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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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Medikamentenfläschchen und die Haare mitgenommen, behauptet Anderson.«
    »Sie behauptet also, dass Jane Widdler Leslie ermordet hat«, sagte Lucas.

    »Ja.«
    »Anderson hat aber die Leiche nie gesehen?«
    »Sie hätte nicht mal das Auto gesehen, behauptet sie«, erwiderte Smith. »Widdler hat ihr angeblich gesagt, dass sie Angst hätte, in einer so dunklen Gegend zu warten, und deshalb zur Cretin Avenue gehen würde. Anderson hat sie auf der Cretin Avenue aufgelesen, zu sich gebracht, damit sie aufs Klo konnte, und dann nach Hause gefahren.«
    »Wie lange hat das Telefongespräch gedauert?«, fragte Lucas.
    »Ungefähr dreiundzwanzig Sekunden.«
    »Klingt nicht nach einem Gespräch zwischen einem Typen, der sich gleich umbringen will, und seiner Geliebten«, sagte Lucas zu Del.
    »Keine Ahnung«, sagte Del. »Ich war noch nie in der Situation.«
     
    »Sie erzählt uns diese Geschichte, und sie gibt zu, dass sie sich dämlich anhört, aber sie bleibt dabei. Und sie macht das so, als ob …« Smith zögerte, dann sprach er es aus: »Als ob sie unschuldig wäre. Ihr habt doch alle schon mal Leute erlebt, die nicht aufhören wollen herumzuheulen, und dann stellt sich heraus, dass sie es tatsächlich nicht getan haben. So kommt sie mir vor.«
    »Hmm«, brummte Lucas.
    »Noch was anderes«, sagte Del. »Selbst wenn wir einen Beweis dafür finden, dass Widdler in die Sache verstrickt ist, wie können wir jemals erreichen, dass sie auch tatsächlich verurteilt wird? Jeder gute Verteidiger würde Anderson vor Gericht zerren und den Fall in Fetzen reißen.«
    »Sie meinen also, wir sollten Anderson verurteilen lassen, weil das möglich ist?«, fragte Lucas.
    »Nein«, erwiderte Del. »Auch wenn es eine große Versuchung wäre.«

    »Du solltest rübergehen und mit ihr reden – mit Anderson«, sagte Smith zu Lucas.
    »Mach ich wohl auch«, sagte Lucas. »Wär es okay, wenn ich jemanden mitnehme, der nicht Polizist ist?«
    »Wer soll denn das sein?«
    »Ein Kneipenbesitzer«, sagte Lucas.
     
    Amity Anderson war immer etwas unscheinbar gewesen, doch nun wirkte sie wie eine Figur aus einem Manga-Comic, die gerade von dem Verbrecherboss aus dem Kerker geholt wird. Sie hatte jeden Funken Ausstrahlung verloren, den sie je besessen hatte. Ihre Haare hingen strähnig herab, und ihre Fingernägel waren bis auf die Fingerspitzen abgekaut.
    »Das ist ein inoffizielles Gespräch«, sagte Lucas.
    Andersons Anwalt nickte. »Nur zu Ihrer Information: keine Verwendung vor Gericht, egal was gesagt wird.«
    Lucas stellte Sloan vor, der für diesen Anlass seinen besten braunen Anzug angezogen hatte. »Mr. Sloan ist ein alter Freund von mir und ein ehemaliger Polizeibeamter, der immer ein besonderes Geschick bei … Gesprächen mit Leuten bewiesen hat, die eines Verbrechens verdächtigt wurden«, erklärte Lucas sehr vorsichtig. »Ich hab ihn gebeten, sozusagen als Berater mitzukommen.«
    Alle nickten, und Anderson begann zu reden. »Ich habe nichts von irgendwelchen Morden gewusst. Aber ich kannte Leslie und Jane, und als Mrs. Donaldson getötet wurde, habe ich mir schon Gedanken gemacht. Aber das war auch alles. Ich hatte keinerlei Beweise, und ich wusste von nichts. Bei Mrs. Bucher bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen … Als ich dann gelesen habe, dass Marilyn Coombs ermordet worden war, hab ich an damals gedacht, es aber verdrängt, sofort wieder verdrängt. Ich wollte nicht darüber nachdenken.«
    Mit sanfter Stimme und schwach lächelnd wie ein Lehrer
ging Sloan mit ihr die ganze Sache noch einmal durch. Er hörte sich ihre Geschichte eher wie ein Therapeut an als wie ein Polizist. Wie Anderson und die Widdlers sich auf dem College angefreundet und sich dann aus den Augen verloren hatten. Wie Jahre später überraschend der Anruf wegen der Quilts gekommen war. Wie sie in die Twin Cities gezogen war und über ihre gelegentlichen Kontakte mit den Widdlers, wozu auch eine sporadische sexuelle Beziehung zu Jane Widdler gehörte.
    »Und dann sind Sie zu einem Schuppen voller gestohlener Antiquitäten gefahren und wollten sie ein zweites Mal stehlen – mit einem Schlüssel, den sie in der Tasche hatten«, sagte Lucas.
    »Das war nur, weil Jane mich reingelegt hat«, erwiderte Anderson mit zusammengebissenen Zähnen. Zum ersten Mal in diesem Gespräch zeigte sie etwas Schärfe. »Ich konnte es nicht glauben, ich konnte einfach nicht glauben, wie sie das alles hingedreht haben muss. Sie hat gewusst, dass ich mit Don Harvey
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