Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
starkem Klebeband fest verklebt war, stieß sie durch die Nase unartikulierte Laute aus.
    »Mädchen«, beruhigte sie Osotzky und blickte auf sie herab, »keine Sorge, ich tu’ dir nichts. Ich bin keiner von denen – ich bin nur dein Chauffeur.« Er lächelte. Doch irgendwie tat ihm diese Frau Leid, wie sie auf den fest verankerten Stuhl gefesselt war – mit den Fuß- und Handgelenken. Ihre langen blonden Haare hingen über die Schultern ihrer Bluse.
    »Zeit für Pipi machen«, sagte Osotzky und löste die ledernen Gurtfesseln. Sarah schüttelte ihre Arme aus und streckte die langen Beine, die in engen Jeans steckten.
    »Wenn du aber schreist, muss Freddy böse werden«, drohte der Mann, als er ihr das Klebeband unsanft vom Mund riss. »Es gibt was zu trinken und zu essen«, lächelte er.
    »Du bist ein Schwein«, giftete sie, »lass’ mich frei.« Sie begann zu schluchzen und griff nach seinen Händen. »Bitte, bitte ...«
    Doch Osotzky wehrte ab und stellte sich vorsichtshalber vor die Luke. »Ich bin nur der Chauffeur, hab’ ich gesagt. Und ich hab’ den Auftrag, dich dorthin zu bringen, wo es meine Auftraggeber wünschen. Sonst nichts.« Er nahm eine drohende Haltung ein.
    Sie stand auf und blickte ihm scharf in die Augen. »Und wohin ist das? Wo sind wir jetzt überhaupt?«
    »Sorry, Mädchen, das geht dich nichts an.« Er packte sie unsanft am linken Handgelenk und zerrte sie zur Toilette. »Jetzt wird Pipi gemacht. Ich will nicht, dass es hier eine Sauerei gibt – hast du das kapiert?«
    »Lass’ mich los!« schrie sie und wollte sich von seinem bärenstarken Klammergriff befreien. Doch seine Hand hielt ihren Arm wie in einem Schraubstock gefangen.
    »Du tust, was ich sage«, zischte er, »mach’ mir bloß keine Zicken. Ich hab’ schon ganz andere Aufträge erledigt, merk’ dir das. Ein für allemal.«
    Sie ließ sich jetzt widerstandslos zu der Chemietoilette hinüberzerren, überlegte kurz und lächelte ihn plötzlich mit einer angehobenen Augenbraue an: »Und du bist dir ganz sicher, dass dich nichts davon abbringen könnte ...? Gar nichts?« Ihre Stimme klang unerwartet sexy. Ihr Umschwenken hatte das Ziel offenbar nicht verfehlt. Osotzky hielt für einen kurzen Moment inne. Er schluckte und sah in das Gesicht dieser zweifellos hübschen Frau.
     
    Seitz hatte keine Chance. Der Faustschlag traf ihn blitzartig auf die Nase. Der Forellenzüchter taumelte, stürzte auf den schmalen Grasstreifen zwischen Teich und Gebüsch. Sein Kopf dröhnte, Blitze schienen zu zucken. Blut rann ihm aus der Nase in den Mund. Er versuchte, sich zu orientieren, doch jetzt, auf dem Rücken liegend, sah er nur die Silhouette eines Mannes, die sich gegen den hellen Himmel schemenhaft, aber drohend abhob. Er wollte aufstehen, flüchten, schreien, doch sein Gehirn schien gar nicht in der Lage zu sein, alles gleichzeitig zu koordinieren. Diese Gestalt, die urplötzlich aus dem Gebüsch gestürmt war, hatte er erkannt, da war er sich ganz sicher – auch wenn er nur den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht gesehen hatte. Der Mann stand triumphierend neben ihm, unendlich groß, wie Seitz es empfand. Irgendetwas hielt diese Gestalt in der Hand – einen dünnen langen Gegenstand. Ein Messer, durchzuckte es Seitz, ein langes Messer. Oder eine Stahlrute. Ein Mordinstrument jedenfalls.
    »Du hältst jetzt deine Schnauze«, zischte die Männerstimme und brachte damit allen Hass dieser Welt zum Ausdruck, »und zwar für immer.«
    Seitz war nicht imstande, etwas zu sagen. Sein dröhnendes Gehirn suchte nach einer Rettung, doch die einzige Chance, die es noch gab, das wurde ihm plötzlich klar, war der Teich. Im selben Moment hallte ein seltsam metallenes Geräusch von dem Mühlengebäude herüber. Ein kurzes Klicken nur, aber laut genug, um in der Stille des Morgens wahrgenommen zu werden.
    Seitz stutzte – und der Mann, der langsam näher gekommen war und den rechten Unterarm mit dem langen Gegenstand in der Hand zum Ausholen gehoben hatte, zögerte.
    Eine Tür fiel scheppernd ins Schloss. Die Hintertür der Mühle.
    Seitz, der am Boden lag – mit Blickrichtung talaufwärts – konnte nicht erkennen, was geschehen war. Doch er ahnte es. Gleich würde alles vorbei sein.
    Der Mann, dessen dunkle Silhouette mitten in der Bewegung wie erstarrt schien, machte langsam einen Schritt rückwärts, dann einen zweiten, wesentlich schneller. Er begann zu rennen, geradezu panisch, warf den Gegenstand, den er noch in der Hand gehalten hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher