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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
Autoren: Maria Ernestam
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fähig ist? Diese Frau hat ihren Sohn nicht gesehen, und jetzt ist er tot. Fredrik hat sich das Leben genommen, weil ich getötet habe. Aus Rache für das, was du mir angetan hattest. Du hast ihn getötet, und das ist so wahr, wie ich hier mit dem Gewehr stehe, das Fredriks Kaninchen getötet hat. Alles hängt zusammen, David, und man muss seine Schulden bezahlen. Bist du bereit, für deine zu zahlen?«
    Sie hob das Gewehr und richtete es auf seine Stirn. Ein Kainszeichen. Sie sah, wie er die Augen aufriss. Die Pupillen wurden kleiner, und er öffnete den Mund. Ein stummer Schrei. Dann schloss er den Mund wieder. Langsam senkte er den Kopf, als sähe er ein, dass alles verloren war. Sie schaute über das Wasser und dachte, dass der heilige Berg von dunklem Nebel und verkleideten Göttern verhüllt war.
    Sie dachte an Fredrik. Dachte daran, wie sie selbst eine Lawine ins Rollen gebracht hatte und wie er vielleicht schließlich eine alte Frau im Koma getötet hatte. Sie sah ihn im Auto sitzen und mit einem Fuß, der in einem hochhackigen Schuh steckte, Vollgas geben, um vielleicht einen Mann zu töten, der im Suff jemanden angefahren hatte. Vielleicht. Niemand konnte es wissen. Das Einzige, was sie wusste, war, dass sie sich schließlich entschieden hatte. Ihre unglückliche Existenz zu beenden. Unglückliche Existenz, unglückliche Existenz … in ihrem Kopf kreisten Wortfetzen.

    Fredrik. Sie ließ das Gewehr sinken. Sie spürte, dass sie bis auf die Haut durchnässt war. Ihr war eiskalt. Sie wartete, bis David schließlich den Kopf wieder hob. Seine Augen waren ein stummes Flehen und gleichzeitig eine Unterwerfung. Schluss jetzt. Das reicht.
    »Es hätte mir geholfen, wenn du mich besucht hättest, David. Ich glaube, ich hätte dir alles verzeihen können. Wenn du mich nur besucht hättest. Ein einziges Mal. Und Verzeih gesagt hättest. Dieses kleine Wort. Verzeih.«
    Tränen und Müdigkeit. Sinnlosigkeit. Ein zerstörter Mensch zu ihren Füßen. Kein Zurück. Aber vielleicht Barmherzigkeit. Sie ließ das Gewehr zu Boden fallen. Er stand sofort auf und kam auf sie zu. Sie dachte, dass er sie jetzt hinabstoßen und das beenden würde, was er begonnen hatte. Sie würde ihm dankbar sein. Aber er umarmte sie nur und wiegte sie in seinen Armen. Mit ruckartigen, verzweifelten Bewegungen strich er ihr mit der Hand übers Haar.
    »Ich liebe dich, Mari. Und das meine ich. Ohne dich bin ich nichts, und auf das, was ich erreicht habe, kann ich mühelos verzichten. Sag nur ja, meine Schönste, und ich tue, was du von mir verlangst. Wir können das Restaurant wieder eröffnen. Vielleicht nicht hier, aber irgendwo anders. Von vorn anfangen. Einfach und glücklich leben, und ich werde wieder kreativ sein. Für dich und mit meiner Seele. Lass mich wieder für dich singen. Für dich kochen. Ich will mein Leben darauf verwenden, dass du wieder an mich glaubst. Wie damals, sodass ich wieder an mich selbst glauben kann …«
    Er küsste sie, und sie merkte, dass sie im Begriff war zu fallen. Er hielt sie aufrecht, und sie spürte das Salz und das Wasser, das ihr in den Kragen und den Rücken hinunter lief. Sie merkte, dass seine Lippen wie damals schmeckten, und dachte, dass sie eigentlich nie gerne andere Männer als den Mann dieser Nacht geküsst hatte. Es wäre so leicht gewesen, aufzugeben und vielleicht wieder zu glauben.
Dann sah sie Fredrik vor sich. Sah sein Lächeln und die ausgefallenen Kleider. Hörte sein Lachen und stieß David von sich. Sah er sie verliebt an? Sie konnte es nicht wissen. Vor allen Dingen war sie kein Happy End wert.
    »Ich verlange nur eins, David Connolly. Verschwinde. Überlass mir Connemara. Und komm, nie mehr zurück, solange du lebst.«

KAPITEL 26
    A nna saß am Tisch und versuchte zu begreifen, warum es so wichtig war, den Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen in mathematische Formeln zu fassen, wenn doch nur ein paar wenige, vernünftige Sätze genügten. Verkaufe, was die Leute kaufen. Mach einen Preis, den sie bereit sind zu zahlen. Mach das, was du kannst. Wie sehr sie Fandithas Argumentation auch hin- und herwendete, kam sie doch immer wieder darauf zurück. Die wohlformulierten Analysen ihrer Tochter, über die Möglichkeiten kleiner Länder, sich gegen die globale Konkurrenz zu behaupten, waren überaus kompetent, aber wer würde wohl das Geschriebene in die Praxis umsetzen? Vermutlich Leute, die ihre eigenen, einfachen Sätze viel besser verstehen würden. Oder waren das jetzt
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