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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein
Autoren: Markus Albers
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Jahr zu brauchen. In den nächsten Jahren soll der Markt für Videokonferenzen nach Schätzungen
     der Anbieter um 50 Prozent pro Jahr wachsen. Das dadurch entfallende Pendeln kommt auch der Umwelt zugute. Der Netzwerkanbieter
     Cisco will mit Hilfe von Videokonferenzen schon jetzt 10 Prozent des bisher durch dienstliche Flugreisen entstehenden CO2
     einsparen.
    Für die meisten Zwecke ist ein kostengünstigerer, mobiler Weg der Anwesenheits-Simulation per Bildschirm aber viel interessanter.
     Internet-Telefonie-Anbieter wie Skype ermöglichen heute, nicht nur Ton-, sondern auch Bilddaten über das World Wide Web zu
     transportieren. Das hat zwei Vorteile: Es lässt sich mit einem Laptop samt eingebauter Webcam von jedem Ort der Welt realisieren,
     vorausgesetzt das Café in Singapur oder das Hotel in Buenos Aires hat einen (idealerweise drahtlosen) Internetzugang. Außerdem
     kostet diese demokratische Form der Videokonferenz nichts. Die Qualität ist gut, mehr als zwei Personen passen aber in der
     Regel nicht vor die Webcam.
    |214| Ein ungewöhnlicherer aber vielleicht zukunftsweisender Weg der technikgestützten Kollaboration ist die Zusammenarbeit weltweit
     verstreuter Kollegen in virtuellen Umgebungen wie man sie aus der Online-Welt »Second Life« kennt. 2007 stellte IBM 20 000
     neue Mitarbeiter ein, viele davon aus Ländern wie Brasilien, China, Indien oder Russland. Um geografische und kulturelle Entfernungen
     zu überbrücken, treffen sich diese neuen IBM-Angestellten zunehmend in 3D-Welten. »So wird es einfacher, Beziehungen zueinander
     zu entwickeln«, sagt Chuck Hamilton, der im Unternehmen für Neue Medien und Fortbildung zuständig ist. »Mitarbeiter, die weiter
     entfernt von der Zentrale sind, haben auf diese Weise das Gefühl, nicht so isoliert zu sein.«
    In anderen Unternehmen erledigen die Mitarbeiter sogar Teile des Tagesgeschäfts in Second Life und sparen so Reisekosten.
     Der Markengigant Unilever hat seit April 2007 einen eigenen Bereich der künstlichen Realität für sich reserviert, in dem sich
     über den ganzen Globus verteilte Teams austauschen können: »Es ist unmöglich, alle diese Menschen tatsächlich am selben Ort
     zusammenzubringen – oder jedenfalls würde es enorme Summen Geld und Zeit verschlingen«, sagt Chris Turner, Technologiechef
     des Konzerns. »Jetzt haben die Leute einen eigenen virtuellen Treffpunkt, mitten in Second Life, wo sie gemeinsam arbeiten
     oder sich auch mal privat austauschen können.« Während der Hype um die virtuelle Welt als Spielplatz für jedermann abnimmt
     und die Nutzerzahlen von Second Life stagnieren, entdecken nun also Unternehmen die Plattform für ihre Bedürfnisse in einer
     globalen Wirtschaft.
    Auch bei Sun Microsystems, wo über die Hälfte der Mitarbeiter nicht mehr täglich ins Büro kommt, helfen virtuelle Welten,
     den Teamgeist aufrechtzuerhalten: »Es ist schwer, eine Firmenkultur zu pflegen, wenn die Menschen so verstreut arbeiten«,
     sagt Nicole Yankelovich, Forscherin an den firmeneigenen Sun Labs: »Virtuelle Welten, in denen sich Mitarbeiter treffen, helfen
     dabei.«
    Sun Microsystems entschied sich statt des prinzipiell offen zugänglichen Second Life für eine selbst programmierte virtuelle
     Welt, die man mit den firmeneigenen Datenbanken und Nutzerprofilen |215| verbinden konnte. »Als wir anfangs mit Second Life experimentierten, merkten wir schnell, dass dies keine angemessene Umgebung
     für professionelle Zusammenarbeit in Unternehmen ist«, so Yankelovich. Sun erfand daraufhin »Project Wonderland«, eine 3D-Software,
     mit der auch andere Firmen sich nun virtuelle Arbeitswelten, Avatare und Animationen für Ihre Angestellten erschaffen können.
     Weitere Anbieter, die derartige künstliche Business-Treffpunkte anbieten, heißen Forterra Systems, Virtual Heroes, Qwaq und
     Multiverse.
    Auch wenn die Nützlichkeit solcher digitaler Welten im Berufsleben noch keineswegs erwiesen ist, hat IBM sich begeistert in
     die neuen technischen Möglichkeiten gestürzt und sogar ein virtuelles Mentoren-Programm gestartet: Mitarbeiter im Ruhestand
     oder kurz davor teilen ihre Erfahrungen mit jungen Kollegen. Die Treffen zwischen Lehrern und Schülern, die keineswegs immer
     am selben Firmenstandort arbeiten – oder eben schon pensioniert sind – finden häufig in künstlichen Umgebungen statt. IBM
     hat nach eigenen Angaben sehr gute Erfahrungen mit dieser Technik gemacht. Die Mitarbeiter des Technologieunternehmens
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