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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche
Autoren: Marcia Muller
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es die aus dem Club?«
    »Ja. Ich hatte sie eine oder zwei
Wochen vorher mitgenommen.«
    »Warum?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Sie hatten vor, sie umzubringen,
nicht?«
    Er erhob sich unsicher aus dem Sessel,
sein schwerer Körper schwankte. Er schüttelte wieder den Kopf. »Ich... Zuerst
wollte ich mich selbst umbringen. Sie hatte mich wegen Jay verlassen, und ich
hatte Gerüchte gehört über... andere. Aber als dann diese Geschichte mit Rob
aufkam, da dachte ich, das wäre die Chance, auf die ich immer gewartet habe...
Also, das einzige was noch zwischen mir und dieser Chance stand, war Tracy.«
    Hinter ihm schloß Amy die Augen und
schrie: »Du Schwein !«
    Sein Clownsgesicht verzog sich. »Das
verstehst du nicht, Ame«, sagte er. »Ich habe sie gehaßt. Gehaßt für
das, was sie mir angetan hatte — und was sie mir noch antun würde. Es war mein
Leben, und sie war dabei, einfach alles kaputtzumachen.«
    Amy fing an zu schluchzen und sank auf
die Tasten des Klaviers, von dissonanten Akkorden begleitet.
    Emmons machte einen Schritt auf sie zu,
stolperte und torkelte zurück in Richtung Soriano. Soriano hob die Waffe.
    Emmons drehte sich um die eigene Achse,
sah den Revolver, verlor den Kopf und sprang los. Ich stürzte nach vorn, in den
Halbkreis, den die Sessel bildeten, um an den .32er zu kommen.
    Soriano stieß Emmons weg. Sein schwerer
Körper prallte gegen meinen und stieß mich gegen den Kamin. Er fiel rückwärts
gegen seinen Sessel.
    Als er so dalag und nach Luft
schnappte, schoß Soriano ihm in den Kopf.
     
     
     

28
     
    Emmons’ linkes Auge wurde zu einem
schartigen, blutigen Loch. Er sackte mit zuckenden Gliedern in den Sessel
zurück.
    Amy schrie und rannte zur Tür.
    Meine Wut schlug von Kälte in Weißglut
um. Als Soriano den .32er auf die fliehende Gestalt von Amy richtete, griff ich
nach der Angelrute, die am Kamin lehnte. Ich schwang sie hoch und ließ sie wie
eine Peitsche auf seine Hand mit der Waffe herabsausen.
    Er brüllte auf und ließ den Revolver
fallen. Er wirbelte herum und sprang auf mich zu.
    Wieder schwang ich die Rute. Der Schlag
streifte seine Schläfe. Die metallene Leinenführung hinterließ eine blutende
Spur auf der Wange.
    Ich riß die Rute zurück und ließ sie
auf seine Schulter niederpeitschen. Er stolperte, beugte sich vor und suchte
nach seiner Waffe.
    Ich traf ihn im Kreuz. Er stieß einen
hellen Schrei aus. Dann machte er einen Satz zur Tür. Ich lief ihm nach. Bevor
ich ihn erneut traf, konnte er sie öffnen und hinausrennen. Bis ich auf der
Veranda war, war er im Feuerdorndickicht verschwunden.
    Hinter mir schluchzte Amy hysterisch.
Ich drehte mich um und sah sie in Embryohaltung auf dem Fußboden liegen, die
Arme um die Knie geschlungen. Ich ließ die Angelrute fallen und eilte zur
Sitzgruppe zurück, um nach Emmons zu sehen. Er war tot.
    Ich spürte nichts von dem, was man
angesichts eines gewaltsamen Todes eigentlich spüren sollte — nichts außer Wut,
aber die kochte jetzt gefährlich in mir hoch. Ich ließ mich auf alle viere
fallen und entdeckte den Revolver unter dem Sessel, in dem Soriano gesessen
hatte. Dann rannte ich wieder hinaus.
    Die Zweige der Feuerdornbüsche
raschelten nicht mehr. Ich lauschte, hörte aber weder Schritte, noch
Motorgeräusch. Vorsichtig machte ich mich auf den Weg zum Tor. Es war
geschlossen, so wie Amy es zurückgelassen hatte. Ich sah die Straße hinunter.
Der Wagen stand noch unter den Bäumen. Jetzt erkannte ich auch die Umrisse: Es
schien der Jaguar zu sein, den ich am Tag zuvor mittags in Sorianos Auffahrt
gesehen hatte.
    Warum stand er noch da? Soriano hatte
reichlich Zeit gehabt, ihn zu erreichen und wegzufahren. Dann dachte ich: Nein,
er wird keine Zeugen des Mordes an Emmons zurücklassen wollen. Ich vermutete,
daß er sich in der Nähe versteckt hatte. Sicher wollte er sich von den
Schlägen, die ich ihm versetzt hatte, erholen und auf eine neue Gelegenheit warten,
Amy und mich anzugreifen.
    Zu gern hätte ich ihn gejagt, doch ich
konnte Amy nicht allein lassen. Das wäre eine Aufforderung für ihn gewesen, sie
zu töten oder als Geisel zu benutzen. Und ich konnte keine Hilfe herbeirufen.
Das Cottage hatte kein Telefon. Doch es gab noch einen anderen Weg...
    Ich rannte zurück zum Cottage. Amy lag
noch immer am Boden. Aus ihrem Schluchzen war jetzt ein Wimmern geworden. Ich
kniete nieder und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter.
    In einem plötzlichen Anfall von Panik
schlug sie um sich, um mich
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