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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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hierherzufahren.« Auch Adrian hatte Mühe, seinen Blick zu heben und ihr in die Augen zu schauen. Er nahm ihre Hand. »Nur für den Fall, dass ich es heute noch nicht erwähnt habe, für mich bist du immer in erster Linie Frau und nicht Mutter. Und ich kann es kaum erwarten, bis wir mit dem Essen fertig sind …« Sein Blick glitt wieder eine Etage tiefer.
    Vor dem letzten Gang servierte der Kellner Antonella einen Extrateller. Darauf lag ein kleines Päckchen mit großer Schleife.
    »Kann man das essen?«, fragte sie augenzwinkernd.
    »Auspacken wäre möglicherweise zielführender.« Adrian lächelte sie an und sah ihr zu, wie sie die Schleife löste und das Papier entfernte. Ehe sie die Schmuckschatulle öffnen konnte, sagte er: »Du wolltest doch immer einen Jahrestag haben, und da habe ich mir gedacht, warum nicht heute?«
    Sie öffnete die Schachtel, und auf schwarzem Samt leuchtete ihr ein wunderschönes Weißgoldamulett an einer langen Kette entgegen. »Oh, wie schön!«, entfuhr es ihr gerührt.
    »Erst wollte ich einen Ring kaufen, aber dieses Medaillon erfüllt seinen Zweck besser«, erklärte er. »Hol es mal raus.«
    Antonella nahm das Schmuckstück in die Hand. Auf der Rückseite war ein Herz eingraviert mit der Inschrift »A+A – 26. 3.«. Dann öffnete sie das Medaillon und sah, dass es eine Art Mini-Fotoalbum war – mit Bildern von Adrian, Elisa, Mops Hugo und Terrier Toni. Zwei Plätze waren noch frei. »Warum zwei Bilder?«
    »Wer weiß, was uns noch alles passiert …«
    In Frankfurt ging es zur gleichen Zeit deutlich rustikaler zu. Giovanni und Katia waren seit einigen Tagen dabei, ihre Wohnung zu renovieren. Natürlich hätten sie dafür auf den bewährten Handwerkerstab von Hugo’s Affairs zurückgreifen können, doch fanden sie es beide irgendwie romantischer, sich ihr Nest selbst zu bauen. Romantisch war allerdings nur die Theorie. Katia konnte es nicht fassen, wie mühsam Bodenschleifen, Streichen und Tapezieren waren. Und wie schwierig. Dabei hatte sie doch keinerlei Probleme, mit Nähmaschine, Nadel und Faden umzugehen, und sämtliche Vorhänge, Kissenbezüge und andere Stoffsachen waren auch bereits fertig und warteten darauf, in den neugestalteten Räumen verteilt zu werden. Ein bisschen Farbe an die Wände zu bringen oder Tapeten zu kleben, das konnte ja wohl kaum komplizierter sein als ihre Näherei, oder? »Vielleicht fehlt mir einfach die nötige Leidensfähigkeit für solche Arbeiten!«, jammerte sie nun. Sie hatten gerade ihr improvisiertes Abendessen – Pizza vom Lieferservice plus Bier – als Picknick in dem Raum eingenommen, der hoffentlich morgen wieder Wohnzimmer sein würde, und machten mit der Arbeit weiter.
    »Was dir fehlt, sind Geduld und Präzision, meine Liebe. Wenn du die Tapete nicht gründlich mit Kleister einstreichst, kann sie auch nicht kleben bleiben.« Er zog lachend drei Tapetenbahnen wieder ab, die sie vor dem Essen leicht wellig und schief an die Wand geklebt hatte. Er fand die ganze Aktion großartig, ganz besonders aber ihren aktuellen Look. Er hatte ihr einen weißen Arbeitsoverall besorgt, der inzwischen voller Farbspritzer war. Weil ihr bei der Arbeit so warm geworden war, hatte sie das Oberteil ausgezogen und um die Hüfte geknotet. Das alte Unterhemd von ihm, das sie darunter trug, hatte ebenfalls schon reichlich Farbe und Kleister abbekommen.
    »Ich hätte einfach nicht gedacht, dass es so mörderisch anstrengend ist. Mir tut alles weh, und ich sehe aus wie ein Ferkel.«
    »Bei echter Arbeit macht man sich halt schmutzig!«
    »Und warum siehst du dann aus, als wärst du gerade einem Coca-Cola-Werbespot entstiegen?« Giovannis weißes T-Shirt sah tatsächlich absolut makellos aus.
    »Weil ich ein Profi bin!«, neckte er sie. »So, jetzt hör auf mit dem Gejammere, und lass uns weitermachen. Ich wäre nämlich verdammt froh, wenn wir irgendwann in diesem Jahrhundert noch fertig würden.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und den Kleisterpinsel in die Hand. »Du kleisterst die Tapeten ein, ich klebe sie an die Wand. Einverstanden? Schön gleichmäßig.«
    Katia nickte ergeben und gab sich jetzt mehr Mühe. Und siehe da, sie kamen immer besser voran. Währenddessen schmiedeten sie Pläne für die Zukunft: wann sie wohin zum Essen gehen würden, wann sie wohin in den Urlaub fahren würden und …: »Weißt du, was ich toll fände?«
    »Was denn?«
    »Wenn wir irgendwann einmal ein Ferienhäuschen hätten.«
    »Ein Rückfall in alte Zeiten?
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