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Mord an der Leine

Mord an der Leine

Titel: Mord an der Leine
Autoren: Hannes Nygaard
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Bewohner
wegrationalisiert. Die Arbeit hat ein mobiler Service übernommen. Seitdem wurde
hier schon lange niemand mehr gesehen. Dafür hat mir jemand aus dem Haus den
Hintereingang gezeigt. Er führt durch den Keller in den Garten. Vor der Tür haben
einige Mieter aber ihr Gerümpel abgestellt. Eine Kommode, Kartons, eine
Teppichrolle. Dort ist mit Sicherheit keiner durchgekommen.«
    »Also muss der Täter das Haus durch den Vordereingang
betreten und auch wieder verlassen haben«, folgerte Frauke.
    »Deshalb habe ich es Ihnen erzählt.«
    Sie sah Putensenf an und lächelte dabei. »Es gibt noch
eine andere Möglichkeit.«
    »Welche?«
    »Der Täter gehört zu den Hausbewohnern.«
    »Das kann ich mir kaum vorstellen«, erwiderte
Putensenf. »So wie der Tote zugerichtet war.«
    Frauke schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln.
    »Wir werden sicher noch häufig unterschiedlicher
Auffassung sein«, schimpfte Putensenf und entfernte sich durch den Regen in
Richtung Hauseingang.
    Frauke folgte ihm einen Moment später. Im Hausflur
traf sie Nathan Madsack. Der schwergewichtige Hauptkommissar kam schnaufend die
Treppen herab und hielt sich dabei vorsichtig am Geländer fest. Frauke
vermutete, dass sich die einzelnen Stufen vor ihm seinem Blick entzogen. »Da
oben kommt allmählich Ordnung hinein«, erklärte er und ließ sie passieren.
    Sie traf Hauptkommissar Richter im Büro der Sekretärin
an. Er saß hinter dem Schreibtisch und blickte kurz auf, als sie eintrat.
»Hallo. Haben Sie etwas Interessantes herausbekommen?«
    Frauke berichtete kurz. Dann wies Richter auf das
Paket, das der Bote angeliefert hatte. »Ich habe es durch die Technik öffnen
lassen, nachdem die Kollegen es zuvor untersucht und mögliche Spuren gesichert
hatten.«
    Frauke besah sich den Inhalt. »Was ist das?«, sagte
sie mehr zu sich selbst. »Das sind ja Steine. Die haben einen besonderen
Schliff.«
    »Ich hatte gehofft, eine Frau versteht mehr davon als
wir Kerle«, sagte Richter. »Ich würde auf Halbedelsteine tippen. Kommt übrigens
aus Italien, wenn man dem Absender glauben darf. Aber das wird unsere nächste
Aufgabe sein.«
    »Für Edelsteine scheint mir der Schliff zu rau«, sagte
Frauke zweifelnd und strich vorsichtig mit der Fingerkuppe über die Oberfläche.
Dann beugte sie sich herab und betrachte den Paketinhalt gegen das Licht. »Kein
Schimmern, kein Glänzen. Alles wirkt so duff.«
    »Wir werden einen Experten befragen«, sagte Richter
und tippte mit dem Zeigefinger auf den Ordner, in dem er las. »Ich stöbere ein
wenig in den Akten. Vielleicht finden wir darin etwas Aufschlussreiches.«
    »Sie sagten, Sie würden das Opfer von früher kennen?«
    Richter fuhr sich gedankenverloren mit der Hand über
die Mundwinkel. »Kennen ist zu viel. Wir haben vor zwei Jahren gegen eine
Gruppe von Fleischhändlern ermittelt, die im Verdacht standen, im großen Stil
mit Gammelfleisch gehandelt zu haben. Dabei ging es auch um Steuerhinterziehung
und unrechtmäßigen Bezug von Subventionen aus Brüssel. Marcello Manfredi war in
dieses Netzwerk eingebunden. Wir konnten ihm allerdings nichts beweisen. Und so
wurde die Anklage gegen ihn verworfen.«
    »Gegen alle Beschuldigten?«
    »Nein. Ein paar sind im Netz hängen geblieben. Gegen
zwei werden noch Beweise zusammengetragen. Die Staatsanwaltschaft scheint sich
sehr schwerzutun. Es ist ein nicht leicht zu durchschauendes Netzwerk zwischen
den mafiösen Strukturen, den Interessen der örtlichen Politik, die Betriebe und
Arbeitsplätze erhalten wollen, und Beteiligten, die nach außen ein sauberes
Hemd vorweisen, aber dennoch von den Geschäften profitieren. Banken zum
Beispiel.«
    »Und das alles hat sich hier in Hannover abgespielt?«
    »Nein«, wehrte Richter ab. »Schwerpunkt der
Ermittlungen war Oldenburg. Dort sitzt die ›Schweine-Mafia‹, wie ich sie einmal
genannt habe, was mir einen Verweis eingebracht hat.«
    Unbemerkt war Jakob Putensenf hinzugetreten und hatte
Richters letzte Worte gehört. »Wir waren uns zu guter Letzt nicht mehr sicher,
wer die wirklichen Schweine waren«, sagte der Kriminalhauptmeister. »Es fiel
schwer, zu unterscheiden, ob es die Tiere waren oder die Leute, die in diese
ganze Geschichte verstrickt waren.«
    Richter zeigte mit der Spitze seines Kugelschreibers
auf Putensenf. »Jakob war dabei. Es war unser erster gemeinsamer Einsatz.«
    »Und seither hatten Sie Kontakt zu Manfredi?«, fragte
Frauke.
    Richter straffte sich hinter dem Schreibtisch. »Wie
soll ich das
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