien-angehörigen und der Ehepartner, der häufig zwischen dem Kind und seinem Partner hin- und hergerissen ist, sind davon betroffen. Die anderen Kinder in der Familie verstehen nicht, was vor sich geht, und fühlen sich auch bedroht. Die Woge schwappt auch auf Nachbarn über, die die Schreie hören, aber nicht
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