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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit
Autoren: Jean G. Goodhind
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von einem Zimmer ins andere und wunderte sich, dass das, was einmal sein Zuhause gewesen war, nun so hohl und leer hallte. Er hatte erwartet, Arabella hier anzutreffen, aber sie war nicht da. Er war nur von Pappkartons und Packkisten umgeben.
    In der Küche fand er einen Karton mit ein paar Flaschen. Das war alles, was von ihrem eindrucksvollen Weinkeller übriggeblieben war. Zwischen dem Rotwein entdeckte er eine gekühlte Flasche Weißwein.
    Er schenkte sich ein großes Glas voll und stürzte es in einem Zug hinunter. Seine Begegnung mit Dominic hatte etwas in ihm geweckt, das lange tief in seinem Inneren begraben gewesen war. Der Blick seines Sohnes hatte den Schmerz zutage gefördert, den er stets verdrängt hatte – weil Arabella sich ja darüber aufgeregt hätte und weil er sie liebte, zumindest früher einmal geliebt hatte.
    Er trank gleich ein zweites Glas Wein. Schon bald war die Flasche nur noch zu einem Drittel voll.
    »Ach was«, murmelte er mit einem resignierten Seufzer. »Nur nichts umkommen lassen.«
    Er schenkte sich noch ein Glas ein, nahm einen Schluck und sofort einen zweiten. Normalerweise trank er nicht so schnell, aber er musste ja seiner Frau gegenübertreten – sobald sie nach Hause kam. Er würde ihr erzählen, dass er sich mit Dominic getroffen hatte und dass er ihn in Leicester besuchen würde.
    Er ging in der Küche auf und ab, während er die Sache durchdachte. Ja, das würde er als Erstes sagen. Und danach …
    Sein Mut schmolz dahin wie Eiskrem in der Sonne. So ging es nicht. Es ging überhaupt nicht.
    Er hielt vor einer Cymbidium-Orchidee inne, die aus ihrem Topf herausgewachsen war, und atmete einige Male tief durch.
    »Schau mal, Arabella«, sagte er und sprach die unzähligen kirschroten Blüten an. »Es sind schließlich meine Kinder. Ich bestehe darauf, dass sie mich in unserer neuen Wohnung besuchen kommen. Du kannst solange aus dem Haus gehen, wenn du sie nicht sehen willst.«
    Seine Stimme klang fest und entschlossen. Aber er war ja auch allein im Haus, und die Orchidee, auf die er starrte, würde ihm höchstwahrscheinlich nicht widersprechen.
    »Na ja, ich könnte sie natürlich auch einladen, ohne dass Arabella was davon merkt«, sagte er laut vor sich hin. »Wie wäre es, wenn ich sie für ein Wochenende irgendwohin schicke? In irgendein luxuriöses und angemessen teures Hotel? Eine Wellness-Oase oder so?«
    Er seufzte. »Schade eigentlich, dass das nur ein zeitweilige Lösung wäre, mein lieber Adam.«
    Da fiel die Haustür krachend ins Schloss, und er fuhr zusammen. Wein schwappte aus dem Glas.
    »Adam?«
    Arabella hob die Stimme. Dieses ewige Fragezeichen hinter seinem Namen! Er fühlte sich, als hätte man ihm mit Sandpapier über den Rücken geschabt.
    »Ich bin hier in der Küche«, rief er.
    Er stählte sich für die Begegnung, für das, was er jetzt zu tun hatte. Er ging aus der Küche, die letzten Schlucke des kristallklaren Weins noch im Glas. Ihr Blick fiel sofort darauf.
    »Du bist betrunken.«
    »Ich feiere. Dominic hat einen Studienplatz in Leicester bekommen. Hatte ich dir davon erzählt?«
    Sein Mut begann zu schwinden, aber er rang sich ein schwaches Lächeln ab.
    Ihre Augen verengten sich, und ihre Mundwinkel sanken nach unten. Tiefe Falten zeichneten sich ab. Ihr Mund sieht aus wie der einer Marionette, der an einem Scharnier hängt, überlegte er, und beinahe hätte er das laut gesagt. Stattdessen nahm er noch einen großen Schluck Wein. Sein doppelter Helfer: gegen Angst und Hass.
    »Ich habe mich heute mit ihm getroffen. Wir haben zusammen zu Mittag gegessen.«
    Ihre Augen blitzten wütend. »Davon hast du mir nichts gesagt.«
    Er zwinkerte nervös. Er war nie ein Rebell gewesen – zumindest nicht im Umgang mit ihr. Arabella hätte auch als Domina eine blendende Karriere machen können. Die richtige Einstellung hatte sie. Noch ein ledernes Mieder und hochhackige Stiefel dazu, und Simsalabim … schon konnte er sich vorstellen, wie sie die Peitsche schwang.
    Diese Seifenblase zerplatzte rasch. Sie schaute ihn entsetzt an, als hätte er sie geschlagen.
    »Schließlich bist du mein Mann!«
    Sein Hals war ganz trocken, und seine Handflächen waren feucht, aber irgendwie bekam er die Sätze zusammen, Sätze, die er schon vor Jahren hätte sprechen sollen.
    »Dominic ist mein Sohn. Das musst du einfach akzeptieren. Es ist höchste Zeit.«
    »Ich denke nicht daran!« Gewitterwolken drohten auf ihrem Gesicht.
    Er polterte weiter wie ein Karren, der ohne
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