Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Mrs Murphy 04: Virus im Netz

Titel: Mrs Murphy 04: Virus im Netz
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
weiterbiss. »Bremsen.«
    »Wie kommen die durch dein dickes Fell?«
    »Weiß ich nicht, aber sie schaffen’s.« Tucker seufzte, dann stand sie auf und schüttelte sich. »Wo ist Mom?«
    »Überall und nirgends. Sie ist nicht weit weg. Setz dich hin, ja? Wenn du abhaust und einen von diesen dämlichen Vögeln jagst, krieg ich dafür die Schuld. Ich seh nicht ein, warum wir nicht ins Haus können. Ich verstehe ja, dass die Tiere von anderen Leuten nicht reindürfen, wie Lucy Fur, aber wieso wir nicht?« Der Name Lucy Fur, der wie Lucifer klang, passte ausgezeichnet zu der jüngeren von Reverend Jones’ zwei Katzen, denn sie war ein Teufelskerl. »Wetten, Little Marilyn lässt uns durch die Hintertür rein?« Tucker zwinkerte. Sie wusste, dass Mim Sanburnes Tochter Tiere liebte.
    »Gute Idee.« Die Katze wälzte sich im Gras, dann sprang sie hoch. »Komm, düsen wir los.«
    »Wo hast du das denn her?«, fragte Tucker, als sie zur Seitentür zockelten. Eine Bank unter einer kleinen Veranda verlieh dem Eingangsbereich ein einladendes Flair. Kein Mensch war weit und breit zu sehen.
    »Das hat Susan gestern gesagt. Sie schnappt so was von ihren Kindern auf. Wie ›Man sieht sich‹ wenn man sich verabschiedet.«
    »Oh.« Tucker brachte der Sprache der Jugend nur begrenztes Interesse entgegen, weil der Jargon sich alle paar Jahre änderte.
    Unterhalb des Hauptbereichs von Ash Lawn waren Fremdenführerinnen in zeitgenössischen Kostümen dabei, zu spinnen, zu weben, Fett für Kerzen zu schmelzen und zu kochen. Little Marilyn – Marilyn Sanburne junior, die seit Kurzem geschieden war und ihren Mädchennamen wieder angenommen hatte – war heute die verantwortliche Fremdenführerin in Ash Lawn. Obwohl erst Anfang dreißig, hatte die jüngere Marilyn finanziell eine Menge für Ash Lawn sowie das William and Mary College getan. Das College unterhielt Haus und Grundstück von James Monroe und stellte die meisten Fremdenführerinnen. Little Marilyn war stolze Absolventin des William and Mary College, wo sie so oft die Fächer gewechselt hatte, bis ihre Studienberater die Hoffnung aufgaben, dass sie je Examen machen würde. Schließlich hatte sie sich auf Soziologie verlegt, was ihrer Mutter ungemein missfiel und folglich Little Marilyn umso besser gefiel.
    Da Harry Absolventin des Smith College in Massachusetts war, gehörte sie nicht zum engeren Kreis von Ash Lawn, aber das Personal pflegte gute Beziehungen zur Gemeinde, sodass Harry und ihre Tiere sich dort willkommen fühlten. Natürlich kannten alle in Ash Lawn Mrs Murphy und Tucker.
    Die anderen Fremdenführerinnen waren an diesem 30. Juli Kerry McCray, eine kesse Rotblonde, die auf dem College Little Marilyns Zimmergenossin gewesen war, Laura Freely, eine hochgewachsene, strenge Dame um die sechzig, und Aysha Gill Cramer, ebenfalls eine Collegefreundin von Little Marilyn. Da Aysha erst im April geheiratet hatte – ein schauerlich übertriebenes gesellschaftliches Ereignis –, brauchten alle noch etwas Zeit, sich an den Namen Cramer zu gewöhnen. Danny Tucker, Susans sechzehnjähriger Sohn, arbeitete als Gärtner, und es machte ihm Spaß. Susan half im Andenkenladen aus, weil die Kassiererin sich krankgemeldet hatte.
    Durch ein Kuddelmuddel bei der Einteilung waren Aysha und Kerry zur selben Zeit hier. Die zwei konnten sich nicht riechen. Zusammen mit Little Marilyn waren die drei von Kind an die besten Freundinnen gewesen, und auch noch die ganze Zeit auf dem College, wo sie derselben Studentinnenverbindung angehört hatten.
    Nach dem Examen waren sie zusammen nach Europa gefahren und schließlich nach einem Jahr getrennte Wege gegangen. Sie schrieben sich Unmengen von Briefen. Kerry war als Erste nach Crozet zurückgekehrt und hatte eine Anstellung bei der Crozet National Bank gefunden, die um die Jahrhundertwende als Lokalbank gegründet worden war, aber jetzt ganz Mittelvirginia bediente. Little Marilyn war wenig später gefolgt, hatte geheiratet, was schiefging, und sich scheiden lassen. Aysha war erst vor sechs Monaten nach Albemarle County zurückgekehrt. Ihr tadelloses Französisch und Italienisch waren hier nicht gefragt. Die Aussichten auf eine Karriere waren in diesem kleinen Winkel der Welt so minimal, dass Heiraten immer noch eine echte Karriere für junge Frauen darstellte, vorausgesetzt, sie fanden ein geeignetes Opfer.
    Die Freundinnen knüpften wieder da an, wo sie aufgehört hatten. Aysha, in jüngeren Jahren ein bisschen pummelig, war zu einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher