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Mord in Oxford

Mord in Oxford

Titel: Mord in Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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ein Konzept, das du deiner Oma vorlegen kannst. Sie wird merken, dass es dir wirklich ernst mit der Sache ist.«
    Der Pfad lag ein Stück oberhalb der überschwemmten Wiesen und vermittelte ihnen den Eindruck, über Wasser zu laufen. Zauberhaft, dachte Kate. Ihre Laune besserte sich zusehends. Jedes Mal, wenn sie die ersten 20 Minuten Jogging geschafft hatte, ging es ihr besser; das Ende der Schinderei war abzusehen. Wenn sie es recht betrachtete, war die Schinderei eigentlich gar nicht so schlimm. Und ihre Lunge arbeitete jetzt auch erheblich effizienter. Nur weiter so, motivierte sie sich selbst. Du kannst es. Du schaffst es. Insgeheim dankte sie dem Lauftreff Fridesley aus tiefstem Herzen. Die in weitem Abstand voneinander dahinzockelnde Truppe merkte nichts von der Welle aus Kameradschaftsgefühl und Dankbarkeit, die über sie hinwegschwappte. Gleich würde die Stadt Oxford mit ihren Bäumen und Türmen jenseits der Wiese aus der Dämmerung auftauchen. Über den Anblick freute Kate sich jedes Mal wieder aufs Neue.
    »Lass den Mann doch sausen«, sagte Penny gerade. »Geh runter zum Supermarkt, hol dir ein paar leere Kartons und dann pack seinen ganzen Krempel da rein. Seine Streifenhemden, am besten ungewaschen, seine Seidenkrawatten, seine Unterhosen. Immer rein damit. Falte sie nur, wenn du es gar nicht lassen kannst. Weg mit seinen blöden Science-Fiction-Büchern, weg mit den Batman-Comics und diesen scheußlichen viktorianischen Glasvasen …«
    »Die viktorianischen Vasen gehören aber mir«, wandte Rose gekränkt ein.
    »So ein Pech. Dann wirst du sie wohl oder übel behalten müssen, nehme ich an. Aber wenn du den Kram zusammengepackt hast, schmeißt du einfach alles auf die Straße. Äußerst therapeutische Maßnahme. Wenn du Lust hast, kannst du auch noch drauf rumtrampeln.«
    Irgendetwas musste dran sein am Joggen, dachte Kate. In Penny und Camilla brachte es jedes Mal ziemlich aggressive Seiten zum Vorschein. Allerdings wirkte Penny immer ein wenig herrisch. Camilla hingegen zeigte sich sonst eher still und sehr zurückhaltend. Kate erinnerte sich des scheuen Kindes, das sie vor mehr als 20 Jahren kennen gelernt hatte und das von allen Leuten nur Millie genannt wurde. Heute behandelte man sie in ihrer Eigenschaft als Schulleiterin mit erheblich mehr Respekt. Vielleicht lag es an den Anforderungen ihrer Arbeit, am sozialen Engagement und der Pflicht, sich selbst immer im Zaum halten zu müssen, dass sie sich beim Joggen manchmal so gehen ließ.
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Rose. »Er hat seine Sachen längst gepackt.«
    »Am Fluss müssen wir rechts abbiegen«, erklärte Penny. »Wir könnten zwar am Postle vorbeilaufen, aber auf der Wiese steht das Wasser noch zu hoch. Wir nehmen den Weg über die Folly Bridge.«
    »Die Sache ist die«, fuhr Rose fort, nachdem alle Pennys Vorschlag zugestimmt hatten, »Theo ist im Haus gewesen, als ich zum Großeinkauf war. Ich fahre nämlich immer zum Supermarkt in Abingdon«, fügte sie hinzu. »Dafür brauche ich mindestens anderthalb Stunden, manchmal auch länger, wenn ich mir zwischendurch eine Tasse Kaffee leiste. Theo hat gewartet, bis ich weg war, ist mit einem gemieteten Lieferwagen vorgefahren, hat die Hälfte der Möbel eingeladen und sie in die Redbourne Road gebracht.«
    »Das ist bestimmt mindestens zweihundert Meter entfernt«, sagte Camilla sarkastisch.
    »Also wohnt er schon bei ihr?«, wollte Yvonne wissen. Wieder fiel Kate ein Anflug von Belustigung in ihrer Stimme auf.
    »Ja, er wohnt bei Lynda. Ich vergesse ständig ihren Nachnamen, aber ihr wisst schon, wen ich meine. Massen von sehr blondem Haar. Sie ist Sprecherin bei irgendeinem Aufnahmestudio.«
    »Bodybuilding-Schultern und Strumpfhosen mit Marinemuster«, sagte Camilla. »Gilman oder Gorman oder Kernan oder so.«
    »Große Füße und dicke Knöchel«, sagte Kate und hoffte, die unglückliche Rose damit ein wenig aufheitern zu können.
    »Mal ganz ehrlich, wer guckt bei der schon auf die Füße?«, fragte Camilla.
    Ihre eigenen Füße klapperten auf dem Weg vom Kanal zum Fluss über die Holzbrücke. Das Echo hallte vom Wasser wider; aus den Bäumen flatterten erschrockene Tauben auf. Die Jogger liefen zwischen den noch tief überschwemmten Wiesen auf die verschlossenen Fensterläden des Peacock Inn zu, ließen Wolvercote rechts liegen und wandten sich wieder Oxford zu.
    »Du solltest deine Strickmaschine in sein Arbeitszimmer verfrachten, Rose«, riet Kate. »Breite deine Klamotten im
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