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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger
Autoren: M.A. Foster
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der Single-Sprache, die direkt miteinander verbunden sind und als ein Wort ausgesprochen werden. Jedes Stammwort in der Single-Sprache endet – und zwar ausnahmslos – mit einer Paarung Vokal-Konsonant. Wenn man dies weiß, kann man einen Ler-Namen schnell in drei Teile aufspalten und erfährt so die spezie l le Vokal-Konsonant-Endung jedes Stammworts. Als Be i spiel der Name „Liszendir“, der in „Lis-Zen-Dir“ zerfällt.
    Das Aufbauprinzip hinter der Struktur der Stammwö r ter der Single-Sprache wurde durch das Beispiel der ch i nesischen Sprache beeinflußt (das heißt, wenige Basi s worte und Grundmuster werden in allen möglichen Kombinationen benutzt). Die Lautsprache hingegen en t spricht der englischen Sprache, da die ersten Ler in e i nem englischsprachigen Land aufwuchsen. Sie beruht in etwa auf dem modernen Englisch amerikanischer Pr ä gung, ergänzt um die nicht heimischen Konsonanten kh und gh, die das Gesamtsystem im phonetischen Sinne und den Eigenarten der Ler-Kabbalistik entsprechend zu stabilisieren.
    Ler-Vornamen haben – für den Ler – eine seltsame Mehrdeutigkeit, die wir nur schwer in vollem Umfang erfassen können. Für uns zivilisierte Menschen haben Vornamen fast völlig ihre Funktion als Totem und B e deutungsträger verloren. Wer George heißt, fühlt sich durchaus nicht zum Erdarbeiter berufen, ein Leo eifert nicht einem Löwen nach, und kein Leroy wird sich für einen König halten. Unsere Namen sind abgeleitet, en t lehnt, sollten einen Namensvetter in der Familie oder eine berühmte Person ehren oder – hören sich einfach nett an. (Der Mädchenname Pamela zum Beispiel steht absolut für nichts.) Wenn wir also an Namen denken, die eine buchstäbliche Bedeutung haben, fallen uns Me n schen in primitiven Stammeskulturen ein, die amerikan i schen Indianer des Südwestens etwa oder Afrikaner in den äquatorialen Regenwäldern.
    Was jedoch die Ler angeht, so können Namen, abhä n gig von den jeweiligen Begleitumständen, so bede u tungsvoll wie die von primitiven Stammesangehörigen sein – oder völlig bedeutungslos, weit bedeutungsloser als die unsrigen –, denn es gehört zu den Gebräuchen der Ler, daß kein Kind nach einer anderen Person benannt wird. Die Namengebung erfolgt so individuell wie mö g lich. Wenn ein Name zufällig doppelt auftaucht, dann wirklich rein zufällig. Kein Ler würde wissentlich einen Namen wiederholen, schon gar nicht einen, der in der Heimatregion vorkommt.
    Durch die geheime Natur des „Aspekts“ (plozos) des Individuellen – ein ritueller Teil der Ler-Kultur – und die Relation des „Aspekts“ zu der Teilbedeutung von immer vier möglichen Bedeutungen jedes Stammworts kann die wahre Bedeutung eines Namens erst bestimmt werden, wenn man den „Aspekt“ kennt. Innerhalb der Webe sind diese Dinge natürlich bekannt, wenn auch nicht offen über sie gesprochen wird, so daß hier der Name durchaus dazu dienen kann, Grundzüge des Charakters aufzuze i gen. Ein Ler, dessen Name „ Feuerfressender-Teufel “ (Pangurtron – unter dem Feuer [Panh] -Aspekt) lautet, wird tatsächlich einen Hang zu Aggressivität und Unve r nunft aufweisen, und andere werden in gleicher Weise durch die Attribute ihres Namens geleitet. Außerhalb der Webe jedoch ist dies anders; der „Aspekt“ wird nicht j e dem verraten, sondern nur in Verwebungszeremonien o f fenbart, und ohne eine besondere Aussprache, in der die jeweilige Bedeutung angesprochen wird, ist jede Überse t zung von Ler-Namen illusorisch. Im Falle des Ler-Mädchens Liszendir wußte kein Ler außerhalb ihrer G e burtswebe ihren Aspekt oder die Bedeutung ihres N a mens, bis sie von Hvethmerleyn für die Ludhen-Webe (Klanludhen) akzeptiert wurde. Daß sie dem Menschen Han zuerst sagte, was ihr Name bedeutete, und später, daß Feuer ihr Aspekt war, kann als Maß ihrer Gefühle für ihn angesehen werden, denn aus ihrer Sicht war diese Offe n barung eine bedeutsame Opfergabe. Da Silben innerhalb eines Namens nicht wiederholt werden und alle drei Teile dem gleichen Aspekt zuzuordnen sind, ist die Zahl mögl i cher Interpretationen glücklicherweise be grenzt, gleic h zeitig aber zu hoch für Spekulationen im Rahmen der Gesetze der Wahrscheinlichkeit, selbst für einen Ler. Konsequenterweise wurde ein beträchtlicher gesellschaf t licher Zeitaufwand betrieben, um den Aspekt von Ang e hörigen und Freunden (von Liebenden gar nicht zu r e den) einzugrenzen; eine Praxis, die mit gleichermaßen
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