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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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Es scheint ja wirklich so zu sein, dass sie Ärger mit ihrer Oma bekommt, wenn sie sie nicht mehr hat. Und dann kann die arme Maus ihr Haus nicht behalten, ganz zu schweigen von ihrer Idee mit dem Laden für Designer-Strickwaren.«
    »Mit tollen Ideen ist es im Augenblick bei mir nicht so weit her«, sagte Kate. »Jedes Mal, wenn bei mir zu Hause das Telefon klingelt, ist es entweder mein Agent oder der Verleger, die wissen wollen, wie weit ich mit dem Buch bin und ob ich nicht bald mal einen Entwurf schicken könnte und ob mir nicht klar wäre, dass die Leser mich vergessen, wenn mehr als ein Jahr zwischen den Büchern läge. Sollte ich also innerhalb der nächsten zehn Minuten eine gute und kreative Idee haben, würde ich sie sofort in mein Exposé übernehmen. Rose wird sich wohl eine eigene Lösung für ihr Problem stricken müssen.« Ihre Gedanken schweiften ab zu den leeren weißen Blättern, unberührten Notizblöcken und jungfräulichen Disketten, die in ihrem Arbeitszimmer auf sie warteten.
    Sie liefen den flachen, federnden Weg am Kanal entlang Richtung Oxford. Penny konsultierte ihre Stoppuhr und erklärte, sie müssten ein bisschen auf die Tube drücken, wenn sie es in der üblichen Zeit schaffen wollten. Die Gespräche schliefen ein, als sich alle mehr auf das Laufen konzentrierten. Sie joggten durch die leeren Seitengässchen der Stadt, über Kopfsteinpflaster und vorbei an Colleges, die seit vielen hundert Jahren ihr Aussehen nicht verändert hatten. Aus der Küche des Lincoln College drang ein köstlicher Duft nach frischem Kaffee und gebratenem Speck, bei dem Kate fast schwarz vor Augen wurde. Wie sie Camilla jetzt um ihren frühen Imbiss beneidete!
    Zwanzig Minuten später formierten sie sich wieder zu einer homogenen Gruppe, um gemeinsam die Fridesley Road zu überqueren und die verbleibenden wenigen hundert Meter durch die Straßen der Vorstadt zu joggen, wo sie alle wohnten. Kate hatte mittlerweile einen Zustand von Hochstimmung erreicht, der ihr unbegrenztes Vertrauen in ihre körperliche Leistungsfähigkeit einflößte. Nach dem Überqueren der Straße sprintete sie los, einfach nur, um das Vergnügen an der Geschwindigkeit auszukosten. Aber die Hochstimmung dauerte nur ein paar Minuten. In ihrer Geschwindigkeitseuphorie geriet sie auf eine Unebenheit im Straßenpflaster und verdrehte sich ziemlich schmerzhaft das Fußgelenk. Eine Weile hüpfte sie auf einem Bein vorwärts, ehe sie ganz langsam und vorsichtig weiterjoggte.
    »Das sollte dir eine Lehre sein«, rief Camilla, als sie überholte.
    »Habt ihr nicht Lust, auf einen Kaffee zu mir nach Hause zu kommen?«, fragte Rose mit hoher und wegen der Aufregung über den unüblichen Vorschlag schriller Stimme.
    »Aber höchstens zehn Minuten«, sagte Kate, die an ihren wartenden Computer und den zwar fernen, aber ungeduldigen Agenten dachte. Trotzdem wollte sie Rose nicht vor den Kopf stoßen. Um sich herum vernahm sie das Murmeln von Leuten, die zwar viel lieber in ihren eigenen Küchen Kaffee getrunken hätten, es aber nicht übers Herz brachten, ein hilfsbedürftiges Gruppenmitglied zu enttäuschen. Selbst Yvonne meinte: »Ach ja, zehn Minuten kann ich erübrigen. Und schließlich müssen wir irgendwas wegen dieser Oxford-Dose unternehmen, nicht wahr, Rose?«
    Noch immer gefiel Kate ihr merkwürdiger Ton nicht.
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    1 Berühmter, sehr auffälliger Kuppelbau in Oxford

3. KAPITEL
    S
    ie gingen zu Rose nach Hause und standen verlegen in der Küche herum, während Rose Tassen und Pulverkaffee zusammensuchte. Natürlich hatte Theo den elektrischen Wasserkocher mitgehen lassen, daher musste Rose sich mit einem großen Topf behelfen, um das Wasser zu erhitzen. Allen fiel auf, wie leer und öde das Haus wirkte. Trotz Pennys tröstlicher Worte erinnerte hier nichts an das von ihr heraufbeschworene Bild von viel Raum und minimalistisch schicker Möblierung. Überhaupt – schick war wirklich anders. Rose hatte einen Hang zu Laura Ashleys Blümchenkitsch, und die Rüschen und Spitzen betonten auf fatale Weise die leeren Stellen, wo Theo vermutlich ein Möbelstück entfernt hatte. Auf den verbliebenen Ablageflächen lagen entweder Wollknäuel oder ein Stück Gestricktes samt Nadeln herum.
    »Lass nur, Rose, ich verteil das schon«, sagte Yvonne und nahm Rose die Tassen ab. »Hast du irgendwo Zucker und Milch?« Kate sah sich um. An den Wänden hingen Schaubilder und Skizzen; sie stellten Ausschnitte von Blumen, Blättern oder auch Vögeln dar, die Rose
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