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Mr Monk besucht Hawaii

Mr Monk besucht Hawaii

Titel: Mr Monk besucht Hawaii
Autoren: Lee Goldberg
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man am Tatort vielleicht noch hätte sicherstellen können, bereits vernichtet. Der Operationssaal war gründlich geputzt worden, die Instrumente hatte man desinfiziert, die Laken waren längst in der Wäsche, und alles Übrige war direkt nach der Operation als Sondermüll entsorgt worden.
    Beweise gab es also scheinbar keine mehr, dafür umso mehr Verdächtige – allen voran Dr. Clark, der Stella Picaros Leben gerettet hatte und nun als Held gefeiert wurde. Er galt nämlich als Dr. Douglas' schärfster Rivale.
    Überhaupt hatte Dr. Douglas zu Lebzeiten viele Feinde gehabt. Er war ein berechnender Egoist gewesen, der vielen Leuten wehgetan hatte, unter anderem so gut wie jedem aus seinem OP-Team, den meisten Ärzten, die den Eingriff mitverfolgt hatten und selbst der Patientin, die er aufgeschnitten hatte, kurz bevor er tot umfiel.
    Doch weder Stottlemeyer noch sein Assistent Lieutenant Randy Disher konnten sich einen Reim darauf machen, wie Dr. Douglas unbemerkt vor so vielen Zeugen hatte vergiftet werden können. Sie standen vor einem Rätsel, und deshalb hatten sie Monk als Berater hinzugezogen.
    Nachdem sie ihn auf dem Revier auf den aktuellen Stand der Ermittlungen gebracht hatten, wollte Monk als Erstes den Tatort besichtigen. Ich hätte ihm zwar auf dem Weg zum Krankenhaus von meinem Kurzurlaub erzählen können, aber dann wäre er den Rest des Tages nicht mehr in der Lage gewesen, sich auf irgendetwas zu konzentrieren.
    Im Krankenhaus angekommen bestand er darauf, einen Arztkittel zu tragen, außerdem Haube, Schutzbrille und Maske sowie Einweghandschuhe. Bevor er den Operationssaal betrat, streifte er sogar Überzieher über seine Schuhe.
    »Wollen Sie sich in einen Chirurgen hineinversetzen?«, scherzte ich, als wir beide vor der Tür zum Operationssaal standen.
    »Ich versuche, eine Ansteckung zu vermeiden«, sagte Monk.
    »Herzkrankheiten sind nicht ansteckend.«
    »Das ganze Gebäude ist voller kranker Menschen. In der Luft wimmelt es von gefährlichen Bakterien. Es gibt nur eines, was schlimmer ist als ein Besuch im Krankenhaus: aus einem Wasserspender zu trinken«, erklärte er. »Ein Glück, dass es hier so viele Ärzte gibt.«
    »Ich wüsste nicht, was daran gefährlich sein sollte, aus einem Wasserspender zu trinken, Mr Monk. Das mache ich schon mein Leben lang.«
    »Vermutlich spielen Sie auch gern russisches Roulette.«
    Monk betrat den Operationssaal, ich folgte ihm und beobachtete, wie er sich sorgfältig in jeder Ecke des Raums umsah und die Geräte betrachtete. Wenn er einen Tatort untersuchte, glich das eher einem improvisierten Tanz mit einer unsichtbaren Partnerin. Wiederholt zog er seine Kreise durch den Raum, drehte plötzlich eine Pirouette, glitt vor und zurück, wobei er sich immer wieder abrupt bückte, um unter einen Schrank oder eines der Geräte zu schauen. Am Operationstisch blieb er stehen und ließ seinen Blick darüberwandern, als stelle er sich die Patientin darauf vor.
    Er ließ die Schultern und den Kopf kreisen, als wollte er eine Verspannung im Nacken loswerden. Aber ich wusste, es war seine Reaktion auf ein Detail, auf irgendeine Sache, die sich nicht an ihrem eigentlichen Platz befand. Nichts störte Monk mehr als Unordnung. Und ein Mordfall ist schließlich nichts anderes als eine chaotische Situation, die danach verlangt, in Ordnung gebracht zu werden.
    »Wo ist die Patientin, die von Dr. Douglas operiert wurde?«, fragte Monk.
    »Oben, auf der Intensivstation«, sagte ich.
    Er nickte. »Rufen Sie den Captain an und sagen Sie ihm, dass wir uns mit ihm bei ihr treffen.«
     
     
    Intensivstationen sind total unheimlich. Ich war zwar nur ein paar Mal auf einer zu Besuch, und ich weiß auch, dass dort viele Menschenleben gerettet werden, aber sie machen mir trotzdem Angst. Die Patienten, die hier mit Schläuchen an alle möglichen Geräte angeschlossen sind, kommen mir nicht wie Menschen vor, sondern wie Leichen, die irgendein verrückter Wissenschaftler wieder zum Leben erwecken will.
    Genauso sah auch Stella Picaro aus, obwohl sie hellwach war. Kabel und Schläuche verbanden sie mit einem EKG- und einem Beatmungsgerät und einem Teil, das irgendwie an einen Toaster erinnerte. Die Maschinen piepsten vor sich hin, Lämpchen blinkten, und Stella lebte, also geschah wohl alles zu ihrem Besten. Dennoch versuchte ich, nicht zu ihr zu sehen, weil es einfach sehr unangenehm war.
    Monk und ich standen neben der Schwesternstation. Er trug immer noch die OP-Kleidung und atmete
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