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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
Autoren: Maria Ernestam
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wieder Vorurteile? War sie auf eine Begabung eifersüchtig, die sie selbst nicht besaß? Oder war sie ganz einfach zu dumm, um die Analysen zu verstehen? Vermutlich letzteres.
    Sie spürte, wie der Boden unter ihr schwankte, und dachte, dass das ein seltsames, aber selbstverständliches Erlebnis war, wenn man auf dem Wasser wohnte. Das Geräusch der Wellen, die an die Schlafzimmerwände schlugen, wog alle eventuellen Mängel an Bequemlichkeit auf. Eigentlich war es nicht verwunderlich, dass Leute um die Welt segelten. Umgeben von Wasser und mit nur wenigen, notwendigen Utensilien im Gepäck, befand sich der Mensch wieder in einer gebärmutterähnlichen
Geborgenheit, die vielen stressigeren Lebensentwürfen überlegen sein musste.
    Sie gähnte, lehnte sich zurück und hörte Schritte auf der Treppe. Kurz darauf tauchte Greg in der Tür auf. Er trug abgetragene Jeans und nur ein Hemd, obwohl es kalt war. Das blonde Haar war lang und noch etwas feucht. Er war barfuß.
    »Keine Schuhe? Du wirst noch erfrieren. Weißt du, dass Dezember ist und dass wir froh sein können, dass das Wasser nicht gefroren ist?«
    Er lachte, trat auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Wange. Sie war warm. Sie hatte auch nichts anderes erwartet.
    »Eigentlich wollte ich dich nur fragen, ob du ein kaltes Bier willst. Aber jetzt vermute ich, dass dir ein Kaffee lieber ist.«
    Anna schob ihre Hände in die Ärmel des dicken Pullovers, den sie von Greg geliehen hatte.
    »Kaffee wäre himmlisch. Wenn du ihn so machst wie ich.« »Ich mache ihn auf meine Art, und damit bist du auch zufrieden. Vergiss nicht, dass ich dir einmal beigebracht habe, wie man mit nichts Kaffee kocht.«
    »Gar nicht wahr!«
    Sie erhob sich und boxte ihn zärtlich in den Bauch. Er parierte sofort und fing ihre Handgelenke mit einer Hand auf. Lächelnd sah er zu, wie sie sich zappelnd zu befreien suchte. Dann ließ er sie los und umarmte sie. Anna schlang ihre Arme um seine Taille und lehnte ihren Kopf an seine Brust. Sie hörte Gregs gleichmäßigen Herzschlag. Sie wusste nicht, wann sie sich zuletzt so geborgen gefühlt hatte. Er strich ihr ruhig übers Haar.
    »Und du wolltest also einen Kaffee?«
    Sie befreite sich aus seiner Umarmung. Sah seine Augen freundlich und spöttisch funkeln.
    »Im Moment. Vielleicht bestelle ich anschließend noch etwas anderes.«

    Er verschwand ins Innere des Hausbootes. Wenig später kehrte er mit zwei dampfenden Tassen zurück. Er hielt ihr die eine hin. Sie wärmte ihre Hände daran und kostete.
    »So recht?«
    »Ja. Genau wie du.«
    Er nahm ihr gegenüber Platz. Anna trank Kaffee und betrachtete die einfachen Möbel, die Truhen und die nassen Mäntel an Haken an den Wänden. Beim Anblick des Blumentopfs im Fenster musste sie lächeln. Seine Fürsorge hatte keine Grenzen gekannt, seit sie vor einigen Wochen wieder auf das Hausboot gezogen war. Es spielte keine Rolle, dass sie es gewesen war, die aufgebrochen und verschwunden war. Er war bereit gewesen, dort weiterzumachen, wo das gute Leben aufgehört hatte, ohne lange über Schuld und Gründe zu sprechen. In der Gegenwart zu leben wie Greg … so frei zu sein … in der Schwerelosigkeit zu schweben und wieder an die Oberfläche kommen zu können, ohne dass die Lungen in Mitleidenschaft gezogen wurden …
    Sie wurde sich bewusst, dass er sie mit seinen lieben Augen beobachtete, und das rührte sie unbeschreiblich.
    »Jetzt siehst du mich wieder so an.«
    »Wie meinst du das?«
    »Du beobachtest mich. Wenn ich lese oder spüle oder mich wasche … dann brauche ich nur aufzuschauen, um deinen Augen zu begegnen.«
    »Es gibt mir Geborgenheit, dich zu betrachten, Anna. Das hier ist mein Zuhause, aber ohne dich hat es keine Seele. So ist es nun einmal.«
    Sie wollte es sagen. Jetzt bleibe ich, Greg, für den Rest meines Lebens. Dann dachte sie an Fredrik und überlegte, ob Greg wirklich alles verzeihen konnte. Sie versuchte, das Thema zu wechseln.
    »Was hältst du von Fandithas Arbeit?«
    »Und du?«

    »Sie ist so unerhört viel intelligenter als ich, ihre Mutter, es je gewesen bin. Ich bewundere ihren Fleiß und ihre Geduld. Aber ich muss zugeben, dass ich nicht alles verstehe.«
    »Ich auch nicht. Aber wenn sie sich gerne mit diesen Dingen beschäftigt, dann können wir daran nicht viel ändern.«
    Anna musste lachen.
    »Hier sitzen wir, ihre unbegabten Eltern, und sind so großzügig, sie die Karriere machen zu lassen, die sie sich vorstellt und für die sie sich eignet. Einen Beruf
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