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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
Autoren: Maria Ernestam
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Geschäftsführer. Du wirst die Aufgabe nicht
bewältigen, Johan. Jedenfalls nicht, wenn du nicht eine Assistentin findest, die ebenso lieb und tüchtig ist wie ich. Aber ich hoffe, dass dir das nicht gelingt. Und rate mal, wer sich dann kaputtlacht, wenn du scheiterst! Ein heiseres, gemeines Lachen …«
    Johan atmete jetzt rascher.
    »Du bist doch nicht mehr ganz bei Trost«, sagte er mit unterdrückter Wut, und etwas Spucke traf Mari auf der Wange. Sie wischte sie rasch ab und spürte, dass es in ihrer Gemütsverfassung keinen Platz mehr für Gefühle gab, weder positive noch negative. Die ganze Zeit sah sie Johan an. Sie wusste, was er dachte. Hier haben wir wieder so ein hysterisches Frauenzimmer. Die Sache jetzt bloß ruhig angehen lassen. Schließlich verfügt sie über etliche nützliche Kontakte.
    »Du bekommst, was du verdient hast. Ein gutes Zeugnis. Wenn ich es mir nach dem, was du gerade gesagt hast, nicht anders überlege. Fett. Dazu könnte ich auch einiges sagen, weißt du … tüchtige Frauen ausbeuten … und du glaubst, dass du intelligenter bist als ich? Lustig, dass ich aber auf dieser Seite des Schreibtisches stehe und du auf der anderen.«
    »Und lustig, dass ich jetzt die Schere erhebe und du gleich nach einem Verband brüllen wirst.«
    Sie merkte kaum, dass sie das gesagt hatte, wusste nur, dass ihre Gedanken eine Abkürzung genommen haben mussten. Ihre Lippen bewegten sich, und die Worte stoben auf Johan zu. Gleichzeitig verschwanden sie am Gaumen vorbei in den Rachen, durchquerten pulsierende Schleimhäute und wurden dann vom Blut direkt in den linken Arm und die linke Hand transportiert. Die linke Hand ergriff darauf gehorsam die Schere, hob sie hoch in die Luft und ließ sie auf Johans leicht behaarte Hände herabsausen, mit denen er sich auf dem Schreibtisch abstützte. Links oder rechts? Rechts. Ich bin Linkshänderin, und er ist Rechtshänder.
    Als Johan zu schreien begann, erkannte sie, was sie getan
hatte. Die Schere lag plötzlich blutbefleckt auf dem Schreibtisch. Sie hatte in Johans rechter Hand eine tiefe Kerbe hinterlassen. Erst starrte er auf die Verletzung. Dann auf die Schere, dann auf sie, wieder auf die Hand. Dann kam der Schrei.
    »Was hast du gemacht? Du … du bist verrückt, Mari! Du bist ja vollkommen übergeschnappt! Du hast mich verletzt! Du hast …«
    Mari sah, wie die Farbe aus Johans Gesicht wich, während er sich langsam auf seinen Stuhl sinken ließ. Klar, daran hätte sie denken sollen. Er konnte kein Blut sehen. Deswegen hatte er auch bei den Entbindungen seiner Frau nicht dabei sein können. Deswegen konnte einem Johan auch leidtun. Alle im Büro hatten ihn deswegen getröstet. Sie hörte Schritte auf dem Gang, wusste, dass die anderen gleich in der Tür stehen würden, und beschloss, das Weite zu suchen. Ihre wenigen Habseligkeiten konnte sie später aus ihrem Büro holen oder zurücklassen. Die Arbeitsjacke, die an der Garderobe hing, war verschlissen, und die Schuhe für drinnen unter ihrem Schreibtisch besaßen nicht den geringsten Charme. Sie hatte sie einmal gekauft, nachdem sie einen Absatz verloren hatte. Sie war einfach in das erstbeste Schuhgeschäft gegangen und hatte das erstbeste Paar Schuhe gekauft. David hätte sie verabscheut, wenn er sie je zu sehen bekommen hätte. Aber Davids Ansichten waren auch nicht mehr ausreichend artikuliert.
    Johan war bleich. Es schien ihm schwerzufallen, die Fassung zu bewahren. Iris und Pupille drohten nach hinten wegzukippen. Mari beugte sich zu ihm vor und blickte geradewegs in seine verschwommenen Augen, die er immer für schön gehalten hatte.
    »Deine Zähne sind ziemlich gelb, Johan. Verfärbt. Falls du jetzt wirklich Geschäftsführer einer etwas größeren Firma wirst, dann würde ich dir dringend empfehlen, entweder weniger Kaffee zu trinken oder etwas Geld in das Bleichen deiner
Zähne zu investieren. Außerdem glaube ich, dass du Probleme mit deinen Mundwinkeln hast. Sie rutschen dauernd nach unten.«
    Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern kehrte ihm den Rücken zu und verließ das Zimmer. Auf dem Bürgersteig holte sie tief Luft und entdeckte, dass tatsächlich die Sonne schien. Dann rief sie Anna an.

KAPITEL 2
    E s war lange nach Feierabend, und Mari saß mit Anna in Annas Café und erfand phantasievolle Verwünschungen, die alle mit »Johan« begannen. Sie hatte Anna angerufen und ihr erzählt, dass sie ihrem Chef eine Schere in die Hand gerammt hatte. Das müsse mit einer Flasche Rotwein
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