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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch
Autoren: M Bomm
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»Kann es sein, dass unter Ihren Augen ein neues Tötungsdelikt begangen wurde? Ich mach’ hier die Drecksarbeit, schlag’ mich mit diesem Teppichhändler rum, diesem Drecksack, und Sie amüsieren sich auf der Alb und sind nicht in der Lage, ein neues Verbrechen zu verhindern?«
    Häberle hielt das Gerät ein paar Zentimeter vom Ohr weg, sodass sogar sein Kollege mithören konnte. »Ich erwarte eine Stellungnahme. Und zwar schriftlich.«
    Der Kommissar blieb gelassen und grinste. »In doppelter oder dreifacher Ausfertigung?« fragte er höflich nach.
    Bruhn beendete das Gespräch. Der Chefermittler steckte das Handy wieder ein.
    »Er hat ja nicht ganz Unrecht«, meinte er und sah zu dem langsam drehenden Rotor hinauf, »alle waren da, die uns suspekt erscheinen. Alle. Und was wir jetzt sicher wissen, ist nur eines: Westerhoff ist nicht unser gesuchter Täter – sondern Opfer.«
    Linkohr hegte Zweifel. »Vielleicht ist er beides.«
    Der Kommissar grinste wieder. »Auch diese Frau ...« Er deutete mit dem Kopf in Richtung VW-Bus, »... auch die hätte allen Grund gehabt, ihren Mann zu beseitigen. Stimmt’s?«
     
    Häberle hatte am Nachmittag alle Kollegen der Sonderkommission aus dem Wochenende zurückgeholt. Im Lehrsaal des Geislinger Polizeireviers war Hektik ausgebrochen. Erleichterung herrschte nur, dass Bruhn endlich gegangen war. Er hatte die Vernehmung Özgüls höchstpersönlich vorgenommen und den türkischen Geschäftsmann und dessen Anwalt ganz schön ins Schwitzen gebracht. Jetzt saß Özgül zwei Stockwerke tiefer in einer Zelle des Polizeireviers.
    Nun, am späten Abend, als es draußen bereits dunkel war und eine angenehm frische Brise durch die weit geöffneten Fenster in den stickigen Raum drang, lagen auch die ersten Ergebnisse vom Waldhauser Tatort vor.
    Häberle zeigte sich jedoch enttäuscht darüber, dass die Lautsprecherdurchsagen keinerlei Hinweise erbracht hatten. Einigen Wanderern waren zwar Autos auf gesperrten Feldwegen aufgefallen, doch gingen die Angaben über Fahrzeugtyp und Kennzeichen weit auseinander.
    »Nur eines lässt uns aufhorchen«, erklärte Häberle, der sich vor die grüne Schiefertafel gestellt hatte. Seine Kollegen saßen vor ihm an den langen weißen Tischreihen und hörten ihm aufmerksam zu. »Die Kollegen der Spurensicherung haben Rußpartikel gefunden – und zwar im Eingangsbereich des Turmes. Das kann natürlich zweierlei bedeuten. Zum einen ist Westerhoff heute Vormittag selbst mit dem Dampfzug gefahren – das können Kollege Linkohr und ich bestätigen. Und wir haben auch erlebt, wie rußig die Luft dabei ist.« Häberle machte eine kurze Pause, um einen Schluck Mineral-
    wasser zu nehmen. »Das könnte aber auch von unserem Täter stammen – und dann würde es bedeuten, dass er mit diesem Vormittagszug in irgendeiner Weise in Verbindung gekommen ist.«
    Ein Raunen ging durch die Zuhörerschar. Linkohr hatte ganz vorne neben Schmidt Platz genommen.
    Häberle räusperte sich. »Wir werden deshalb all unsere Verdächtigen überprüfen.« Er deutete auf die Tafel, an die er die Namen geschrieben hatte.
    »Freudenthaler«, las er vor, »der ist in Stubersheim ausgestiegen – als Wandersmann. Was immer er dann getan hat. Wir müssen rausfinden, wo er sich aufgehalten hat. Vor allem aber, wo er jetzt ist.«
    Einige der Beamten machten sich Notizen.
    »Dann war da dieser Glockinger«, Häberle deutete auf den zweiten Namen, »dieser Dachdecker aus Stammheim. Er ist in Schalkstetten ausgestiegen, obwohl Ehefrau und Sohn im Zug geblieben sind. Ich frag’ mich, warum er als großer Dampflokfan zu Fuß weiter geht.«
    Linkohr nickte zustimmend.
    »Dieser Glockinger«, fuhr der Kommissar fort, »hat bekanntlich vorigen Samstagabend den Westerhoff besucht – angeblich, um sich über die Renditen bei einer Windkraftanlage zu erkundigen. Heimlich. Was wir auch wissen ...«, Häberle grinste, »... dieser Westerhoff hatte ein ziemlich inniges Verhältnis zu Frau Flemming. Ich könnte mir vorstellen, dass dies ein Ansatzpunkt sein kann. Über die Heidenheimer Teppich-Connection. Allerdings ...« Der Kommissar überlegte und dozierte weiter, »... Özgül ist aus dem Schneider. Den hat zum Zeitpunkt des Mordes Bruhn durch die Mangel gedreht.«
    Ein Beamter aus der hinteren Reihe meldete sich zu Wort: »Wir klären Özgüls Umfeld ab. Er behauptet hartnäckig, er wisse nicht, was seine Angestellten im Keller seiner Firma getrieben haben. Die Herrschaften sind inzwischen
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