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Mord in Londinium

Titel: Mord in Londinium
Autoren: Lindsey Davis
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schau dir das an, du kannst diese Kammer füllen, und es feuert eine ganze Ladung Bolzen ab, ohne dass man nachladen muss …« Amüsiert bemerkte ich Frontinus unter ihnen.
    Schließlich riss sich der Statthalter los und sorgte dafür, dass die Gefangenen sicher untergebracht wurden, alle bis auf Norbanus. Den wollte Petro sich persönlich vorknöpfen.
     
    Sobald das Zollhaus für uns geräumt war, nahmen wir Norbanus mit hinein. Petro hob beim Reingehen sein Schwert auf. Zuerst trat er eine andere Waffe beiseite, nahm sie dann aber hoch – eine der bösartigen, von Hand gehaltenen Armbrüste. »So eine wollte ich schon immer haben.«
    »Schau mal, die hat eine Hochgeschwindigkeits-Sperrklinke und einen perfekten Abzug – und jemand hat sie gespannt. Muss der hilfreiche Florius gewesen sein. Lass sie uns mal ausprobieren«, sagte ich höhnisch, um unserem Gefangenen zu drohen. Wir hatten ihn nicht mal gefesselt. Warum auch. Norbanus schien sein Schicksal hinzunehmen, und der Kai draußen war voller Legionäre. Einige waren hier drinnen geblieben, aber Petronius schickte sie raus; Zeugen wegzuschicken ist immer bedrohlich für einen Gefangenen.
    »Ich hab Sie hier ins Dunkle gebracht, wo die Öffentlichkeit nichts mitbekommt«, teilte Petronius Norbanus freundlich mit. »Nur für den Fall, dass ich meine Manieren vergesse.« Die Vigiles waren bekannt für ihre brutalen Verhörmethoden.
    »Du könntest ihn unter einer Kiste mit Ballast festschnüren«, schlug ich vor, »wie Florius das mit dir gemacht hat – oder ist das zu gut für ihn?« Unerwartet trat ich Norbanus gegen das Schienbein. Ich trat sehr fest zu. »Wo ist Maia?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Der Geschäftsmann klang noch wie immer. Zu erfahren, dass er ein hochkarätiger Verbrecher war, hätte unsere Wahrnehmung verändern sollen. Jetzt wussten wir, dass seine Glattzüngigkeit und sein freundliches Lächeln Täuschung waren, und doch blieb er sich treu. Es war echt. Auf diese Weise gelingt es manchen Bandenführern, die Autorität aufrechtzuerhalten: Außer dem gelegentlichen Abgleiten in Mord haben sie ein gewinnendes Wesen.
    »Hattet ihr sie je in eurer Gewalt?«, wollte Petronius wissen. Er war der Profi, und ich überließ ihm die Führung.
    »Eine kleine Täuschung.« Norbanus rieb sich das Bein, gegen das ich getreten hatte. Normalerweise hab ich es nicht mit Brutalität, aber meine Schwester wurde nach wie vor vermisst, und ich spürte kein Bedauern.
    »Ist sie zu Ihrer Villa gekommen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Florius war dort. Hat er sie gesehen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Das müsst ihr schon selber rausfinden.«
    »Sie geben zu, dass Sie Partner sind?«
    »Ich gebe gar nichts zu. «
    Petronius fing meinen Blick auf. Das würde eine lange Geschichte werden. Möglicherweise bekamen wir überhaupt nichts Brauchbares aus ihm raus.
    Helena erschien im Türeingang. Petronius hielt inne, wollte nicht, dass sie mitbekam, was wir mit dem Dreckskerl anstellen würden.
    »Marcus …« Sie schien nicht bereit zu sein, sich in unmittelbarer Nähe von Norbanus aufzuhalten, oder wollte nicht sehen, was wir mit ihm vorhatten.
    »Wenn es nicht dringend ist, kann ich gerade nicht.«
    Ich hatte sie gebeten, mit dem Statthalter in die Residenz zurückzukehren, aber sie wurde immer anhänglich, wenn ich in Gefahr gewesen war.
    »Lass nur«, sagte Helena rasch.
    »Nein, warte. Was ist?«
    »Ein Boot.«
    »Fährt es weg?«
    »Es kommt. Hat einen gebrochenen Mast.« Das schien unwichtig zu sein.
    »Solange es nicht Florius auf der Flucht ist.«
    »Nein, mach dir keine Sorgen«, versicherte mir Helena und zog sich zurück.
    Ich meinte, draußen aufgeregte Stimmen zu hören, aber die schweren Türen hielten fast alle Geräusche ab. Petronius und ich nahmen das Verhör wieder auf.
    »Jupiter war eine nette Idee«, sagte ich bewundernd zu Norbanus. »Der Gott des Weines, der Weiber und des Wetters. Auch ein Machtsymbol … Aber jetzt merken Sie, Norbanus, dass der Gedanke, Sie hätten irgendwelche Macht, ein Mythos war.«
    Petronius legte die Armbrust ab und stieß Norbanus mit der flachen Hand quer durch das Büro, in dem wir ihn gefangen hielten. Es war eine sanfte, ermutigende Geste; noch benötigten wir nichts Dramatisches.
    »Ich möchte wissen …« Petros Stimme war leise. Das machte es schlimmer. »Ich möchte alles über Ihr schmutziges Imperium wissen – hier und in Ostia und Rom. Norbanus, Sie werden mir von jeder Schiebung,
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