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Mord ist auch eine Lösung

Mord ist auch eine Lösung

Titel: Mord ist auch eine Lösung
Autoren: Jean G. Goodhind
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Berge von Badehandtüchern, die sie jeden Tag brauchten. Bisher hatte die Tatsache, dass sie – dank Mary Jane – nun alle Zimmer belegt hatte, noch keine größeren Probleme verursacht.
    Das Restaurant war von den Renovierungsarbeiten nicht betroffen; dort ging es so lebhaft zu wie immer. Die Senioren schienen mit der ganzen Angelegenheit locker fertig zu werden. Die vielen Betten zu beziehen, das war schon ein bisschen problematischer gewesen. Außerdem hatten Honey |27| und Lindsey die Heizung in den Zimmern abgedreht und alle Räume gründlich gelüftet. Es hatte also ein paar Grummeleien über eiskalte englische Hotelzimmer gegeben, aber das Problem hatten sie rasch bewältigt. Dank der Bemühungen des Reiseleiters, den die Gruppe mitgebracht hatte, und einiger Erklärungen von Mary Jane hatten sich Honeys Gäste inzwischen gut eingelebt.
    Bettenbeziehen war für Honey eigentlich beinahe eine Therapie und half ihr ein bisschen, die Art und Weise, wie Philippe Fabiere gestorben war, besser zu verarbeiten. Wer würde so was machen? Und warum?
    Sie strich gerade ein Kopfkissen glatt, als Doherty anrief.
    »Ich dachte, du wüsstest vielleicht gern den neuesten Stand der Ermittlungen.«
    Seine Stimme klang niedergeschlagen. Sie fühlte sich selbst auch nicht viel besser, und das wusste er wahrscheinlich.
    Sie seufzte und ließ das Kissen aufs Bett fallen, das sie gerade bezog. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Ich denke, sogar Casper ist völlig sprachlos. Er hat mich bisher kein einziges Mal angerufen, um sich nach dem Fortschritt der Untersuchung zu erkundigen.«
    »Nein«, antwortete Doherty, »er hat
mich
angerufen, und er ist keineswegs sprachlos. Er war sogar ziemlich wortgewaltig. Er will, dass ich auf der Stelle losziehe und jemanden verhafte.«
    »Ich könnte eine kleine Pause gebrauchen«, fuhr Doherty fort. »Wie wäre es, wenn du heute Abend zum Essen zu mir kommst? Ich verkrafte solche Fälle besser. Ich habe da mehr Erfahrung.«
    »Du willst mir doch nicht weismachen, dass du schon mal Mordopfer gesehen hast, die man mit der Spülkette einer Toilette erdrosselt hat?«
    »Eher selten.«
    Honey schaute zum Fenster, wo die Frühlingssonne versuchte, die ersten zartgrünen Triebe an Büschen und Bäumen hervorzulocken. Ein ganzes Heer von Osterglocken reckte |28| die strahlend gelben Trompeten zum Himmel, als wollten sie einen stummen Willkommensgruß entbieten.
    Die Sonne weckte auch in ihr den Wunsch, den Winter endlich hinter sich zu lassen.
    »In Ordnung. Legere Kleidung oder Abendrobe?«
    »Was immer deine Figur am besten zur Geltung bringt.«
    Ihr Gespräch wurde unterbrochen. Philippe Fabieres Assistentin, die sich immer noch im Hotel aufhielt, war nun wohl ungeduldig geworden und hatte Lindsey geschickt, um Honey zu rufen. Also entschuldigte sie sich bei Doherty und legte auf.
    Camilla Boylan hatte ein herzförmiges Gesicht und kohlrabenschwarze Augen, außerdem rote Lippen und pechschwarzes Haar, das zu einem geometrischen Bob geschnitten war. Sie wirkte dadurch sehr distanziert, was im krassen Gegensatz zu ihrer direkten Ausdrucksweise stand.
    »Die Männer wollen nicht bleiben. Ich kann da nichts machen. Das hängt mit dem Erbe zusammen. Sie bekommen ihr Geld erst, wenn da alles geklärt ist.«
    Honey fluchte leise vor sich hin. »Warum zum Teufel hat Philippe kein Testament gemacht?«
    Camilla zuckte mit den schmalen Schultern. »Weil er nicht damit gerechnet hat, dass er sterben würde. Tun wir doch alle nicht, oder?«
    »Aber ich habe doch einen Vorschuss gezahlt!«
    Einen Vorschuss von dreitausend Pfund. Für eine Bank war das vielleicht nicht sonderlich viel, aber doch genug, um den Filialleiter nachdenklich zu stimmen, ehe er den Überziehungskredit genehmigte. Honey schaute an die Stelle, wo die blaue Wandfarbe aufhörte und der nackte Putz begann. Irgendwie sah der Gips neben dem Blau ein bisschen aus wie ein Buckelwal. Und ein kleiner Farbtupfer wirkte wie ein Auge.
    Als Camilla erklärte, was für Probleme es mit dem Erbschein gab und dass man Philippes Konten eingefroren hatte, froren auch Honeys Gesichtszüge ein. Sie hatte keine |29| Lust, auf einem halbfertigen Wandgemälde hocken zu bleiben.
    »Warten Sie mal«, sagte sie und streckte die Hand vor, wobei die Handfläche zu Camillas Porzellanpuppengesicht zeigte. »Haben Sie eine Ahnung, wie sich das auf meine Geschäfte auswirkt? Ich habe für die nächsten beiden Wochen keine Zimmerbuchungen angenommen, weil ich davon
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