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Mr. Fire und ich (Band 2)

Mr. Fire und ich (Band 2)

Titel: Mr. Fire und ich (Band 2)
Autoren: Lucy Jones
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sich so an mir zu rächen. Es tut mir leid, Julia.]
    Mit jeder Nachricht wächst meine Vorstellung davon, wie Daniels gestriger Abend wohl ausgesehen hat. Ich kann seinen Zorn, seine Aufgebrachtheit und seine Ratlosigkeit fühlen. Ich stelle mir vor, wie er beunruhigt hin und her läuft und Ray mitten in der Nacht aufweckt. Ich spüre, wie seine Sorge immer größer wird und ins Unermessliche steigt. Auf der einen Seite tut es mir unendlich leid, was er wegen mir durchmachen musste, doch auf der anderen Seite erfreue ich mich an seiner Rastlosigkeit und an all dem, was er bereits unternommen hat, um mich zu suchen, weil ich darin einen Beweis sehe, dass ich ihm etwas bedeute. Auch wenn er es mir nicht direkt sagt und auch wenn er wieder einmal alles auf sich bezieht, indem er denkt, dass man mir wehtun könnte, um ihn zu bestrafen.
    Donnerstag, 26. Juli 2012 08:46
[Wir haben mit einer Stewardess gesprochen. Wie es scheint, sind Sie während des Fluges ohnmächtig geworden. Aber diese Idiotin weiß nicht, in welches Krankenhaus man Sie gebracht hat. Wir werden sie alle anrufen.]
    Es ist 9:10 Uhr, als ich Daniels Nummer wähle. Er hebt beim ersten Läuten ab.
    „Julia?!“
An seiner Stimme erkenne ich, dass er mit den Nerven am Ende, aber erleichtert ist.
    „Guten Tag, Daniel, ich …“
    „Wo sind Sie?“
Seine Stimme klingt nun viel sanfter.
    „Amerikanisches Krankenhaus.“
    „Ich komme. Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Julia.“
(Stille.)
    „Ich mich auch, Daniel, sehr sogar.“
    Ungefähr fünf Minuten, nachdem ich aufgelegt habe, klopft es an der Tür. Ist er schon hier? Nein, nicht Daniel betritt das Zimmer, sondern Vincent.
    „Hello! Wie geht es dir?“
    „Es geht.“
    „Du siehst nicht gerade so aus, als würdest du dich freuen, mich zu sehen. Störe ich dich gerade?“
    „Nein, überhaupt nicht. Ich dachte nur, es sei jemand anderes. Aber ich bin froh, dass du da bist.“
    „Wenn du auf jemand anderen wartest, ist es dir vielleicht lieber, wenn ich gehe?“
    „Nein, bleib nur. Hast du dich ein wenig ausgeruht?“
    „Wie du siehst“, antwortet er mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, während er den Kopf hebt, den Oberkörper durchstreckt und die Arme ausbreitet.
    „Ausgeruht, geduscht, umgezogen!“
    „Frisch wie ein Fisch im Wasser!“, sage ich lachend zu ihm.
    „Brauchst du etwas?“
    „Nein, ich danke dir.“
    „Weißt du schon, wann du entlassen wirst?“
    „Voraussichtlich heute Abend. Ich warte noch auf die Bestätigung des Arztes.“
    „Gut, dann können wir ja …“
    Plötzlich reißt jemand die Tür auf und Vincent verstummt. Schnellen Schrittes, müde, aber lächelnd, kommt Daniel ins Zimmer gestürmt. Als er Vincent bemerkt, verschwindet die Euphorie jedoch schlagartig aus seinem Gesicht, seine Züge spannen sich an und er wirft mir einen drohenden Blick zu.
    „Was macht dieser junge Mann in Ihrem Zimmer?“, sagt er, während er auf das Bett zukommt und Vincent den Rücken zukehrt.
    „Daniel, darf ich Ihnen Vincent vorstellen.“
    „Ich habe Sie nicht nach seinem Namen gefragt, sondern danach, was er hier zu suchen hat“, fährt er fort, ohne sich umzudrehen.
    „Hätten Sie vielleicht die Güte, ein wenig freundlicher zu sein?! Ich meine, Sie haben überhaupt keine Ahnung, sind voller Vorurteile und noch dazu unglaublich unfreundlich.“
Während ich mit Daniel spreche, antworte ich Vincent mit einem Kopfnicken, der einige Meter hinter Daniel steht und mir bedeutet, dass er auch gehen kann, wenn ich das möchte.
    „Dann klären Sie mich eben auf. Gibt es da etwas, dass ich wissen sollte?“
Vincent hat sich leise hinausgeschlichen.
    „Warum reagieren Sie so ungehalten? Vincent ist im Flugzeug neben mir gesessen, er hat mir geholfen, als es mir nicht gut ging, er hat auch den Stewardessen Bescheid gesagt und er hat sich um meine Koffer gekümmert … und er hat alles getan, um zu erfahren, in welches Krankenhaus ich gebracht werde … und er ist bei mir geblieben, bis ich aufgewacht bin …“
Meine Stimme wird zittriger und leiser, als ich zu schluchzen beginne. Es war nicht fair, Vincents Unterstützung wie einen Vorwurf gegenüber Daniel darzustellen, aber ich wollte ihm zeigen, dass er keinen Grund hat, sich aufzuregen.
    „Ein wenig unscheinbar, Ihr Retter in der Not.“
Seine Worte sind drohend, der Unterton in seiner Stimme jedoch nicht. Ich beschließe, nicht zu antworten, um der Diskussion ein Ende zu bereiten.
Daniel setzt sich zu mir auf das
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