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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2
Autoren: Jilliane Hoffman
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klingelte.
    Ein Cop war tot. Einer von ihnen.
    Die Nachricht machte ihn wütend. Wütend, aber gleichzeitig auch traurig. Selbst ohne zu wissen, wer der Cop war oder wie er gestorben war – wahrscheinlich kannte er ihn nicht einmal, es gab so viele Polizisten in Miami. Und doch… Einer von ihnen hatte den Kampf verloren. Kopfschüttelnd stand er unter der grellen Küchenlampe und wartete darauf, dass der Kaffee durch die Maschine lief.
    Unter Polizisten herrschte eine außergewöhnliche Kameradschaft. Schon in der ersten Woche auf der Polizeiakademie wurde jedem Frischling von seinen Sergeants und Lieutenants das Motto eingeimpft: «Wir gegen den Rest der Welt.» Die Ausbil-der waren extrem erfahren, und die Erfahrung hatte sie extrem pessimistisch gemacht. Das Gebot der Akademie in den intensiven neun Monaten lautete:
    «Rechne immer mit dem Schlimmsten.» Und das tat er von da an auch. Er schoss jeden Tag auf Böse-wichte aus Pappe, lernte Verstärkung anzufordern, wenn er in einer miesen Gegend auch nur niesen musste. Er übte Razzien in Abbruchhäusern, in denen sich immer auch ein paar unschuldige Geiseln befanden, und ließ keinen Pappkameraden ungeschoren entkommen. Nachdem er dreißig Runden Munition verschossen hatte und im Selbstverteidi-gungstraining grün und blau geprügelt worden war, beendete er den Tag bei ein paar Bier mit den Jungs. Das Leben drehte sich nur um den Job: Er schlief im selben Raum, aß denselben Fraß, atmete dieselbe Luft wie seine Kameraden. Er redete wie ein Cop, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, und sein geschärfter Polizisten-blick sah überall üble Machenschaften, die immer drauf und dran waren zu eskalieren. Keiner kannte einen besser als sein Partner. Und wenn einen jemand mit seinem Leben schützte, mit dem man nicht einmal verwandt war, schmiedete das ein eisernes Band, das die Männer in der blauen Uniform in bedingungsloser Treue zusammenhielt. Wenn es einen von ihnen erwischte, fühlten sich alle Cops getroffen, ganz tief drinnen.
    Als Polizist, der einst auf dem übelsten Revier in der südlichen Bronx angefangen hatte, hatte Dominick in seiner Laufbahn schon jede Menge Kameraden betrauern müssen. Und zu viele davon hatte er leider mit eigenen Augen sterben sehen.
    In zwölf Monaten war er zum Detective aufge-stiegen, nach weiteren sechs ins Morddezernat, doch egal, wie vielen Vorgesetzten er in den Hintern kroch, sie versetzten ihn einfach nicht in eine andere Gegend. Er war gut in seinem Job, gut darin, Antworten finden. Zu gut wahrscheinlich. Doch als nach ein paar Jahren alle Bösen anfingen, gleich auszusehen, selbst wenn sie gar nicht böse waren, da wusste er, dass es Zeit war zu gehen. Und eines kalten, regnerischen, besonders miesen Morgens in New York hatte er die Landkarte der Vereinigten Staaten auf dem Tisch ausgebreitet und mit geschlossenen Augen draufgetippt, in der Hoffnung, sein Finger fiele auf einen Ort, wo die Verbrecher kurzärmlige Hemden trugen. Er hatte Miami getroffen – die geschäftige Großstadt mit dem tropischen Flair. Mehrere große Police Departments machten ihm ein Angebot – das Miami-Dade P.D. das City of Miami P.D. das Miami Beach P.D. das Broward Sheriff’s Office –, doch der Job als Special Agent beim Florida Department of Law Enforcement schien mehr als nur einen Tapetenwechsel zu bieten. Hier würde er seine Karriere noch einmal neu beginnen. Wenigstens verkaufte es ihm der Leiter des FDLE so, als er Dominick vor sechzehn Jahren als Special Agent verpflichtete.
    Das FDLE war eine Behörde, die zwischen die örtlichen Police Departments und die Bundespolizei, das FBI, geschaltet war. Hier arbeiteten erfahrene Spezialisten an großen landesweiten Ermittlungen –an komplizierten Fällen, die die Grenzen der Poli-zeibezirke und örtlichen Zuständigkeiten überschrit-ten. Mit staatlichen Geldern wurden in jeder der fünf Regionen des FDLE moderne Kriminallabore eingerichtet, die sich mit denen des FBI in Quantico messen konnten. Das FDLE war nicht die Notaufnahme, sondern eine hoch technisierte Ermittlungsbehörde, und Hausdurchsuchungen zu mitternächtlicher Stunde schienen für Dominick endgültig der Vergangenheit anzugehören. Natürlich war das nur die Theorie. Als der Direktor des FDLE in Miami einen Blick auf Dominicks Lebenslauf geworfen hatte, teil-

    te er ihn prompt für die Violent Crime Squad ein, das Dezernat für Gewaltverbrechen. Und selbst wenn Dominick nicht jede Nacht zur Geisterstunde
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