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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman
Autoren: Random House
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veränderte erneut die Gestalt, sie hörte jetzt die Stimme ihres Vaters. »Was ich gezeugt habe, wird mit Zähnen und Krallen geboren werden.«
    Sie verschloss ihren Geist davor und verströmte ihre Liebe in Gage. »Er weiß es nicht«, flüsterte sie an seinem Mund.
    Der Wind erstarb, und die Welt wurde still. Im Auge des Sturms, dachte sie und holte tief Luft. »Er weiß es nicht«, wiederholte sie und fuhr mit den Fingern leicht über ihren Bauch. »Es ist eine der Antworten, die wir nie gefunden haben. Wenn wir herausbekommen, wie wir sie benutzen können, ist es ein anderer Weg.«
    »Wir haben nur noch etwas über eine Stunde bis halb zwölf.« Cal blickte zum schwarzen Himmel. »Wir müssen anfangen.«
    »Du hast recht. Lass uns die Kerzen anzünden.« Sie betete, dass ihr die Antwort noch rechtzeitig einfiel.
    Wieder brannten die Kerzen. Wieder ritzten sie sich
mit dem Messer, das aus den drei Jungen Blutsbrüder gemacht hatte, wieder vereinten sich ihre Hände. Aber dieses Mal waren sie nicht zu dritt, sie waren nicht zu sechst - sie waren eigentlich neun.
    Auf dem Heidenstein brannten sechs Kerzen, eine für jeden, und eine siebte als Symbol für ihre Aufgabe. In dem Kreis flackerten drei kleine weiße Kerzen für die Lichter, die sie entzündet hatten.
    »Er kommt.« Gage blickte Cybil in die Augen.
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat recht.«« Cal blickte Fox an, der ebenfalls nickte, dann beugte er sich zu Quinn und küsste sie. »Ganz gleich, was passiert, bleib im Kreis.«
    »Ich bleibe darin, solange du darin bleibst.«
    »Lasst uns jetzt nicht streiten, Kinder«, sagte Fox. »Das ist Zeitverschwendung.«
    Er küsste Layla. »Layla, du bist mein Leben. Quinn und Cybil, ihr gehört mit in den kleinen, exklusiven Club der besten Frauen, die ich kenne. Und Gage und Cal? Ich möchte keine einzige Minute der letzten einunddreißig Jahre mit euch missen. Wenn wir das hier heil überstehen, möchte ich von allen Frauen geküsst werden und mit euch tausche ich männliche Handschläge.«
    »Ist das dein letztes Wort?«, wollte Gage wissen. Der Stein lag schwer wie Blei in seiner Tasche. »Ich küsse euch alle. Und eine im Voraus.« Er gab Cybil einen leidenschaftlichen Kuss.
    »Das war nur eine Anzahlung«, sagte sie, als sie sich von ihm löste. »Ich habe es jetzt auch gespürt. Er ist nahe.«

    Irgendwo in den Tiefen des Waldes ertönte ein Brüllen. Die Bäume bebten, und an den Rändern der Lichtung entzündeten sich Feuer.
    »Bang, bang, on the door, baby«, murmelte Quinn. Cal starrte sie an.
    »>Love Shack    »Ich weiß nicht, es ist mir gerade in den Sinn gekommen.«
    Fox begann zu lachen. »Das ist perfekt. Singt ein bisschen lauter«, verlangte er.
    Als das Feuer um sie herum ausbrach, sangen sie.
    Der Gestank nahm zu, blutiger Regen fiel vom Himmel und verdampfte in der Erde, und über allem waberte beißender Rauch. Im Wald fielen krachend Bäume um, und man hörte Tausende von gequälten Stimmen.
    Der Junge stand auf der Lichtung.
    Eigentlich war es lächerlich, dachte Gage. Man hätte darüber lachen müssen. Aber es war schrecklich. Als das lächelnde Kind den Mund öffnete, erfüllte der Laut, der sich ihm entrang, die Welt.
    Doch sie sangen immer noch.
    Gage schoss und sah, wie das schwarze Blut aus dem Dämon heraussickerte. Er schrie und verwandelte sich von einem Jungen in eine Schlange. Aber noch nicht in seine wahre Gestalt. Solange er nicht seine wahre Gestalt annahm, war der Stein nutzlos.
    »Bang, bang, bang«, schrie Cal und sprang aus dem Kreis, um ihn mit dem Messer anzugreifen.
    Jetzt schrie der Dämon, und so unmenschlich der Laut war, sie hörten doch den Schmerz und die Wut darin.
Gage nickte und zog den Stein aus der Tasche. Er legte ihn mitten zwischen die brennenden Kerzen.
    Einer nach dem anderen stürmten sie aus dem Kreis mitten in die Hölle. Hinter ihnen brodelte der Heidenstein in den Flammen.
    Gage sah, wie Klauen aus dem Rauch nach Cals Brust griffen, sah, wie sie um Haaresbreite Laylas Gesicht verfehlten.
    »Er spielt mit uns«, schrie er. Etwas sprang ihm auf den Rücken, schlug seine Zähne in seine Haut. Er versuchte, es abzuschütteln, dann war es weg, und Cybil stand hinter ihm mit einem blutigen Messer.
    »Lass ihn spielen«, schrie sie. »Ich habe es gerne rau, das weißt du doch.«
    Er schüttelte den Kopf. »Geht zurück. Alle zurück in den Kreis.« Fast gewaltsam zerrte er sie in den Kreis zurück.
    »Wir haben ihn
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