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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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erwachte wie aus einem Traum, taumelnd vor Müdigkeit.
    Er sah auf den Chronometer.
    Der Schiffstag war fast vorüber. Er überprüfte den zentralen Schlachtbildschirm. Es gab kein Zeichen mehr dafür, dass hier noch vor einigen Stunden eine angriffsbereite Flotte im Raum gestanden hatte. Jetzt war es wirklich vorüber.
    Soviel zu den Nissen.
    Jetzt zu dem Ungeziefer, das sie ausgebrütet hatte.

 
Kapitel 34
     
    Poyndex bemerkte, dass der Baum die Hälfte seiner Blätter verloren hatte. Ähnlich wie die Mitglieder des Privatkabinetts, die ihn im obersten Stockwerk erwarteten, schien sich auch die Rubiginosa vor den neuesten Nachrichten wegzuducken: Der Ewige Imperator war zurückgekehrt!
    Als er sah, wie sie zusammengesunken in ihren Stühlen hockten, kam ihm »geduckt« noch wie eine beschönigende Beschreibung vor. Jeder von ihnen hatte das Lied des Henkers schon vernommen, jeder von ihnen befand sich innerlich bereits im Todeskampf. Malperin sah ungefähr fünfzig Jahre älter aus. Lovett war zusammengeschrumpft, sein Gesicht aufgedunsen.
    Die Kraa-Zwillinge hatten sich am meisten von allen verändert. Die eine Schwester, sonst immer in dicke Speckpolster verpackt, saß nun appetitlos, mit tief herabhängenden, abstoßenden Hautfalten da. Der einst dünne Zwilling hatte sich in einen aufgeblähten rosa Ballon verwandelt, dessen Haut sich straff über den neuen Fettzellen spannte.
    Ihren Gesichtern war zu entnehmen, dass sie die Identität des Ewigen Imperators nicht mehr anzweifelten.
    Alle vier stürzten sich auf Poyndex, als sei er das letzte Rettungsboot auf ihrem untergehenden Schiff. Kaum konnte er ihre durcheinander gerufenen Fragen in der von Angst erfüllten Verwirrung verstehen. »Der Ewige Imperator …« »… was sollen wir tun?« »Wo können wir hingehen? …« »… sollten wir kämpfen?« »Können wir kämpfen …« So ging es immer weiter. Sie steigerten sich in eine selbstmörderische Raserei. Ihre Angst vor dem Imperator machte sie so hysterisch, dass sie dazu bereit waren, an Bord eines Schiffes zu gehen und sich mit dem Rest ihrer Truppen in seine Mündungsfeuer zu stürzen.
    Das aber entsprach nicht ganz den Absichten von Poyndex.
    Er beruhigte sie und brachte sie dazu, sich hinzusetzen. Er schaute sie so traurig und verständnisvoll wie nur möglich an. »Ich glaube, ich weiß, wie ich Sie retten kann«, sagte er.
    Hoffnungsvoll blickten sie zu ihm auf. Alles war recht. Aber Poyndex hatte nicht irgendeinen Plan. Seiner Meinung nach befand er sich auf dem Weg zurück ins Zentrum der Macht.
    »Man hat mir keine Verbrechen zur Last gelegt«, sagte er. »An Handlungen, die Sie in der Zeit vor meinem Beitritt ausgeübt haben, trage ich keine Schuld. Deswegen sehe ich keine Probleme, persönlich auf den Imperator zuzugehen.«
    Niemand protestierte, keiner warnte ihn davor, dass dies seinen sicheren Tod bedeuten könnte, denn auch wenn ihn keine Schuld traf, so war der Imperator doch ohne weiteres dazu fähig, jeden zu töten, der auch nur im entferntesten mit dem Privatkabinett in Verbindung stand. Poyndex lächelte verstohlen über diesen Beweis der Fürsorge von sehen seiner Kollegen und Freunde.
    »Wenn Sie keine Einwände haben, dann werde ich dem Imperator ein Geschäft anbieten.«
    Poyndex’ Vorschlag war einfach. Zwar war das Privatkabinett der Verlierer, aber es war ihnen immer noch möglich, großen Schaden anzurichten und viel Blut zu vergießen. Er drängte sie, sich in den Bunker, der speziell für den Notfall tief unter der Rubiginosa errichtet worden war, zurückzuziehen. Dort befand sich eine hervorragend ausgestattete Kommandozentrale, mit Anschluss an alle militärischen Kanäle. Der Bunker war so konstruiert, dass er alles, mit Ausnahme einer direkt darüber stattfindenden atomaren Explosion, überstand. Hier konnten sie sich bis zum Schluss verteidigen, sollte der Imperator das Geschäft ablehnen.
    Poyndex würde den Imperator auf diese Bedingungen hinweisen. Er würde ihm auch mitteilen, dass das Privatkabinett kein Interesse daran hatte, vermeidbaren Schaden anzurichten. Sie erklärten sich im Interesse aller unschuldigen Bewohner der Erstwelt bereit, die Waffen niederzulegen, falls ihnen ihr Leben garantiert und ihnen eine Begnadigung zugesagt wurde.
    »Kein Knast«, schnarrte die einst so fette Kraa. »Meine Schwester kann den Dreck da nicht aushalten.«
    »Gefängnis werde ich nicht erst vorschlagen«, sagte Poyndex. »Sondern Exil. Zu meinen Verhandlungsbedingungen
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