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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher
Autoren: Nicola Förg
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angeblich beim Laufen ausgeschüttet wurden. Bei Irmi dagegen verursachte Laufen nur Aggression.
    Als Kathi und der Hase fast gleichzeitig eintrafen, sagte Irmi nur: »Nicht fragen! Mitkommen in mein Büro!«
    Der Hase schaute sie wundersamerweise gar nicht so missmutig an und sagte ganz ruhig: »Ich dachte ja, Sie sind etwas … äh … wunderlich, Frau Mangold, aber ich habe die Kleidung von Stowasser überprüft. Sie wurde tatsächlich mit Innereien von Geflügel und mit Blut präpariert. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass jemand das Ganze eingerieben haben muss, so kann man ein Kleidungsstück nicht zufällig verunreinigen.«
    Kathi betrachtete ihre Kollegen. »Was läuft denn jetzt schon wieder an mir vorbei? Klärt mich mal jemand auf, oder?«
    »Ihr Auftritt, Frau Mangold«, sagte der Hase und lächelte Kathi zu. »Ich würde dann wieder gehen. Die Ergebnisse lege ich Ihnen auf den Tisch.« Er platzierte ein paar Blätter.
    »Ihr Auftritt! So was hab ich von dem Mann noch nie gehört. Und der hat gelächelt, oder! Ist der auf Drogen?« Kathi sah ihm hinterher, wie er davonstakste auf seinen dürren Beinchen.
    »Muss so was in der Richtung sein. Oder es sind die Laufendorphine. Oder ein Wunder«, meinte Irmi und begann Kathi von ihrem Gespräch mit dem Schlangenmann zu erzählen. Von der ungeheuerlichen Annahme, dass jemand die Schlange zum Beißen provoziert hatte. Ein Unfall mit einer Mamba, die immer ein Unfall geblieben wäre. Wenn Irmi nicht mal wieder so altersstarrsinnig gewesen wäre.
    Kathi schwieg eine ganze Weile, bis sie schließlich leise sagte: »Aber das ist ja so was von unglaublich. Fast perfekt. Jeder würde doch denken, dass in so einem Umfeld die Tiere Stress hatten und deshalb mal ihre Beißerchen erproben. Der perfekte Mord!«
    »Eben nicht.«
    »Aber wie willst du das beweisen?«
    Irmi reichte ihrer Kollegin die Briefe, die diese mit aufgerissenen Augen las.
    »Max Trenkle hat sie manipuliert«, sagte Irmi leise. »Er hat sie ganz perfide manipuliert. Im Namen der Liebe. Wie hätte jemand wie Sonja Ruf da widerstehen können. Sie, die ewig Ungeliebte, wird plötzlich geliebt. Und er fordert Beweise für ihre Liebe.« Welche Frau könnte da widerstehen, fragte sich Irmi im Stillen.
    »Zum Morden manipuliert! Irmi, das ist Wahnsinn. Das klingt doch so, als hätte Sonja Ruf Frau Stowasser gestoßen.«
    »Genau.«
    »Und sie behauptet, der Stowasser sei es gewesen!«
    »Ich befürchte fast, dass sie diese Geschichte selber glaubt. Dass sie ihre Tat verdrängt hat. So was gibt es.«
    »Und sie hat Kilian Stowassers Kleidung präpariert. Sie hat uns eine Geschichte aufgetischt, und wir haben an den Unfall geglaubt. Alles wäre vorbei gewesen.« Kathi klang immer noch völlig aufgelöst.
    »Sie hat nur einen Teil ausgespart. Den Teil mit dem Stallmantel. Der Rest wird sich genauso ereignet haben.«
    »Ich habe ihr geglaubt! Warum, Irmi?«
    »Weil das alles schlüssig war. Weil du von Anfang an gesagt hast, es war ein Unfall.«
    »Und warum hast du immer geglaubt, dass es Mord war?«
    Weil Irmi älter war. Weil sie längst mehr auf die Zwischentöne als auf die eigentlichen Sätze achtete. Weil sie manchmal zynisch war. Und lakonisch. Weil sie auch schon so oft gedacht hatte, es nicht wert zu sein, geliebt zu werden. Das alles hätte sie sagen können.
    »Weißt du, Kathi, das liegt daran, dass ich altersstarrsinnig bin. Ein bisschen dement halt.« Irmi versuchte ein Lächeln.
    »Was können wir denn nun tun?« Kathi klang wie ein kleines verunsichertes Mädchen.
    »Wir brauchen eine Fahndung nach Max Trenkle. Weltweit. Australien ist weit weg. Bei denen ist heute aber bald schon morgen. Und wenn ich ihn aus dem Dschungel von Neukaledonien holen lassen muss – ich hol ihn. Vor allem aber müssen wir noch mal zu Sonja Ruf.«
    Der Weg nach München war heute weiter als sonst. Es regnete, es goss aus Kübeln.
    Sonja Ruf lag so im Bett, wie sie sie gestern verlassen hatten. Sie starrte zur Decke.
    »Sieh an, kommen Sie noch mal auf einen Krankenbesuch?«, fragte sie.
    »Ihren Katzen geht’s gut, wie geht’s Ihnen?«, fragte Irmi.
    »Bestens.« Sonja Ruf lachte ätzend.
    »Mir würde es als Doppelmörderin nicht so gut gehen.«
    Keine Reaktion.
    »Frau Ruf, woher hätte jemand wohl das Insiderwissen, damit ein Mambabiss wie ein Unfall aussieht?«
    »War es denn kein Unfall?« Sonja Ruf lachte auf eine so abstoßende Weise, dass Irmi versucht war, einen Schritt zurück zu machen.
    »Frau Ruf, wie
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