Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Motte Maroni - Flossen des Grauens

Motte Maroni - Flossen des Grauens

Titel: Motte Maroni - Flossen des Grauens
Autoren: Residenz
Vom Netzwerk:
das Boot schwankt gefährlich nach links. „Meier, hör auf mit dem Blödsinn! Wir kentern!“ Aber das stimmt nicht. Nach einigen bangen Momenten hat sich der Meier wieder erholt. Ziemlich windschief lehnt er im Boot und grinst verlegen. „Motte, reich mir die Rute!“, befiehlt er mit schwacher Stimme.
    „Hä?“, antwortet Motte.
    „Motte, die Angel! Bitte!“, ruft der Meier und erhebt sich. Er hat sichtlich Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Umständlich befestigt er einen Köder am Haken und wirft die Angel aus. Dann drückt er Motte die Angel in die Hand und muss sich setzen.
    „Und jetzt?“, will Motte wissen.
    „Jetzt warten wir!“, sagt der Meier. Schön langsam geht es ihm wieder besser …
    Das Tier hat schon wieder Hunger. In den Nachtstunden ist der Hunger schlimmer als am Tag. Das Tier ist ein nachtaktiver Jäger, am Tag jagt es nur, wenn es absolut nicht widerstehen kann. Ziellos schwimmt das Tierdurch den undurchdringlichen Wald aus Schlingpflanzen. Kleine Weißfischchen weichen besorgt aus. Eine Gruppe Rotaugen tut so, als würde sie das Tier nicht bemerken. Das Tier hält inne. Es spürt Vibrationen im Wasser. Beute! KU-KU-RUZ! Das Tier dreht seinen mächtigen, torpedoförmigen Körper in Richtung der Vibrationen. Dann beschleunigt das Tier. Lautlos gleitet es, knapp unter der Wasseroberfläche, in Richtung der Geräusche. Das Tier ist bis in die letzte Faser seines Körpers gespannt und völlig konzentriert. Das Tier öffnet sein Maul, das Ziel ist nicht mehr fern. Das Tier schlägt seine langen, spitzen Zähne in die Beute …
    Die Angel in Mottes Hand macht einen gewaltigen Ruck nach vorne. „Meier!“, schreit er erschrocken. „Da beißt was!“
    Der Meier reißt Motte die Angel aus der Hand und will kurbeln, aber er schafft es kaum, die Spule zu bewegen. „Wir haben was Großes dran, Motte!“, ruft er atemlos. Da taucht es aus dem Wasser auf. Das Tier. Monströs. Schwarz. Mit sehr langen, sehr spitzen Zähnen. Es hängt an der Schnur fest, es zischt und faucht, schmerzhaft bohrt sich der Haken in sein Maul. Wild schlägt das Tier mit seiner Schwanzflosse um sich, das Wasser schäumt, das Boot wackelt. Der Meier hat größte Mühe, die Angelzu halten. Das Tier taucht unter, das Boot dreht sich um neunzig Grad, nimmt Fahrt auf. Der Meier krallt sich an der Angel fest, an Kurbeln ist nicht zu denken. „Motte, mach was!“, brüllt er.
    „Und was bitte, Herr Obergescheit?“, brüllt Motte zurück.
    „Rudern! In die Gegenrichtung!“, brüllt der Meier.
    Nur mit Mühe bekommt Motte die Ruder zu fassen. Das Boot schlingert. Motte taucht die Ruder ins Wasser, durch den plötzlichen Widerstand werden sie aus der Halterung und aus Mottes Händen gerissen und treiben nutzlos in der Gischt hinter dem Boot her.
    „Jetzt müsste man Wasserschi haben!“, denkt Motte kurz. Dann hat er eine Idee. „Meier, wir müssen die Angel-schnur kappen!“, brüllt er.
    Der Meier schüttelt den Kopf. „Nie und nimmer!“, ruft er trotzig.
    „Meier, sei nicht blöd! So wird das nichts!“ Motte kriecht mühsam zum Meier hin. „Meier, bitte kapp die Schnur, bevor wir echt ein Problem mit dem Viech kriegen!“
    Der Meier schüttelt störrisch den Kopf. Da macht das Boot eine ruckartige Drehung nach rechts. Den Meier schleudert es mitsamt der Angelrute ins Wasser.
    „Meier!“, brüllt Motte.
    Der Meier hält die Angel immer noch in Händen und wird nun, selber an der Angel hängend, auf den See hinausgezogen.
    „Meier, lass aus, du Depp!“, schreit Motte hinter Meier her, der im Fahrwasser des Tieres in der Dunkelheit verschwindet. Motte heult verzweifelt auf, da gibt es einen lauten Knacks, Meiers Angel hat dem Druck lange genug standgehalten, zirka dreißig Zentimeter unterhalb der Spitze bricht sie ab. Der Meier wird langsamer, der Meier stoppt, der Meier versinkt in den Fluten.
    „Meiiiiiiiaaaaaaa!“, brüllt Motte.
    Da blubbert es nicht weit entfernt, und der Meier erhebt sich aus dem dunklen See. Bis zum Kinn reicht ihm das Wasser, aber er kann stehen.
    „Alles okay?“, ruft Motte erleichtert. Der Meier streckt seinen rechten Daumen in die Höhe. Er schwimmt und geht abwechselnd zum Boot zurück und klettert an Bord. „Das war knapp, was, Motte?“ Der Meier scheint nicht weiter erschüttert zu sein. „Alles noch dran, Alter. Nix passiert. Hast du das Vieh gesehen? Diese Zähne? Wir werden ein größeres Boot brauchen! Unglaublich, was für ein Abenteuer!“
    Aber Motte hört gar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher