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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN
Autoren: Mark Benecke
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gleichfalls in der Liste stehen. Nach dem Aussehen der Schriftstücke scheint das Verzeichnis auch nicht an einem Tage angelegt zu sein.
    Auf einer Seite finden sich die Anfangsbuchstaben der Namen und dahinter eine Zahl. Diese dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit das Gewicht der betreffenden Personen bezeichnen. Auf einem anderen Zettel ist nämlich neben einem Namen vermerkt: »tot 122, nackend 107, ausgeschlachtet 83«. Diese letzte Zahl findet sich wieder neben dem Namen des Betreffenden in der letzten Tabelle.
    Weiter sehen wir hier dreimal je zehn Zahlen untereinander gestellt und addiert. In der ersten Reihe handelt es sich um die Gewichte der letzten zehn, in der mittleren um die vorletzten und in der letzten um die der ersten zehn. In jeder Reihe sind die Zahlen nach der Größe ansteigend geordnet. Unter Nr. 31 sind weder Namen noch nähere Angaben vorhanden, doch dürfte die Zahl ohne nähere Bezeichnung in der Tabelle wohl das Gewicht der betreffenden Person angeben.
    Nur bei dem zweiten Namen der Liste, der Emma, fehlt das Gewicht. Wegen Tötung einer Frau mit diesem Vornamen, die zerstückelt in Münsterberg im Jahr 1909 aufgefunden wurde, war ein gewisser T. zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt worden, die er auch abgesessen hat. K. hat jetzt eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt, der auch stattgegeben wird. Im Wiederaufnahmeverfahren ist der Mann inzwischen freigesprochen worden.
    Von Werkzeugen, die für die Morde und für die Zerstückelungen in Betracht kommen, sind drei Äxte, eine große Holzsäge und eine Baumsäge, eine Spitzhacke und drei Messer beschlagnahmt worden, die uns mit Ausnahme der Äxte und der Baumsäge zur Untersuchung auf Menschenblut überwiesen worden sind. Die Säge ist ein großes Instrument, mit dem, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, auch Holz gesägt worden ist. Der Nachweis von Menschenblut gelang. Wir nehmen aber an, dass die sehr glatten Sägeflächen am Becken und am Kopf mit einem anderen Werkzeug, und zwar mit einem viel feineren, ausgeführt sein müssen, wahrscheinlich mit derBaumsäge. An der Spitzhacke, die bei dem letzten Mordversuch gebraucht wurde, konnte ebenfalls Menschenblut nachgewiesen werden. Sie hat eine Länge von 40 Zentimetern und läuft vorn spitz zu. An den Messern vermochten wir nichts Auffallendes festzustellen.
    Über die Persönlichkeit des Täters habe ich durch Nachforschung bei Verwandten und Bekannten und aus den Akten Folgendes in Erfahrung bringen können:
    Karl Denke ist als dritter Sohn eines kleinen Stellenbesitzers im Jahr 1860 geboren. In der Familie mütterlicherseits und väterlicherseits sind angeblich weder Geisteskrankheiten, Trunksucht, Selbstmorde noch Krämpfe vorgekommen. Sein Vater soll etwas pedantisch gewesen sein. Seine Geschwister sind kleine, ländliche Besitzer bzw. haben solche geheiratet, stehen im hohen Alter und sind gesund.
    Über die Geburt war Näheres nicht zu erfahren. Als Kind hat Denke sich sehr schlecht entwickelt, insbesondere lernte er sehr schwer und sehr schlecht sprechen, sodass seine Eltern annahmen, »er werde wohl stumm bleiben«. Erst im sechsten Jahre brachte er einige Worte hervor.
    Nach Vollendung des sechsten Lebensjahres kam er zur Schule. Hier gelang es erst nach Wochen, aus ihm einige lang gedehnte, zerrende Laute herauszubringen. Nach den Angaben des Lehrers hat dieser ihn stets für einen Idioten * gehalten. Er war maulfaul und sehr langsam in seinen Bewegungen. Auf Fragen gab er kaum Antwort. Wenn man ihm die Hand zum Gruß hinstreckte, erhob er seine Rechte kaum merklich, sodass man nach unten greifen musste, um sie zu fassen. In den ersten Schuljahren lernte er sehr schlecht und wurde viel bestraft. Später ging das Lernen besser. Seine Schulzeugnisse aus dieser Zeit lauten auf »gut« und »befriedigend«. Über sein Betragen ist vermerkt: »Ist sehr verstockt und nicht zu loben«.

Im Jahr darauf: »Ist besser geworden«. Umgang mit Kameraden hatte er wenig. Freunde besaß er nicht.
    Auffallend an dem Knaben war das Mürrische und Trotzige in seinem Wesen. Seine Abneigung gegen die Schule war so groß, dass er öfter von seinem Bruder und von Kameraden zum Unterricht getragen werden musste. »Er trat mit keinem Bein auf.« Das schwere Sprechen verlor er nicht. Häufiges Bettnässen war noch im höheren Alter festzustellen.
    Während der Schulzeit stand er seinem älteren Bruder näher. Dieses Verhältnis änderte sich aber nach seinem Austritt aus der Schule, »dann
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