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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch
Autoren: M Bomm
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trotz des starken sonntäglichen Andrangs in seinem Lokal sehr früh aufgestanden. Während er in seine Gummistiefel stieg, die er für die Arbeit an den Fischteichen stets anzog, musste er an diesen Kripobeamten denken, der noch kurz nach Mitternacht aufgetaucht war, um ihn über den Grund seines kurzen Aufenthalts am Gussenstadter Bahnhof zu befragen. Einerseits war ihm klar, dass nach diesem neuerlichen Mord, zumal an einem bekannten Manager, nun weitere Ermittlungen in Gang kamen. Dass aber auch er selbst ins Visier der Fahnder geraten würde, erschien ihm jedoch irgendwie bedrohlich. Er hatte deshalb überlegt, ob er etwas von den Gesprächen ausplaudern sollte, deren Ohrenzeuge er in den vergangenen Monaten geworden war. Dass es in manchen Kreisen in Waldhausen droben gärte. Dass es da Frauengeschichten gab und dubiose Geschäfte. Dass man sich offenbar einer seriös erscheinenden Adresse in der Provinz bediente, um unbehelligt dunkle Machenschaften einfädeln zu können.
    Nein, hatte Seitz schließlich gedacht, das würde er erst im äußersten Notfall tun, wenn man ihm selbst einen Strick drehen wollte.
    Der Forellenzüchter trat aus der Hintertür seines historischen Gebäudes ins Freie hinaus, atmete tief durch, genoss die Frische und blickte über seine Teiche hinweg talaufwärts zu den Nebeln, die als zarte Gebilde an den Hängen entlangschwebten. Der Himmel war bereits hell, die bewaldeten Hänge ringsum jedoch wirkten um diese frühe Zeit farblos, fast bedrohlich. Ringsum rauschten und plätscherten die Bäche.
    Die Tür fiel ins Schloss, als Seitz zwei Eimer mit Fischfutter füllte. Auf den schmalen Grünstreifen, mit denen die Teiche abgegrenzt waren, ging er durch die Zuchtanlage bis zur hintersten Holzzaunbegrenzung, die sich links zur Hangseite hinüber erstreckte und dort in einen Heckenstreifen mündete. Der Mann folgte der mit zwei runden, naturbelassenen Querbalken versehenen Abgrenzung und begann, mit der rechten Hand Fischfutter aus dem Eimer zu holen und es in weiten Bögen auf die Wasseroberfläche zu werfen. Er ging am oberen Ende des Teiches entlang, erreichte die Hecken, die sich an der Böschung zum Forstweg hinaufzogen, und stapfte durch das hohe, taunasse Gras auf der anderen Seite der Wasserfläche wieder zurück. Sein Arbeitskittel streifte an den jungen Trieben der Sträucher entlang, die hier besonders dicht waren. Da glaubte er für einen kurzen Moment, ein seltsames Geräusch zu hören. Er drehte sich um, doch es hatte sich wohl nur um ein Tier gehandelt. In diesen Sommermonaten wimmelte es hier von Wild. Und droben am Himmel zog bereits ein Fischreiher seine Kreise. Des Fischzüchters schlimmster Feind.
    Seitz ging ein paar Schritte weiter, warf wie ein Sämann das Futter über die Wasseroberfläche und erfreute sich am Anblick seiner Mühle, die jetzt so wunderbar verträumt und still in diesem Tal lag. Doch plötzlich war da wieder ein Geräusch, direkt hinter ihm, im Gebüsch. Laub raschelte, Äste knackten. Schwerer Atem war zu hören. Seitz drehte sich um – und ließ in diesem Augenblick allergrößten Entsetzens den Eimer fallen, der sofort in den Teich kullerte. Der Fischzüchter war wie gelähmt.
     
    Er hatte auf der Tauernautobahn den Katschbergtunnel gerade hinter sich gelassen, als er mit sich beschloss, das nächste Rasthaus vor der Ausfahrt Gmünd-Maltatal anzusteuern. Es war mal wieder Zeit, im Laderaum nach dem Rechten zu sehen. Osotzky fuhr den blauen Sattelzug auf den für LKW ausgewiesenen Parkplatz und stellte ihn zwischen mehreren Lastzügen ab. Er drehte das Radio leiser, schaltete den Dieselmotor aus und verließ seine Fahrerkabine. Die frische Luft tat ihm gut. Es war kurz vor vier und er fuhr dem Morgengrauen entgegen. Auf der Straße nach Süden – so oder ähnlich hatte es mal in einem Schlagertext geheißen, der ihm jetzt in den Sinn kam. Osotzky ging prüfend durch die schmale Gasse, die zwischen seinem Sattelzug und dem daneben geparkten niederländischen Lastwagen entstanden war. Der Fernfahrer öffnete eine der beiden Hecktüren, blickte sich nach allen Seiten um, kletterte hinauf und ließ die Tür hinter sich einrasten. Dann knipste er die Innenbeleuchtung an und zwängte sich durch seine Frachtteile nach vorne. Mit wenigen Handgriffen ließ sich die Luke an der Frontwand öffnen. In dem schallisolierten Versteck brannte eine schwache Lampe. Als Osotzky sich hineinbeugte, blickte er in die hasserfüllten Augen Sarahs. Weil ihr Mund mit
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