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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch
Autoren: John Sandford
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spürte, meinte Weather, einen Ausdruck des Erstaunens auf dem Gesicht des Mädchens zu erkennen.
    »Wissen Sie, was das Erstaunlichste ist? Sie haben immer gemeinsam geschlafen und sind zusammen aufgewacht, weil sie körperlich miteinander verbunden waren. Und jetzt hat Sara Hunger, während Ellen tief und fest schläft. Es mag banal klingen, aber …« Sie begann zu weinen.
    »Ich sehe morgen wieder nach den beiden«, sagte Weather. »Wie steht es finanziell?«
    »So weit keine Probleme«, antwortete Larry Raynes. »Ich habe für die Operation Urlaub genommen, und die Versicherung übernimmt die Kosten bis auf zwanzig Prozent. In unserer Kirche wurde Geld gesammelt; fast alle haben etwas gegeben. … Wenn wir das in regelmäßigen Abständen machen würden, käme bald ein hübsches Sümmchen zusammen.«
    Seine Frau stieß ihn in die Rippen.
    »Aua«, sagte er.
    Dies war der erste kleine Scherz, den Weather von den beiden gehört hatte.
    Sie fuhren im Konvoi zum Haus zurück. Lucas stand alles andere als ausgeschlafen auf, um sich mit Weather über den Einsatz zu unterhalten, und Virgil sagte: »Ich habe die Kollegen von der Stadtpolizei in Minneapolis wieder auf einen Araber angesetzt, diesmal auf einen groß gewachsenen, schlanken.«
    »Gib mir Bescheid, wenn sie ihn haben«, bat Lucas.
    Kurz nach zwei Uhr rief eine Polizistin aus Minneapolis an und stellte sich als Marilyn Crowe vor. »Ich habe gehört, Sie suchen nach einem groß gewachsenen, schlanken Araber, der Ähnlichkeit mit Dr. Shaheen hat.«
    »Ja.«
    »Nun, Shaheens angeblich bester Freund heißt Alain Barakat und arbeitet in der Notaufnahme im MMRC«, erklärte Marilyn Crowe. »Mein Partner und ich haben ihn über Shaheen befragt. Barakat ist über eins achtzig groß und hat einen schwarzen Schnurrbart.«
    Virgil lächelte. »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Bis drei in der Notaufnahme«, antwortete Marilyn Crowe.
    »Danke.«
    Lucas kundschaftete die Flure vor der Notaufnahme aus, fand einen geeigneten Platz, nahm Weather beim Arm und stellte sie so, dass sie durch das Plexiglasfenster in den Hauptraum sehen konnte. »Bleib hier stehen.«
    Kurz darauf betrat Marilyn Crowe die Notaufnahme.
    »Ist Dr. Barakat da?«, fragte sie eine Schwester.
    Wenig später kam Barakat herein und gesellte sich zu ihr.
    »Ich wollte Ihnen sagen«, begann Marilyn Crowe, »dass es vermutlich noch mindestens zwei Wochen dauern wird, bis die Gerichtsmedizin die Leiche freigibt. Haben Sie den Onkel informiert?«
    Barakat nickte. »Die Familie ist am Boden zerstört. Er war ihre ganze Hoffnung.«
    »In der Gerichtsmedizin kann man Ihnen sagen, welche Formulare nötig sind für die Überführung des Leichnams in den Libanon …«
    Draußen auf dem Flur flüsterte Weather: »Das ist er.«
    »Kein Irrtum möglich?«
    »Nein. Das ist er.«
    Bei Lucas zu Hause sagte Marcy: »Jedes Mal, wenn ich hier bin, esse ich Süßes.«
    Shrake hob eine Augenbraue.
    »Wie viel haben wir unterm Strich gegen Barakat in der Hand?«, fragte Virgil. »Null Komma nichts.«
    »Da täuschen Sie sich, Surfer-Boy. Wir haben den Verband an Garners Zeh, an dem sich mit ziemlicher Sicherheit DNS-Spuren befinden. Auch an den Behältern auf Ikes Grundstück könnten welche sein …«
    »Für Sie mag das vielversprechend klingen, Deputy Chief, aber mir erscheint es wenig«, widersprach Virgil.
    »Ich bin ganz Virgils Meinung«, sagte Lucas, »und schlage vor, wir suchen uns einen Richter, der uns aufgrund von Weathers Identifizierung einen Durchsuchungsbefehl für sein Haus ausstellt. Das nehmen wir uns dann morgen früh vor, wenn er im Krankenhaus ist.«
    »Ich finde, wir sollten zuerst nach DNS-Spuren suchen«, wandte Marcy ein.
    So ging es eine ganze Weile hin und her.
    Joe Mack lugte hinter einer Säule hervor. »Bist du das?«, fragte er.
    »Ja«, flüsterte Honey Bee. »Mein Gott, Joe, es tut mir alles so leid.«
    »Mir auch. Was ist mit den Cops?«
    »Ich glaube, sie ahnen alles, ohne es wirklich zu wissen. Und sie denken, du wärst in Mexiko.«
    »Da wäre ich auch fast hingefahren«, sagte Joe Mack. »Hast du das Geld dabei?«
    »Ja. Hier …« Sie holte es aus ihrer Handtasche.
    Joe Mack winkte ab. »Leg’s zurück ins Schließfach. Alle sind tot. Ich melde mich bei der Polizei.«
    »Joe!«
    »Ist schon in Ordnung. Du bist mir immer eine gute Freundin gewesen, Honey Bee. Wahrscheinlich lande ich etliche Jahre hinter Gittern. Du könntest dem Anwalt zehn Riesen geben … Sorg dafür, dass das
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