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Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Helga Schimmer
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er sich ein neues Leben auf, indem er sein Informatikstudium fortsetzt und gleichzeitig für eine EDV-Firma arbeitet.
    Schließlich wird Adrian Kertész im Juni 1999 bedingt entlassen. Vier Psychiater kommen in sieben Gutachten zu dem Schluss, dass für ihn ein stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt nicht mehr notwendig wäre. Es gäbe keine erkennbaren Anzeichen dafür, dass er jemals einen gefährlichen Rückfall erleiden würde, meinen die Ärzte. Selbstverständlich erfolgt die Entlassung unter strengen Auflagen: Adrian muss seine Medikamente pünktlich einnehmen, sich weiterhin einer Psychotherapie unterziehen und vierteljährlich zur Kontrolle im Pavillon 23 erscheinen.
    Rückfall nach dem Bankrott
    Mehrere Monate lang geht alles glatt. Adrian ist psychisch stabil und hält sich an die Vorschriften des Gerichtes, bis er im März 2000 nicht zu einem Kontrolltermin kommt. Der zuständige Arzt auf der Baumgartner Höhe macht sofort Meldung bei der Justiz, wobei er den Verdacht äußert, dass Adrian sich höchstwahrscheinlich in Ungarn aufhält. Der Psychiater liegt mit seiner Vermutung richtig, der Patient ist ins Herkunftsland seiner Eltern übersiedelt – nachdem er seine Mutter beerbt hat. Weil man Kertész ja aufgrund seines Geisteszustandes die Verantwortung für den Mord an Rebeka abgesprochen hat, war er erbwürdig und erhielt ihr Vermögen von rund fünf Millionen Schilling.
    Zu einer Rückholaktion nach Österreich kommt es nicht, da der einstige Muttermörder mit Dokumenten belegen kann, dass er in Ungarn psychiatrisch betreut wird, einen festen Wohnsitz nahe der rumänischen Grenze hat und einer regelmäßigen Beschäftigung nachgeht. Adrian hat das Geld der Mutter in die Gründung einer Handelsfirma investiert und bemüht sich außerdem, ehemalige Besitzungen seiner adeligen Vorfahren wiederzuerlangen. Da sich sowohl Firmengeschäfte wie Rückforderungen als Pleite erweisen, hat er das Erbe jedoch schon im Oktober 2000 verspielt.
    Mit dem Bankrott gerät der Seelenzustand des Schizophrenen erneut ins Wanken. Adrian greift zum Alkohol, vergisst auf seine Medikamente und erleidet einen weiteren psychotischen Schub.
    Auch diesmal enden seine Wahnvorstellungen in einem tätlichen Angriff: Unter der fixen Idee, sein Zimmervermieter wäre das Mitglied einer Mafiabande, fällt Kertész im November 2000 mit einem Messer über den Mann her. Der Hotelier, dem die allmähliche Veränderung an seinem bisher ruhigen und freundlichen Pensionsgast aufgefallen war, hatte glücklicherweise einen Angestellten gebeten, ihn zu begleiten, als Adrian ihn zu sich ins Zimmer rief. Zu zweit können sie den tobenden Kertész in dem Raum einsperren und die Polizei verständigen.
    Adrian wird in eine psychiatrische Klinik in Debrecen eingewiesen. Die dortigen Ärzte, die seine Vorgeschichte kennen und daher um seine Gefährlichkeit wissen, stellen ihn mit hohen Medikamentendosen ruhig. Im Februar 2001 liefert man ihn dann nach Wien aus. Zielort: Justizanstalt Josefstadt, gesonderte Abteilung der Krankenstation. Hier sitzt der inzwischen 34-Jährige in Untersuchungshaft, bis ihm wenige Wochen später wegen schwerer Nötigung der Prozess gemacht wird.
    Neuerlich erklärt das Gericht ihn für unzurechnungsfähig zum Zeitpunkt der Tat, und Adrian Kertész wird zum zweiten Mal in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht. Ob er sich noch immer dort aufhält oder schon wieder in Freiheit lebt, verraten die Justizbehörden nicht. Bleibt zu hoffen, dass die Prognosen beim nächsten Dispens zutreffen.
    Gerichtsmediziner als Täter
    „Bruno präsentierte sich dem Kriminalbeamten als etwas zurückgebliebener Neandertaler. Das fliehende Gesicht mit vortretendem Unterkiefer, starken Backenknochen und der breit aufgesetzten Nase, die niedrige, weit nach hinten fliehende Stirn mit dem anschließenden Flachschädel, die überlangen, stets nach unten hängenden Arme an dem gedrungenen, leicht nach vorne gebeugten Rumpf erinnerten mit den kleinen, merkwürdig bald stumpfen, bald lebhaften tiefliegenden Augen an einen großen, starken Menschenaffen.“
    Mit diesen Worten beschreibt Bernd Wehner, ehemaliger Kriminalrat und SS-Hauptsturmführer des Reichskriminalpolizeiamtes und späterer Leiter der Kripo Düsseldorf, 1950 im Magazin „Der Spiegel“ das Aussehen von Deutschlands angeblich größtem Massenmörder. Abgesehen von seiner diskriminierenden Diktion hat Wehners Text noch einen anderen, gewaltigeren
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