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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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und Sarah und ging zum Buffet, wo sich Antonella gerade einen großen Teller mit Desserts und Kuchen zusammenstellte und gleichzeitig Anweisungen in ihr zwischen Kinn und Schulter eingeklemmtes Handy plapperte: »Hase, ich kann dir auf die Entfernung auch nicht sagen, was sie hat. Entweder kommen wieder Zähne, oder sie hat Bauchweh. Geh zu meiner Mutter, die hat bestimmt ein Hausmittelchen parat. Was ist das überhaupt für ein Gejammer, das ist doch nicht Sternchen? – Ach so, der Hund schon wieder. Also da bin ich völlig überfragt, und da wird dir auch Mama nicht helfen können. – Lass dir was einfallen, ist schließlich deine Schuld, dass der Köter jetzt bei uns ist. Schätzchen, ich muss jetzt aufhören. – Ja, es ist sehr nett. – Ich hab dich auch lieb. Ciao, ciao, bis später! Bussi!« Dann drehte sich Antonella, das Telefon in der einen Hand, den Teller in der anderen, schwungvoll um und grinste Katia aufreizend ins Gesicht. »Na, Katinka, wieder im Reich der Sterblichen?«
    »Wenn du es so formulieren möchtest«, antwortete Katia unbestimmt und musterte ihr Gegenüber von oben bis unten. Ärgerlicherweise sah Antonella richtig gut aus. Ihre langen, schlanken Beine steckten in schwarzen Lederleggins, und darüber trug sie ein ärmelloses Flattertop in wilden pink-lila Schattierungen, das ihre beneidenswert gut definierten Oberarme betonte. Sie trug kaum Make-up und hatte ihre dunklen Haare zu einem lässigen Pferdeschwanz gebunden. Vermutlich hatte das komplette Styling nicht länger als zehn Minuten gedauert, dachte Katia neidvoll.
    »Hast du zugenommen?« Antonella zog ironisch eine Braue nach oben.
    »Nur an den richtigen Stellen«, konterte Katia. Gut, nun wurden die Messerchen also wieder gewetzt.
    »Ja, Silicon Valley ist nicht zu übersehen …« Antonella lächelte süffisant und blickte vielsagend in Katias Ausschnitt. »Wollen wir uns setzen? Ich kann das Zeug hier ja schlecht im Stehen essen.«
    »Immer noch so verfressen wie früher? Und, kotzt du anschließend wieder alles raus?«
    »Das habe ich nicht mehr nötig, seit mir meine Brüder zum achtzehnten Geburtstag ein Rennrad geschenkt haben.« Antonellas Grinsen war einem Stirnrunzeln gewichen, denn an ihre pubertäre Essstörung wurde sie nicht gerne erinnert. Glücklicherweise war diese Zeit lange vorbei. »Ich hab gehört, du lässt dich von einem reichen Ölscheich aushalten?« Die andere pubertäre Störung – Zickenkrieg – war deutlich hartnäckiger.
    »Von Aushalten kann keine Rede sein. Aristidis macht in Gas, und für das hier alles«, Katia deutete auf Schmuck, Outfit und ihre Brüste, »verlangt er durchaus gewisse Gegenleistungen …«, antwortete sie mit völlig ungerührtem Gesichtsausdruck.
    »Wie beruhigend!«
    »Und du? Hast du ein Opfer für deine Verführungskünste gefunden, oder musst du immer noch in Mamas Kneipe jobben?«
    »Das wäre gar nicht mal das schlechteste Schicksal, also jedenfalls besser, als zu obskuren ›Gegenleistungen‹ verpflichtet zu sein. Aber in der Tat muss ich nicht mehr kellnern. Ich habe eine eigene Firma in Frankfurt – Interior Design – und kann mich vor Aufträgen kaum retten. Außerdem bin ich seit September verheiratet. Er heißt Adrian und ist Anwalt, und wir haben eine neun Monate alte Tochter, die gerade zahnt oder Bauchweh hat und ihren Papa zur Verzweiflung bringt.«
    »Und einen jammernden Hund«, fügte Katia hinzu.
    »O ja, allerdings. Einen jammernden, sehr unglücklichen und sehr schlecht gelaunten Mops namens Hugo!«, sagte Antonella düster. »Aber das ist eine ziemlich lange Geschichte …«
    Das war ein richtig schöner Abend, stellte Katia überrascht fest, als sie gegen halb zwei Uhr früh mit dem Taxi zum Hotel zurückfuhr. Selbst mit Antonella war es letztendlich nett gewesen. Vielleicht heilte die Zeit doch alle Wunden? Jedenfalls hatten sie nach dem anfänglichen Gezicke gemeinsam über alte Zeiten gelacht und neue Geschichten ausgetauscht. Und mit kruden Storys konnte Antonella schon immer aufwarten. Vor gut zwei Jahren hatte sie von einer generösen Großtante ein Haus in Frankfurt geerbt, unter der Auflage, dass sie sich um den treuen Hund der alten Dame kümmern müsse. Doch das Verhältnis zwischen Mops Hugo und seiner neuen Besitzerin war von Anfang an, vorsichtig formuliert, kompliziert. Die extrem aktive Antonella konnte mit kleinen Schoßhunden rein gar nichts anfangen, und Hugo nichts mit der neuen Hektik in seinem Leben. Unverhoffte Rettung hatte
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