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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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Schrank aus und stell die Möbel im Wohnzimmer um. Mehr Platz zu haben kann was ganz Tolles sein. Und Camilla hat Recht: Rechne aus, wie viel du brauchst und bitte deine Großmutter um eine Kapitalspritze für einen eigenen Laden.«
    »Aber er hat ihre Dosen gestohlen!« Roses Stimme wurde schrill. Ein wütendes Aufstampfen auf dem Trimmpfad unterstrich jedes einzelne Wort. »Sie wird mir nie und nimmer auch nur zuhören.«
    »Dosen? Was für Dosen?«, fragte Camilla. »Und was um alles in der Welt haben sie mit dem Ganzen zu tun?«
    »Na, Emaille-Dosen!«, schrie Rose.
    »Ach, du meinst das Zeug aus Battersea?«, fragte Camilla.
    »Die Battersea-Manufaktur hat nur sechs Jahre lang gearbeitet«, erklärte Rose. Plötzlich klang ihre Stimme ungewöhnlich gebieterisch. »Echtes Battersea ist sehr selten und furchtbar teuer. Meine sind aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, aber auch ganz schön wertvoll.«
    »Na, dann nimm dir einen Rechtsanwalt und fordere sie zurück«, riet Camilla.
    »Er hat mir die halbe Sammlung dagelassen«, gestand Rose.
    »Das war doch eigentlich fair, oder?«
    »Aber die Dosen gehören meiner Großmutter. Als kleines Mädchen durfte ich immer damit spielen, wenn ich besonders brav gewesen war. Sie hat mir immer Geschichten darüber erzählt, wo sie jede einzelne herhatte. Auf dem Deckel meiner Lieblingsdose stand › Lebe , um zu sterben , und stirb , um zu leben .‹ Aber die hat Theo mitgenommen.«
    »Das war gemein von ihm«, ließ sich Kate vernehmen.
    »Meine Großmutter hat sie uns zur Hochzeit geschenkt und daher meint Theo, dass er ein Anrecht auf die Hälfte hat. Hat er aber nicht! Sie gehören Oma und mir. Nächsten Monat will sie nach Oxford kommen und mich besuchen. Sie rastet aus, wenn sie erfährt, dass Theo mich wegen einer anderen Frau verlassen hat. Aber wenn sie rauskriegt, dass er auch noch die Hälfte der Dosen hat mitgehen lassen, trifft sie der Schlag. Sie wird mir erklären, bei mir wäre sowieso Hopfen und Malz verloren und alles sei allein meine Schuld. Auf keinen Fall wird sie Geld rausrücken.«
    Sie klang, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
    »Ganz schön kompliziert«, sinnierte Kate.
    »Vor allem hat er die Oxford-Dose gestohlen«, fuhr Rose mit finsterer Stimme fort. Sie schien vorauszusetzen, dass sie alle wussten, was das war.
    »Doch nicht etwa eine von diesen Trauer-Dosen?« Yvonne klang plötzlich sehr interessiert. »Willst du etwa behaupten, du besitzt eine von John Parrish hergestellte Dose?«
    »Könnte uns anderen vielleicht mal jemand erklären, wovon ihr da redet?«, schimpfte Camilla.
    »Man nennt sie Oxford-Dosen, weil sie zwischen 1825 und 1835 von einem gewissen John Parrish in Wolvercote hergestellt wurden«, klärte Rose sie auf. »Später verlor sich das Interesse an Emaille-Dosen, und die Manufaktur wurde geschlossen.«
    »Und was hat das mit Trauer zu tun?«, wollte Camilla wissen.
    »Die Döschen waren als Erinnerung gedacht«, dozierte Yvonne. »Zum Beispiel an einen lieben Verstorbenen oder auch an die eigene Sterblichkeit. Die Oxford-Dosen stellten so etwas wie Souvenirs für Touristen dar, aber mit moralischem Hintergrund.«
    »Eine geradezu unschlagbare Kombination«, stellte Camilla fest. »Vielleicht sollte man sich überlegen, sie wieder in den Andenkenläden von Oxford zu verkaufen.«
    »Die Manufaktur von Oxford war auf eine tiefblaue Farbe mit winzigen dunkelroten Sprenkeln spezialisiert. Man nannte es Oxford-Blau. Die Details wurden mit Gold hervorgehoben. Meine Dose hat die Form der Radcliffe Camera 1 «, sagte Rose.
    »Gott, wie kitschig«, stöhnte Camilla.
    »Aber von hohem Sammlerwert«, konstatierte Yvonne. »Hat der Deckel Scharniere? Und ist eine Inschrift drauf?«
    »Du scheinst dich ja wirklich auszukennen, Yvonne«, wunderte sich Kate.
    »Nur ein bisschen«, sagte Yvonne. »Unter Sammlern haben diese Dosen einen guten Ruf. Vor allem seit der großen Ausstellung.«
    »Die Inschrift lautet: Lebe , um zu sterben , und stirb , um zu leben «, gab Rose Auskunft. »Und wenn man den Deckel hochhebt, ist darunter eine kleine Elfenbeinschnitzerei.«
    Yvonnes Atem beschleunigte sich hörbar.
    »Ein Totenschädel«, fuhr Rose fort, und Yvonnes Ausatmen klang fast wie ein Pfiff.
    »Ist der Totenkopf immer noch in der Dose?«, wollte sie wissen.
    »Sicher. Zumindest war er das, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.« Wieder schniefte Rose.
    »Dann ist sie ja genau wie die Dose, die sie letzten Monat bei
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