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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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»Wie viel haben wir verkauft?«
    »Genug, um uns das Einstiegskapital an unserem nächsten Standort zu sichern«, antwortete Ant. »Außerdem liegt der Rest der Ware im Lieferwagen. Sobald wir etwas Passendes gefunden haben, können wir sofort wieder in den Handel einsteigen. Vielleicht schon morgen.«
    Gren nickte. Ant hatte Recht. Wie immer.
    Zum Schluss verpackten sie ihre persönliche Habe in Plastiktüten aus dem Supermarkt und verstauten sie im Lieferwagen.
    »Wo ist Angel?«, fragte Coffin plötzlich.
    Angel war fort. Still hatte sie ihre Sachen gepackt und war gegangen. Auf der Frisierkommode in ihrem Zimmer saß nur noch die Puppe mit dem weißen Baumwollhäubchen.
    »Sie hat die Puppe dagelassen. Ich hatte sie ihr geschenkt.« Coffin starrte vor sich hin.
    »Vielleicht braucht sie sie nicht mehr«, versuchte Ant zu trösten. »Es ist auch besser so. Sie kann endlich alles hinter sich lassen.«
    »Aber ich habe die Puppe nur ihretwegen mitgenommen«, wandte Coffin ein. »Als Ersatz für Daisy. Ihr war so kalt, deshalb habe ich ihr die Jacke gegeben. Und sie war auch so traurig. Da habe ich ihr die Puppe geschenkt.«
    »Sie sieht aus wie eine von den Puppen, die wir im Laden verkauft haben«, stellte Ant fest. »Und zwar an dem Tag, als die Frau ermordet wurde.«
    »Diese Blacket hatte Daisy auf dem Gewissen«, sagte Coffin. »Vielleicht hat sie es ja bereut, aber sie hat den Tod verdient. Ich habe es für Angel getan.«
    »Kommt, Leute«, forderte Ant sie nach einer Weile auf. »Steigen wir ein.«
    Sie brachten ihre restliche Habe in den Lieferwagen. Coffin nahm die Puppe und legte sie zu seinem Bündel und den Flöten, die er mit einer Kordel zusammengebunden hatte.
    »Wo ist denn dein schwarzer Instrumentenkoffer geblieben?«, fragte Gren. »Ich habe ihn schon einige Zeit nicht mehr gesehen.«
    »Ich musste ihn loswerden«, sagte Coffin.
    »Aber er war wirklich schön. Sogar mit Samt gefüttert.« Gren schüttelte den Kopf.
    »Ich hatte den Hammer hineingelegt. Danach. Zu Hause habe ich den Hammer gereinigt und in die Schublade im Keller zurückgebracht. Aber der Koffer war hinüber. In einem der Nachbargärten hatte jemand ein Feuer gemacht. Ich habe ihn heimlich dort verbrannt. Und auch den schwarzen Talar«, gestand Coffin.
    »Was für einen Talar?«, erkundigte sich Ant.
    »Ich hatte mir einen besorgt, weil ich irgendwie ins College hineinkommen musste. Hinterher war er voller Blut. Ich habe ihn zusammengerollt, mitgenommen und ebenfalls verbrannt. Gren behauptet, dass es keinen Beweis mehr gäbe, wenn man die Sachen verbrennt.«
    »Gren hat Recht«, sagte Ant. »Und jetzt lasst uns einsteigen.«
    »Aber wir können doch nicht ohne Angel losfahren«, jammerte Dime.
    Gren und Coffin standen neben ihm. Sie sahen Ant an.
    »Gut«, entschied er. »Wir geben ihr eine Stunde. Aber dann müssen wir wirklich los. Wir wollen doch nicht, dass uns jemand hier findet, oder? Es würde Coffin in ernstliche Gefahr bringen. Wir müssen hier raus. Irgendwie werden wir Angel schon finden, aber wir dürfen auf keinen Fall bleiben.«

    Angel war ins Stadtzentrum gegangen. Allmählich wurde es dunkel. Die Luft war kalt, und es nieselte. Sie hatte nicht sehr viel gegessen; allmählich wurde sie ziemlich hungrig. Wann würde sie wohl das nächste Mal zu essen bekommen? Sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt, dass solche Probleme von der Familie gelöst wurden. Wenn man Hunger hatte, war immer etwas zu essen da. Dafür sorgte Ant.
    Ob sie zu Kate Ivory gehen sollte? Sie wusste noch, wo das Haus war. Doch konnte Kate ihr wirklich einen Rat geben? Vielleicht durfte sie ein oder zwei Nächte bleiben, aber danach musste sie allein weitermachen und eigene Entscheidungen treffen.
    Plötzlich fand sie sich auf dem Platz mit dem überdimensionalen Pfefferstreuer und den vielen schönen Gebäuden wieder. In den Fenstern schimmerte Licht. All diese Häuser waren voller Leute, die etwas mit ihrem Leben anzufangen wussten.
    Sie lasen Bücher. Sie waren höchstens ein oder zwei Jahre jünger als sie, aber sie wussten nichts von dem Leben, das sie selbst bisher geführt hatte. Sie beobachtete sie, wie sie im Schein der Lämpchen an ihren Tischen saßen. Genauso gut hätten sie Aliens von einem anderen Planeten sein können.
    Diese Stadt war nichts für sie. Sie war gekommen, um Olivia zu töten. Zwar hatte sie es nicht getan, aber sie war schuld an ihrem Tod. Sie musste fort. Nie wieder würde sie nach Oxford zurückkehren.
    Aber auch
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